Im Tal der Götter

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2009

Idee

Das Leben in einer germanischnen Siedlung wird überzeugend dargestellt. Die sympathische Hauptperson bietet einen hohem Identifikationswert

Bilder

Die kraftvollen Zeichnungen von Christian Bolte unterstreichen die Handlung.

Text

Ein mitreissendes Erzähltempo und die kindgerechte Sprache fesseln den Leser.

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*. Kinderbuch des Monats [08.2009]. Wir befinden uns im Jahr 718 n.Chr. Der elf-jährige Barnd will ein tapferer Krieger seines germanischen Stammes, der Falen, werden. Beim Kühehüten entdeckt er mit seiner Freundin Gelsa einen geheimnisvollen Wandermönch, der unbewaffnet durch das Gebiet seines Stammes reitet. Ist dieser etwa ein Spion der christlichen Franken, mit denen man in Krieg lebt?

Barnd und Gelsa sind schon von Kindesbeinen an Freunde und verbringen gerne ihre Zeit miteinander. Sie wünschen sich beide, auch in Zukunft zusammen bleiben zu können. Doch ihre beiden Väter Einar, Vater von Barnd und Stammesführer der Falen, und Brandulf, Gelsas Vater, sind zerstritten. Während Brandulf entschlossen ist, das Gebiet wegen der schlechten Ernten und der Bedrohung durch die Franken zu verlassen, will Einar im Dorf bleiben. Gelsa und Barnd befürchten, dass sie durch den Streit der Väter getrennt werden.

Einar erlaubt Barnd bei Swindil, dem grossen Krieger und Vorbild des Jungen, in die "Lehre" zu gehen. Gemeinsam mit Swindil darf Barnd der Sache mit dem Wandermönch auf den Grund gehen.
Es gelingt ihnen, den Wandermönch zu überwältigen und ihn nach seinen Motiven zu befragen. Es stellt sich heraus, dass er kein Spion ist, sondern in friedlicher Absicht kommt und von seinem christlichen Gott berichten will.
Sie nehmen ihn mit in ihr Dorf, wo über sein weiteres Schicksal entschieden werden soll. Die meisten der Dorfbewohner wollen von diesem neuen Gott nichts wissen und wollen lieber mit dem Störenfried kurzen Prozess machen und ihn töten.

Überraschenderweise erklärt ihn Swindil zu seinem Gast, womit er unter dem Schutz des Gastrechtes steht. Als dessen Gast darf er in einem Hain, in dem einige Götter der Dorfbewohner besonders verehrt werden, wohnen. Dieser Wohnorrt soll auch als Test dienen, ob sich diese Götter an ihm rächen oder ob er unter dem Schutz seines somit stärkeren Gottes steht.

Barnds Mutter Runhild ist schwanger. Die Geburt ist gefährlich, weil sich das Baby in Steisslage befindet. Zuerst wird der Dorfpriester Iwo hinzugezogen, als dessen Beschwörungen nichts helfen, wird der Wandermönch Jonas gerufen, damit dieser zu seinem Gott betet. Tatsächlich wird kurz nach dessen Gebet ein gesunder Junge geboren.
Barnds Mutter überlebt zwar die Geburt, erholt sich aber kaum und kränkelt. Für den Dorfpriester Iwo ein Beweis, dass die germanischen Götter verstimmt sind über die "Einmischung" des christlichen Gottes.

Auf einem grossen, weit entfernten Markt, auf dem es Dinge gibt, die es auf den gewöhnlichen Märkten in der Nachbarschaft nicht gibt, Produkte aus Barnds Dorf verkauft werden.
Gelsa darf zum ersten Mal mit auf diesen Markt, und verkauft auch einen von ihr selbstgewebten Stoffen an eine reiche, fränkische Gräfin. Auch Barnd, der heimlich, ohne Wissen seiner Eltern, mitgekommen ist, findet hier ein besonderes Amulett aus Bernstein, das seine dahinsiechende Mutter wieder gesund machen soll. Jonas betet auch für sie, und kurze Zeit später wird sie endlich gesund.

Bald darauf kommt es zu einer Schlacht mit dem benachbarten feindlichen Stamm der Bartalder. Die Frauen bleiben allein im Dorf zurück. Ein kleiner Resttrupp von Franken, die sich auf dem Rückzug eines erfolglosen Kriegszuges befinden, nehmen diese als Geiseln. Durch das beherzte Eingreifen des Wandermönches aber, den die christlichen Franken eigentlich wegen seines Glaubens auf ihrer Seite glauben, gelingt es den Frauen, sich zu befreien. Die Franken haben so nichts mehr in der Hand und da sie in der Minderzahl sind, müssen sie abziehen.
Zur Belohnung für sein tapferes Verhalten während der Schlacht und der Geiselnahme, darf Barrnd mit zum "Thing", der Versammlung seines Stammes. Dort wird entschieden, dass der Stamm der Falen nicht gen Norden zieht, um den schlechten Ernten und den angriffslustigen Franken auszuweichen, wie es Gelsas Vater Brandulf vorschlägt. Dieser wäre gerne der neue Stammesanführer, jedoch gelingt es Einar, die anderen davon zu überzeugen, dass es besser sei, nicht wegzuzizehen und letztendlich wird er wiedergewählt.

Schon die aufwendige Aufmachung des Buches macht aufmerksam und gespannt auf den Inhalt.
Das Buch ist mit einem dunklen Lederband verschnürt, und die Seiten wirken vergilbt und angebrannt. Auf der letzten Seite ist ein kleines Fach, in dem sich zwei Landkarten und ein Lesezeichen befinden.
Dem Realschullehrer Wilhelm ten Haaf gelingt es, dem Leser einen eigentlich trockenen historischen Sachverhalt wie die Christianisierung der Germanen durch die Franken überzeugend zu vermitteln.

Die Figuren, allen voran die Hauptfigur des Barnd, wirken lebendig und echt. Dem jungen Leser wird mit ihm hohes Identifikationspotential geboten, denn in seinen Problemen, wie seinem Wunsch nach Anerkennung in der Welt der Erwachsenen oder der Frage, was von dieser neuen, verwirrenden Religion zu halten ist, können sie sich leicht wiederfinden.

Die Thematik des Buches ist eher anspruchsvoll und der Autor beschreibt Sachverhalte, die zum Mitdenken anregen. So stellt er zum Beispiel das tolerante Verhalten Einars dar, der den Mönch am Schluss trotz seiner Andersartigkeit belohnt. Auch gab es zu jener Zeit, in der die Geschichte spielt, keine Bücher, um Wissen festzuhalten, und in einem Gespräch zwischen Barnd und Jonas werden die Vorteile einer schriftlichen Überlieferung deutlich. Die Schriftzeichen, bei den Germanen die Runen, durfte nur der Dorfpriester kennen, und Barnd lernt sie in grosser Heimlichkeit von Gelsa, der es wiederum eine Gehilfin des Dorfpriesters beigebracht hat.

Sehr realistisch wird so das Leben in einer germanischen Siedlung dargestellt. Mit klaren Worten schildert Wilhelm ten Haaf die Abhängigkeit der Dorfbewohner vom Wetter, die Bedeutung schlechter Ernten - und damit, mit welchen Mitteln man damals versuchte, etwas dagegen zu unternehmen - sowie den Ausbruch einer Seuche.

So wirkt auch Wilhelm ten Haafs Sprache insgesamt nicht abgehoben, sondern fordert seine Leser ihrem Alter gemäss heraus; aufgelockert wird der Text zudem durch die zahlreichen lebendigen Dialoge. Die Handlung ist temporeich ohne Längen und wird sehr spannend und aufregend erzählt.

Hervorzuheben sind auch die kraftvollen Illustrationen von Christian Bolte, einem Schüler des bekannten Illustratoren Wolf Erlbruch, die das Buch hervorragend bereichern.

Fazit:

Eine anspruchsvolle, jedoch spannend erzählte Abenteuergeschichte, die geschichtliche Sachverhalte lebendig vermittelt, für Leser ab zehn.

Andrea Delumeau

 

Im Tal der Götter

Wilhelm ten Haaf, Pattloch

Im Tal der Götter

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