Alle Kinder
lernen lesen

Sigrid Tinz / Titel-Motiv: © istock.com/volkovslava

Und so war's bei uns!

Wir haben uns in der Redaktion mal umgehört, wer von uns wie Lesen gelernt hat; und wie es bei den eigenen Kindern war oder gerade ist. Die Antworten sind ziemlich unterschiedlich ausgefallen:

Stefanie Eckmann-Schmechta weiß noch gut, wie sie das Lesen Stück für Stück selbst geübt und sich auch einiges „erarbeitet“ hat. „Da habe ich manchmal ganz schön lustige Wortkombinationen herausgetüftelt. Aber Aufgeben galt nicht. Irgendwann ging es immer besser, ganze Wörter zu erkennen, ohne sie Buchstabe für Buchstabe entschlüsseln zu müssen.“

Claudia Goldammer hat mit der Fibelmethode Lesen gelernt und erinnert sich an das Trainieren einzelner Buchstaben und passende Schwungübungen, an erste Wörter, die mit Pappkarten gelegt wurden, auf denen Buchstaben waren; später kamen dann erste Wortgruppen á la „Oma ins Haus“.  „Und ich kann mich an den Stolz erinnern, wenn ich einen Buchstaben abgeschlossen hatte. Und mich bereit machte, den nächsten zu erobern.“

Bei Andrea Delumeau war es Cousin Bernhard, der den entscheidenden Anstoß gab: „Bernhard kam in den ersten Osterferien zu Besuch; er war gleich alt und konnte schon lesen. Anders als ich, ich muss wohl eher bequem gewesen sein. Aber das hat mich motiviert, es schnellstens zu lernen. Was Bernhard kann, das kann ich schon lange!“

Sigrid Tinz weiß nicht mehr,  wann und wie genau sie lesen gelernt hat. „Nur, dass ich es bei meiner Einschulung schon konnte, wahrscheinlich habe ich es bei meiner älteren Schwester mitgelernt. Irgendwie, ganz ohne ein bestimmtes System. Vermutlich war ich deswegen auch relativ gelassen bei meinen eigenen Kindern: wenn es bei mir ganz ohne Methode geklappt hat, wird es bei ihnen mit Methode (egal mit welcher) ja wohl auf jeden Fall klappen.“  Hat es auch, auch wenn es bei den beiden Großen recht lange gedauert hat. Buchstabieren ging schnell, aber richtig gelesen haben sie jeweils erst am Ende der zweiten Klasse. „Bei meiner Tochter habe ich mich irgendwann geweigert, die Sternenschweif-Zauberfohlen-Bücher vorzulesen da musste sie dann selber. Und mein Sohn hat erst gar nicht gelesen und ist dann auf einmal eingestiegen mit dicken Büchern wie 'Marcus Gladiator', 'Die schwarzen Musketiere' und anderen Heldenromanen, die eigentlich erst ab 10 bzw. 12 Jahren empfohlen sind. Was er dazwischen gemacht hat keine Ahnung.“

Naja, Hauptsache er liest, könnte man sagen.

Diese Orientierung nach oben ist übrigens kein Einzelfall und scheint gut zu funktionieren: „Als ich dann lesen konnte“, erinnert sich Andrea Delumeau, „war ich ein großer Fan von Hanni und Nanni. Und sehr stolz, weil die Bücher auf dem Buchrücken ab acht empfohlen wurden, dabei war ich doch erst sieben.“  „Mein absolutes Lieblingsbuch aus Kindertagen, war auch kein Kinderbuch“, sagt Stefanie Eckmann-Schmechta. „Sondern'“Liebe und Ehe auf krummen Beinen'. Es geht darum, wie sich das Herrchen eines Langhaardackels, der Blasius heißt und der liebevoll 'Ohrenflatterich' genannt wird, in eine charmante junge Dame verliebt und sie am Ende auch heiratet.“

Sowieso scheint es nicht die eine goldene Regel zu geben. Und wenn, dann ist sie auch ein bisschen Zeitgeist und ändert sich alle paar Jahre. Erinnert sich noch jemand an Bücher mit Schreibschrift? Was bei uns  das Nonplusultra der modernen Lesedidaktik war, ist für unsere Kinder heute wie ein Buch in Sütterlin. 

Und praktisch gibt es noch weniger goldene Regeln: wie, wann und mit welchem Buch jemand lesen lernt ist total unterschiedlich; was eigentlich nur die Regel bestätigt, dass es den einen Weg zum Lesenlernen nicht gibt. Aber das doch irgendwann fast jeder am Ziel ankommt.

Andrea Delumeaus Kinder haben gleich zweimal lesen gelernt: weil sie zweisprachig aufwachsen zuerst auf Französisch und dann auf Deutsch: „Mein Sohn hat das Lesen auf Deutsch mit der “Kleinen Raupe Nimmersatt„ von Eric Carle gelernt, meine Tochter als zweites Kind eher so unbemerkt und nebenbei.“ Die Kinder von Claudia Goldammer waren schon immer Bücherfans: „Anschauen, vorgelesen bekommen. Und als sie dann buchstabieren konnten, haben sie immer stolz ihr Können präsentiert. Besonders gerne haben sie sich mit Fußballsammelbildern und den entsprechenden Heften beschäftigt, in denen konnten sie stundenlang schmökern. Auch der aktuelle Legokatalog steht immer hoch im Kurs.“

„Neugier ist der beste Motivator beim Lesen lernen“, so formuliert es Stefanie Eckmann-Schmechta.

Auch bei den Eltern Neugier darauf, welchen Weg das eigene Kind einschlagen wird beim Lesen lernen. Möglicherweise läuft es ja sogar nach Plan. Wie beim kleinen Sohn von Sigrid Tinz. Der hat nach der Buchstabierphase mit den Erstlesebüchern nach dem Erst-ich-ein-Stück-dann-du-Konzept richtig schnell richtig gut Lesen gelernt. „Wobei ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob es wirklich am Konzept lag oder ob ihn einfach die Geschichten interessiert haben: Robinson Crusoe, Das Dschungelbuch, Die Schatzinsel und so weiter.“

Womit wir wieder bei der Neugier sind.

Worauf wir auch neugierig sind: Wie war das bei Ihnen? An welches Buch, welches Erlebnis, welche Methode können Sie sich erinnern? An welche Hürden, Umwege, Enttäuschungen? Und wie war oder ist es heute bei Ihren Kindern? Vielleicht wahrscheinlich noch mal ganz anders. Schreiben Sie uns!  

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