Das Müffelmonster Brüllala

Das Müffelmonster Brüllala
Das Müffelmonster Brüllala
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Sigrid Tinz
83%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2016

Idee

Ein kleines Märchen über ein fürchterliches kinderfressendes Monster, das feststellen muss, dass heutige Kinder keine Angst mehr vor Monstern haben, verpackt in ein schönes kleines Märchen.

Bilder

Gedeckte Farben, runde Formen, sieht insgesamt aus wie in den 70er siebgedruckt. Wer Retro mag, wird die Bilder lieben. Illustrator: Jacques Maes und Lise Braekers

Text

Rhythmisch, lautmalerisch und ein bisschen absichtlich lang formuliert, gibt der Sprache einen gemütlichen und verspielten Tonfall. Übersetzer: Rolf Erdorf

Es war einmal ein Kind, das sehr gern schaukelte. Zusammen mit seinem Papa ging es immer zu einer bestimmten Schaukel, auf einer Lichtung im Wald. Ganz in der Nähe lebte ein Monster, das gerne Kinder aß. Davon wusste das Kind nichts - und es interessierte sich auch eigentlich gar nicht für Monster. Es wollte einfach nur schaukeln ...

Das Buch sieht aus wie von früher, als wir noch Kinder waren: ein bisschen nach 60er, 70er Jahren, mit wenigen Farben, grün, rot und braun, eher blass als kräftig, dazu das dicke holzig wirkende Papier, richtig schönes Retrodesign. Auch die Geschichte beginnt klassisch, mit "Es war einmal" - es handelt sich also um eine Art Märchen und sowohl vom Tonfall als auch vom Inhalt bleibt dieses nostalgisch-altmodische Lesegefühl erhalten - für uns vorlesenden Erwachsenen zumindest, unsere Kinder haben ja nicht unbedingt die Erinnerung an "früher".Jedenfalls: Es war einmal ein kleines Kind, das sehr gern schaukelte, zusammen mit seinem Papa ging es immer zu derselben Schaukel bei dem Bauernhof mit den grünen Türen und den Frauen, die Pfannkuchen backten. Was das Kind nicht wusste, dass bei dem Bauernhof auch ein Monster lebte: das Müffelmonster Brüllala, das am liebsten kleine Kinder frisst - und als es in diesem Jahr erst im Herbst anstatt im Frühling aus seinem Winterschlaf erwacht, hat es nicht nur einen furchtbar schlechten Atem, sondern auch einen Riesenhunger - und es riecht den Duft des schaukelnden Kindes. Es schleicht sich an, spannt all seine Muskeln und Sehnen, wie Monster auf der Jagd es so machen, und dann schreit es "Brüllalalalaaah".

Wie das Monster aussieht, erfahren wir nicht, das bleibt der Fantasie überlassen, die Illustrationen zeigen immer nur einen kleinen Teil: man sieht es von hinten, oder einen Arm oder eben nur seinen großen Schatten. Das Kind und verschiedene andere Figuren - Tiere des Waldes im Wesentlichen - sind sehr konkret gezeichnet, der Rest eher abstrakt. Trotzdem ist jede Seite voller kleiner Details, von denen man bei jedem Lesen wieder neue entdeckt: der viele Kleinkram im Haus der pfannkuchenbackenden Frauen, die tanzenden Blätter, die verschiedene Fuß-Pfoten-Tatzen-Spuren oder dass das Monster sich ein Eichenblatt erst in die Form eines Kindes zurechtknabbert, bevor es das Blatt verspeist.

Woran wir merken: mit dem Kinderfangen wird es nicht klappen für das Monster. Denn in echt ist es ein nigelnagelmodernes Buch und das Kind ganz von heute. Es weiß nicht viel von Märchen und Müffelmonstern; und Angst vor denen hat es schon mal gar nicht. Es lacht und schaukelt einfach weiter. Wieder und wieder lässt das Monster sein "Brüllalalalaaah"-Geschrei los. Und das Kind lacht noch mehr und schaukelt immer noch. Hin und her, her und hin, als ob gar nichts wäre. Da wird Brüllala traurig, klemmt sich den Schwanz zwischen die Beine und verzieht sich, und muss sich von abgestorbenen Blättern mit Schleim und Brennnesseln ernähren. Und das Kind geht irgendwann nach Hause.

Das Buch ist lustig und nicht wirklich beängstigend, unter anderem, weil man das Monster eben nie in voller Gruselgestalt sieht. Aber natürlich gibt es auch heute noch Kinder, die Angst vor Monstern haben und für die könnte die Geschichte von Brüllala ein bisschen zu aufregend sein. Anderen kleinen Lesern kann es aber auch zu wenig Monster sein - oder zu unlogisch, denn das Monster könnte das Kind ja trotzdem fressen, ob es nun Angst hat oder nicht. Generell aber ist die ganze Geschichte lustig und so schräg, dass es mehr zu lachen als zu gruseln gibt. Die Sprache ist rhythmisch, lautmalerisch und ein bisschen absichtlich altmodisch formuliert, sie spielt mit Rhythmus und Wiederholungen und macht einfach Spaß. Und am meisten Spaß macht es den kleinen Lesern und Leserinnen, wenn sie wieder und wieder zusammen mit dem Monster "Brüllalalalaaah" schreien dürfen.

Fazit:

Ein schönes Buch. Ziemlich retro und doch gleichzeitig etwas ganz Eigenes. Bild und Ton treffen genau die Stimmung der Geschichte, etwas altmodisch, langsam, ein bisschen verträumt, wie das Kind vor sich hin schaukelt und sich so gar nicht vor dem brüllenden, kinderfressenden Monster fürchtet. Obwohl das Kind nicht gefressen wird, hat das Buch einen gewissen Angstfaktor, weswegen es nicht allen Kinder gefallen wird; und auch nicht allen Eltern. Aber wer es mag, der wird es lieben.

Sigrid Tinz, Juni 2016

Das Müffelmonster Brüllala

Jean-Paul Mulders, Bohem Press

Das Müffelmonster Brüllala

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