Atuk

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2009

Idee

Die Themen Hass und Rache sowie Freundschaft und Liebe werden sehr sensibel behandelt und in einem für Kinder in interessantem Umfeld aufbereitet.

Bilder

Wunderbare Illustrationen, die das Leben in der Tundra perfekt darstellen und die gefühlvolle Geschichte hervorragend tragen.

Text

An nordische Märchen erinnernder Erzählstil. Sehr gut verständlich und kindgerecht.

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*.
Die Geschichte des kleinen Inuit „Atuk" beginnt mit einer großen Freundschaft in der Arktis, zeigt was Enttäuschung und Hass bewirken können und endet letztendlich in der Liebe zur Natur.

Der kleine Atuk, bekommt zu seinem fünften Geburtstag einen kleinen braunen Hund und einen buntbemalten Schlitten geschenkt. Der schlaue Hund, Taruk, begleitete ihn überallhin, wälzt sich mit Atuk übermütig im Schnee und schläft eng aneinandergeschmiegt mit ihm ein. Gemeinsam sind sie glücklich. Doch als es Zeit für die Jagd wird, werden die beiden Freunde getrennt. Taruk soll später mal ein guter Schlittenhund werden. Daher spannt Atuks Vater Taruk mit den großen Hunden vor den Schlitten und braust davon.

Eine endlose Zeit des Wartens beginnt. Nach vielen Wochen kehrt der Vater heim, jedoch ohne Taruk. Als Atuk erfährt, dass der Wolf seinen Freund tot gebissen hat, schwört er Rache zu nehmen, wenn er ein großer Jäger ist. Atuk wächst heran und entwickelt sich zum stärksten aller Jäger, gefürchtet von allen Tieren der Tundra. Und so geht er eines Tages in den winterlichen Wald und tötet den Wolf.

Enttäuscht stellt er fest, dass ihn das gar nicht glücklich macht, sondern noch trauriger als zuvor. Sein geliebter Hund Taruk kommt nicht wieder zurück und alle anderen Tiere meiden den kleinen Inuit. Er hätte so gerne einen Freund. Da trifft er auf eine zarte, einsame Blume und ist überrascht, dass sie keine Angst vor ihm hat. Er betrachtet sie in all ihrer Schönheit und beschließt ,anstatt sie einfach zu zertreten, für immer ihr Freund zu sein, nach dem langen Winter auf sie zu warten und sie ewig vor dem rauen Wind zu beschützen.

Kein Wunder, dass dieses Buch bereits mehrfach (erstmals 1990) neu aufgelegt wurde. Denn „Atuk" behandelt die grundlegenden Bausteine der Friedenserziehung. Es unterstützt die Fähigkeit falsche Verhaltensmuster zu erkennen und liefert eine Anleitung zum bewussten Umgang mit negativen Gefühlen. Der kleine Jäger, der vom Hass getrieben Höchstleistungen erbringt, erkennt schließlich die Sinnlosigkeit der Rache und des Tötens.

Schwere Kost für ein Kinderbuch? Nicht wenn es so kindgerecht verpackt wird wie in Mischa Damjans „Atuk". Man könnte glauben, dass all das für das kindliche Gemütswesen in der o.g. Altergruppe zu viel ist bzw. nicht verstanden wird. Allein die Tatsache, dass der Wolf getötet wird, wobei wir den Kindern doch immer Friedfertigkeit gegenüber Mensch und Tier predigen, scheint zu brutal. Aber man sollte unsere Kinder niemals unterschätzen. Die eindeutige Reaktion Atuks nach dem Tod des Wolfes und die Feststellung, dass er viel trauriger als vor der Tat ist, ist absolut überzeugend dargestellt und verfehlt seine Wirkung nicht. Jedes Kind versteht, dass der kleine Inuit viele Freunde haben könnte - hätte er sich nicht, aufgrund seine Racheempfindungen, zu so einem Furcht erregenden Jäger entwickelt.

Viel schwieriger wird es zu erklären, wie denn eine Blume ein Freund sein kann. Denn schließlich steht die kleine Blume ja sinnbildlich für die Liebe zur Natur und bringt ihm die Lebensfreude zurück. Die Erklärung dieses versöhnlichen Endes der Geschichte sollten einmal mehr die großen Vorleser übernehmen. Das bietet gleichzeitig die wunderbare Möglichkeit das Thema „Respekt vor der Natur" anzusprechen.

Allerdings trägt dieses Buch nicht nur unzählige ernste Botschaften in sich. Es erzählt nämlich auch über die Glückseeligkeit von echter Freundschaft, von Liebe und von bedingungsloser Zuwendung. Andere Kinderbücher benötigen eine ganze Reihe um all diese Themen abzuhandeln. Hier wird, eingebettet in eine für Kinder interessante Geschichte, gezeigt, dass alles eng miteinander verwoben ist.

Abschließend müssen noch die wunderbaren Illustrationen von Jozef Wilkon erwähnt werden. Er zeigt, dass das traditionelle Leben der Inuit von extremen klimatischen Verhältnissen bestimmt ist und das Jagen ein wesentlicher Bestandteil des Überlebens in der Arktis ist. Mit etwas Pastellkreide und einigen wenigen Strichen zaubert er eine abenteuerliche Winter- oder eine neblig-sonnige Tundra-Atmosphäre, die stimmungsvoll und glaubwürdig wirkt. Die Geschichte wird hierbei von den gefühlvollen Illustrationen getragen. Zusammen mit dem - an nordische Märchen erinnernden - Erzählstil ist ein wirklich beeindruckendes Buch entstanden.

Fazit:

Eine sehr beeindruckende Geschichte in abenteuerlicher Umgebung, die sehr sensibel schwierige Themen behandelt und zum Nachdenken über Freundschaft anregt. Ein schönes Buch, das echte Werte vermittelt.

Gabriele Jansen

 

Atuk

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