Der Start in ein neues Erfahrungsfeld: Von der Familie in den Kindergarten!

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind auf ein Fest eingeladen, Sie kennen dort niemanden. Als Sie den Raum betreten, scheinen alle beschäftigt. Einige reden konzentriert miteinander, andere stehen in kleinen Gruppen zusammen, lachen, gestikulieren freundlich. Jeder scheint sich wohl zu fühlen, nur Sie nicht. Sie würden am liebsten davonrennen. So fühlt sich manches Kind, wenn es neu in den Kindergarten kommt.

Welche Anpassungsleistung wird von einem kleinen Menschen erwartet! Es trifft auf fremde Kinder, fremde Erwachsene in einer fremden Umgebung – und dann noch die Erwartung seitens der Eltern, sich hier wohl zu fühlen. Jedes Kind meistert seine erste Zeit im Kindergarten anders. Dabei spielt auch eine wichtige Rolle, welche Erfahrungen es bereits gemacht hat. Je mehr Erfahrungen ein Kind im Bezug auf Personen außerhalb des Elternhauses gemacht hat, sei es in einer Spielgruppe oder im privaten Kontakt zu anderen Familien, desto leichter wird es ihm fallen, sich im Kindergarten zurechtzufinden.

Kindergartenkinder, Kindergarteneltern

Wird ein Kind zum Kindergartenkind und Eltern zu Kindergarteneltern, bedeutet dies einen großen Wandel im bisherigen Familienleben. Beide Seiten werden und müssen sich nun verändern. Das Kind erlebt eine Rollenerweiterung, es ist nicht mehr nur Kind in der Familie, sondern auch Kind im Kindergarten. Die Identität verändert sich und die Kinder pendeln zwischen zwei Lebenswelten. In dieser Übergangssituation können bei Kindern aufgrund der vielschichtigen Anforderungen starke Emotionen auftreten: Sie erleben Stress, Gefühle von Desorganisation und Unordnung. Durch viel emotionale Unterstützung der Eltern und Erzieher gerät dieses Missverhältnis aber meist schon nach kurzer Zeit wieder ins Gleichgewicht. Wie lange Ihr Kind braucht, um sich im Kindergarten einzugewöhnen, kann Ihnen niemand vorher sagen. Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes in jedem Fall ernst und hüten Sie sich vor Sätzen, wie „Jetzt stell dich nicht so an, so schlimm ist das nicht!“ (Für ihr Kind wohl!) „Schau mal, der Peter weint auch nicht!“ (Das wird ihr Kind wenig interessieren, ihm ist nun mal zum weinen zumute.)„;Wenn du jetzt nicht aufhörst zu weinen, fahren wir am Sonntag nicht schwimmen!“; (Was haben die beiden Dinge miteinander zu tun?)

Sicherheit und Orientierung

Manche Kinder haben in der ersten Zeit Probleme, andere sind in den ersten Tagen begeistert und geraten erst nach ein paar Wochen in die Eingewöhnungskrise, wieder andere gehen vom ersten bis zum letzten Tag gerne in den Kindergarten. Für Sie als Eltern ist es wichtig Ihr Kind gerade in der Anfangsphase genau zu beobachten, um ihm das angemessene Maß an Sicherheit geben zu können, das es in dieser Zeit braucht. Bereiten Sie sich gemeinsam auf den Besuch des Kindergartens vor. Eine wichtige Hilfe dabei können z.B. das kaufen der Kindergartenpantoffeln und –tasche, wie auch die Besuchertage im Kindergarten sein. Einige Kindergärten bieten auch an, die Kinder im Vorfeld zu Hause, in ihrer gewohnten Umgebung zu besuchen, um einander kennen zu lernen.

All diese Dinge geben Ihrem Kind Sicherheit und Orientierung und helfen ihm dabei, seinen Platz in der Einrichtung zu finden. Hat Ihr Kind trotz aller Bemühungen große Schwierigkeiten sich morgens von Ihnen zu trennen, oder auch umgekehrt, entwickeln Sie Rituale zum Abschied. Lesen Sie z.B. ein Buch vor, spielen Sie ein Spiel oder lassen sich von ihrem Kind zur Eingangstür bringen. Vielleicht ist die Trennung am Morgen auch leichter, wenn jemand anderes Ihr Kind bringt. Sicherlich bietet der Kindergarten aber auch die Möglichkeit, die erste Zeit gemeinsam mit ihrem Kind in der Einrichtung zu verbringen, um sich dann täglich ein Stück weiter zu lösen und das Kind neue Beziehungen aufbauen zu lassen.

Hierzu gehört vor allen Dingen konsequentes und verlässliches Verhalten der Eltern. Konsequentes Verhalten gibt Ihrem Kind Sicherheit. Wenn Sie sagen: Ich gehe jetzt! Dann gehen Sie auch wirklich, auch wenn es Abschiedstränen gibt. Und halten Sie sich an Ihre Versprechungen: Wenn Sie Ihrem Kind sagen, dass Sie es als eines der ersten Kinder wieder abholen, dann tun Sie dies auch und lassen Ihr Kind nicht warten. Trauen Sie Ihrem Kind aber auch einiges zu und sprechen Sie ihm Mut zu. Zeigen Sie ihm die schönen Seiten des Kindergartentages auf, was Ihr Kind alles erleben kann und vermeiden Sie es evtl. eigene Ängste und Trennungsschmerzen auf Ihr Kind zu übertragen.

Um Ihnen und Ihrem Kind den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und Bedürfnisse zu erkennen, bleiben Sie stets in intensivem Dialog mit den Erziehern. Sie können Ihnen Auskunft darüber geben, wie Ihr Kind sich den Vormittag über verhält, wie wohl es sich fühlt und geben Ihnen Tipps und Ratschläge, wie Sie Ihrem Kind den Start noch erleichtern können. Kindergarteneltern müssen lernen, ihr Kind mit seinen nun veränderten Bedürfnissen in der Gruppe der Kindergartenkinder wahrzunehmen und es bei der neuen Anforderung zu unterstützen. Sie sind nun ein Teil einer Gruppe von Eltern und werden in diesem Rahmen neue Erfahrungen machen. Genau dieser Gedanke ist äußerst wichtig: Sie und Ihr Kind sind ein Teil einer Gruppe und alle anderen neben Ihnen haben ebenso Ihr Bedürfnisse und Belange.

Der Besuch des Kindergartens ist ein erster Schritt dahin, seinem Kind den Weg in ein selbständiges Leben zu ermöglichen, es loslassen zu können in die neue Welt und ein Stück elterlicher Fürsorge in fremde Hände abzugeben. Das Kind lernt im Kindergarten mit anderen Menschen umzugehen und sein Leben ein Stück weit eigenständiger zu bewältigen. Eltern müssen hier auch lernen sich zurück zu nehmen und ihr Kind einige Situationen selber meistern zu lassen.

Ein Sprichwort sagt: Um Deinem Kind das Leben schwer zu machen, musst du ihm nur alle Hindernisse aus dem Weg räumen!

Ein Kommentar von Dorothee Langer.

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