Sommerferien in Peking

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2010

Idee

Lisa und ihre Familie zeigen, wie bereichernd ein Leben in verschiedenen Kulturen sein kann.

Text

gewählte und höfliche Sprache, die mit vielen chinesischen Wörtern angereichert wird

Die Sehnsucht ist stärker als die Angst!

Vor drei Jahren ist Lisa mit ihrer Familie von China nach Deutschland gezogen. Sie fühlt sich hier wohl. Aber es ist ihr größter Wunsch, ihre Großeltern und ihre Freunde in Peking zu besuchen. Alleine traut sie sich auf den langen Weg in Richtung Heimat. Von Tag zu Tag fühlt sie sich immer mehr mit der chinesischen Kultur verbunden...

"Ein richtiger Kerl ist überall auf der Welt." Mit diesen Worten versucht Mama die neunjährige Lisa immer wieder zu besänftigen. Schon seit drei Jahren wohnen Lisa und ihre Familie in Schönau. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie in Peking. Lisas Mama ist Chinesin. Lisas Papa ist Deutscher und hat Lisas Mutter in Peking während seines Studiums kennen gelernt. Wegen eines guten Jobangebotes für Papa fiel die Entscheidung, in seine Heimat zu ziehen. Das war für Mama kein Problem. Sie ist weltoffen und konnte als Übersetzerin auch schnell Arbeit in Deutschland bekommen. Der neue Start verlief problemlos: Lisa gefällt ihre neue Schule sehr gut. Alle Kinder sind an ihr interessiert und löchern sie mit Fragen. Und schon bald freundet sie sich mit Emily an. Die nächsten Projekttage werden deswegen unter dem Motto "China" organisiert. Mama und Papa helfen tatkräftig mit und führen die Klasse in Unterschiede, Lebensgewohnheiten und Bräuche des fremden Landes ein. Die Familie wird zur Hauptattraktion. Lisa werden an diesen Tagen die Verschiedenheiten zwischen der deutschen und chinesischen Kultur besonders deutlich. Und sie hat nur einen Wunsch: in den Sommerferien möchte sie in ihre Heimat reisen, ihre Großeltern und ihre alten Freunde besuchen.

Mama und Papa sind von Lisas Wunsch gar nicht erfreut. Man kann ein neunjähriges Mädchen doch nicht alleine auf diese weite Reise schicken! Zu Hause herrscht für ein paar Tage dicke Luft. So sehr sich Lisa auch bemüht und zeigt, dass sie schon erwachsen ist, Mama und Papa wollen einfach nicht nachgeben. Doch dann kommt Lisa die geniale Idee! Sie wird ihre Großeltern direkt fragen, ob sie zu ihnen kommen darf. Der Grund dafür liegt klar auf der Hand: Mama macht fast immer, was Lao Ye und Lao Lao sagen. Sofort schreibt sie eine Email an ihre Großeltern. "Lieber Lao Ye und liebe Lao Lao, ich möchte euch in den Sommerferien besuchen kommen. Ich vermisse euch so sehr! Könnt ihr bitte Mama sagen, dass sie mir sofort die Flugtickets kaufen soll? Danke!" Und sie hat Glück, schon am nächsten Tag bekommt sie eine fröhliche Antwort. "Liebe Lisa, Du bist herzlich willkommen bei uns in Peking. Wir vermissen dich auch sehr. Zeige deiner Mama und deinem Papa unsere Email und sie werden bestimmt deiner Reise zustimmen." Gesagt, getan! Nachdem Mama die Nachricht gelesen hat, telefoniert sie fast eine Stunde mit Lao Ye. Dann steht die Entscheidung fest: Lisa darf fliegen!

Nun müssen viele Vorbereitungen getroffen werden. Lisa ist dankbar, dass Mama ihr mit ihrem Organisationstalent bei der Erledigung der To-Do-Liste hilft. Der große Tag des Abfluges rückt immer näher...
Natürlich ist Lisa aufgeregt aber der lange Flug verläuft ohne Probleme. In Peking angekommen, erwartet sie ein herzlicher Empfang. Lao Ye und Lao Lao haben ein richtiges Festessen für die Enkelin vorbereitet, alle Verwandten sind eingeladen. Lisa ist so froh, alle wiederzusehen und in ihrer alten, gewohnten Umgebung zu sein. Und nun sind auch Mama und Papa stolz auf ihre mutige Tochter. "Du bist stark wie ein Tiger!" Mit diesen Worten wünscht Mama ihr eine unvergessliche Zeit. Lisa genießt ihre Wochen in Peking in vollen Zügen. Sie begleitet Lao Ye zum Taiji und lernt von ihrer kleinen Cousine MiMi neue chinesische Wörter. Mehr und mehr wird ihr bewusst, wie sehr sie sich mit den chinesischen Traditionen und der Lebensweise verbunden fühlt. Deswegen steht ihr Wunsch bei ihrer Abschiedsfeier auch sofort fest: Sie möchte in den nächsten Ferien wiederkommen dürfen...

Leela Wang hat mit "Sommerferien in Peking" ein tiefgründiges Kinder- und Jugendbuch geschrieben. Schon nach den ersten Zeilen bemerkt der aufmerksame Leser, dass sie die Geschichte ihrer eigenen Tochter Alisa erzählt. Der multikulturelle Haushalt mit chinesischen und deutschen Wurzeln fasziniert. Das Zusammenleben der Familie verläuft geradezu vorbildlich. Immer wieder werden gegenseitiger Respekt und eine weltoffene Haltung deutlich. Umso größer wird dadurch die Spannung, ob Lisas Eltern sie auf die weite Reise nach Peking schicken. Doch auch hier zeichnet sich die Familie durch Vertrauen und dem Bestreben, das Wohl des Anderen zu fördern, aus.

Die detaillierten Beschreibungen und Erläuterungen binden den Leser von Anfang in Lisas außergewöhnliches Leben ein. Lisa wird als selbstbewusstes, zielstrebiges Mädchen dargestellt. Mit ihrer offenen, unkomplizierten Art ist sie ein echter Sympathieträger. Man gönnt ihr die vielen Glücksmomente während ihres Peking-Aufenthaltes nur zu sehr und verfolgt mit Freude jede weitere Entdeckung, die sie dort macht. Und unversehens wird der Leser die Geschichte freudig weiterverfolgen, da er jeden weiteren Tag Lisas miterleben möchte.

Die sensible und überlegt gesetzte Sprache unterstreicht den höflichen und gebildeten Umgangston in der Familie. Selbst Lisa und ihr kleiner Bruder Ricky haben eine manierliche Wortwahl, die für Kinder ihres Alters fast untypisch ist. Hierdurch wird die Harmonie des Buches jedoch bis zur letzten Seite bewahrt.

Im Verlauf des Buches lernt der Leser eine Vielzahl an chinesischen Wörtern und Traditionen kennen, die Interesse auf Mehr wecken und Lisas eigene Faszination zur chinesischen Kultur nachempfinden lassen. Dank des angehängten China-Glossars können alle unbekannten Begriffe nachgelesen werden.

Insgesamt gelingt es Wang, ein überzeugend authentisches und harmonisches Kinder- und Jugendbuch zu schaffen. Sie zeigt, wie stark und vertrauensvoll eine Mutterliebe sein muss, die eigene Bedenken und Ängste für den größten Wunsch der Tochter zurücksteckt. Gemäß dem Motto "Sei stark wie ein Tiger!" haben sowohl Mutter als auch Tochter viele wichtige Erfahrungen gemacht, die sie in ihrem weiteren Leben prägen.

Fazit:

Lisa erlebt die Suche nach der eigenen Identität als spannend und erlebnisreich. Junge Leser werden durch ihre Erfahrungen zum Erkunden fremder Kulturen angeregt. Lisa zeigt ihnen, wie bedeutsam und bereichernd es ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen.

Ina Kolöchter

 

Sommerferien in Peking

Leela Wang, Baumhaus

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