100% Wolf

Film-Kritik von Julian Hübecker (11.2021) / Titelbild: © Universal Pictures

Werwölfe haben wahrlich keinen guten Ruf: Als blutrünstige Bestien machen sie Dörfer und Städte unsicher, wenn der Vollmond hoch am Himmel steht. Einzig Silberkugeln vermögen die räudigen Vierbeiner aufzuhalten. Und auch in 100% Wolf scheint das Klischee am Anfang des Films zu stimmen: Ein kleiner Junge läuft eine dunkle Straße entlang, nur erhellt von einigen Laternen, während dunkle, struppige Gestalten von Dach zu Dach springen, und man weiß schnell: Wenn das Kind in deren Fänge gerät, ist es vorbei.

Doch dann ein brennendes Haus, eine Frau in höchster Not – und die Werwölfe? Die machen sich nicht etwa über das wehrlose Opfer her, sondern retten es. Der Junge stellt sich als Freddy Lupin heraus, jüngster Spross der Werwolfs-Familie Lupin, die von seinem berühmten Vater angeführt wird. Freddy ist leider noch nicht 13, weshalb er seine Verwandlung noch nicht hinter sich hat. Doch er träumt davon, auch so stark und mutig zu sein wie sein Vater.

Dann die Katastrophe: Auf dem Weg zurück zum Familienanwesen, werden die beiden von dem Eisverkäufer Foxwell beobachtet. Freddy in seiner Menschengestalt wirkt, als würde er von seinem Vater – noch im Wolfskostüm – angefallen und entführt. Der verrückte Eisverkäufer begibt sich auf eine Rettungsmission und stellt sich Freddys Vater zum Kampf, wobei dieser eine Klippe hinabstürzt und für tot erklärt wird.

6 Jahre später

Freddy will das Erbe seines Vaters aufrecht erhalten, weshalb er es kaum abwarten kann, nun, zu seinem 13. Geburtstag, sich endlich in einen Wolf zu verwandeln und das Rudel anzuführen. Bisher hat sein Onkel Hotspur diesen Posten angenommen und ist auch nicht gewillt, ihn abzugeben. Als Freddy sich dann schließlich in einen Pudel und nicht in einen Wolf verwandelt, ist dies der perfekte Vorwand für Hotspur, um den kleinen Hund zu verstoßen und auf dem Thron zu bleiben.

Geschockt und erniedrigt flieht Freddy vom Anwesen und schwört, den Mondsteinring zurückzubringen – ein mächtiges Familienartefakt, das 6 Jahre zuvor in die Hände von Foxwell gelangt ist. Unterwegs trifft er auf die Streunerin Batty, die ihm helfen soll, den Ring zu finden. Dabei verheimlicht er, dass er eigentlich ein Werwolf ist, da Hunde und Werwölfe seit jeher Feinde sind. Freddy muss selbst erstmal lernen, wie man sich als Hund verhält – und dabei merkt er, dass diese gar nicht so übel sind.

Basierend auf einem Buch

Der Film basiert auf einem 2009 erschienenen, gleichnamigen Buch der britischen Autorin Jayne Lyons, das als Filmausgabe nochmal 2020 bei Ravensburger veröffentlicht wurde. Animiert wurde der Film in Australien, und für die deutsche Synchronisation wurden ein paar namhafte Sprecherinnen und Sprecher verpflichtet, die aber nicht alle ihr volles Potenzial liefern konnten. Wenn man sich etwa Hella von Sinnen als die Hyänin Shenzi in Der König der Löwen in Erinnerung ruft, dann hat man direkt die garstige, nervtötende Stimme im Kopf, die aber hervorragend zum Aasfresser gepasst hat. In 100% Wolf leiht von Sinnen der namenlosen Direktorin eines Hundezwingers ihre Stimme. Die Figur wirkt als Antagonistin, die die Straße hundefrei haben möchte und einen noch weiteren teuflischen Plan in petto hat. So verrückt die Figur sein soll, bleibt sie doch weit hinter ihren Möglichkeiten, weshalb auch Frau von Sinnen nicht ihr volles Talent zeigen kann.

Und auch Alina Freund (Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan), die bereits mehrfach Chloë Grace Moretz synchronisierte, musste sich mit einer kleinen Hündin namens Twitchy zufrieden geben. Zwar gäbe es so viele Möglichkeiten aus dieser tierischen Protagonistin mehr herauszuholen, da sie in zerstörerische Raserei verfällt, wenn sie als „klein“ oder ähnliches bezeichnet wird, aber die Umsetzung ist dann doch too much. Vielmehr ist es ausgerechnet Eisverkäufer Foxwell, der dank seines Synchronsprechers zum Star des Films wird: Kurt Krömer spielt den verrückt-witzigen Gegenspieler, der den Werwölfen auf die Spur kommen will, um den Jungen vor 6 Jahren zu rächen, den er totglaubt. Krömers Stimme passt perfekt und hebt Foxwell auf ein unerreichtes Podest, an das weder die anderen Protagonisten und Synchronsprecher noch der Film an sich herankommen. 

Fazit

100% Wolf ist zwar eine niedliche Geschichte, welche die Message vermittelt, dass jeder seine Stärken finden kann, auch wenn er oder sie nicht einem Idealbild entspricht. Die Gags wollen aber nicht immer zünden, obwohl die Absicht oft erkennbar ist. Klarer Star ist Kurt Krömer, der seiner Figur Foxwell den letzten Schliff verleiht.

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Bilder: © Universal Pictures

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