Ein knochenharter Job - oder wie ich half, Gott zu retten

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Kinderbuch Couch
84%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2010

Idee

Der sympathische Held, oftmals ratlos und von seiner großen Schwester gepiesakt, berichtet manchmal unfreiwillig komisch von seinem Abenteuer.

Text

die Sprache von Barry Jonsberg ist direkt, knapp und auf den Punkt. Gerade das macht den besonderen Humor dieses Abenteuers aus und lässt Jungs amüsiert aufhorchen. Übersetzt von Alexa Hennig von Lange

Als Marcus von dem wohl hässlichsten Hund der Welt geweckt wird, traut er seinen Augen nicht: Da hat der stämmige, weiße Hund doch tatsächlich auf seine Bettdecke gemacht! Es ist kaum zu glauben, aber dies ist Anfang einer sehr ungewöhnlichen Freundschaft und damit eines Abenteuers, das Marcus´ ganzen Mut und Erfindungsreichtum fordert.

Marcus will gar nicht mehr über die nächtliche Begegnung mit dem weißen Muskelprotz von Hund - wahrscheinlich ein Pitbull - denken, da steht er auf dem Schulweg schon wieder vor ihm. Der Hund, der mit Marcus spricht, heißt Blacky und er ist in einer wichtigen Mission unterwegs. Da Marcus derjenige ist, der die Sprache der Tiere versteht, muss er mithelfen, "Gott" zu retten. Marcus traut weder seinen Ohren noch seinem Verstand. Doch der sehr resolute Hund mit einer ziemlich rustikalen Wortwahl, duldet keine Ausflüchte und scheint fest entschlossen, Marcus für seine Pläne einzuspannen.

Vollkommen verwirrt vertraut sich Marcus einem anderen - seiner Meinung nach - vollkommen Verrückten an: Seinem Freund Dylan, der ständig Cola trinkt, unter ADS oder ADHS (das weiß Dylan selbst nicht so genau) leidet und vor rein gar nichts Angst zu haben scheint.

Es stellt sich heraus, dass es sich bei "Gott" um eines der letzten Exemplare einer bedrohten Leguanart - einer Zwergbartagame - handelt, das es aus einer Zoohandlung zu retten gilt. "Gott" der bereits durch die Umweltgifte der Menschen schwer erkrankt ist, will rechtzeitig seine Familie warnen und sie an einen besseren Ort bringen. Doch so lange er im Terrarium in einer Zoohandlung festsitzt, kann er nichts tun. Kurzum: Marcus soll ihn befreien.

Zwar hat Dylan gleich wieder einen seiner haarsträubenden Einfälle (Stein nehmen, Scheibe einwerfen, Leguan herausnehmen) aber Marcus möchte es auf eine zivilisiertere Weise versuchen; er will "Gott" der Zoohandlung abkaufen. Der Preis für das seltene Exemplar ist hoch und es verlangt große Opfer und einen gewissen Einfallsreichtum, um an die Summe zu kommen. Als die Jungen endlich das Geld abliefern und "Gott" mitnehmen wollen, heißt es, sie müssen noch eine Bescheinigung vorweisen, dass sie das Tier auch halten dürfen. Marcus ist verzweifelt. Und dann, als Marcus endlich - unter den demütigendsten Bedingungen - von seiner großen Schwester Rose die Bescheinigung erhält, muss er erfahren, dass "Gott" bereits verkauft wurde.

Doch "Blacky" war nicht untätig und geleitet die beiden Jungen zu einer Schule, in die die Zwergbartagame verbracht wurde. Marcus trifft er Schlag: Es ist ausgerechnet die Schule seiner großen Schwester Rose!

Ein richtig guter Plan zur Befreiung von "Gott" muss her und da trifft es sich ganz gut, dass Rose an diesem Abend ihre große Theateraufführung hat.

Der in Australien lebende Autor Barry Jonsberg, der bereits für sein Debüt "Alles über Kiffo und mich" in Australien für den Literaturpreis des "Children's Book Council of Australia" nominiert wurde, transportiert das ernste Thema "Artenschutz" mit trockenem englischen Humor und jeder Menge schräger Situationskomik. So geht Blacky nicht gerade zimperlich mit seinem menschlichen Gegenüber um und nennt Marcus fast gewohnheitsmässig "Pappnase" oder "Matschbirne". Streicheln kommt für den eigenwilligen Hund, der aus den Nichts gekommen zu sein scheint, schon gar nicht in Frage - es sei denn, Marcus könne auf seine Hand verzichten. Dennoch freunden sich die beiden an und Marcus begreift durch Blackys Schilderungen, wie sehr der Mensch durch seinen rücksichtslosen Raubbau an der Natur in die Lebensräume der Tiere eingfreift. Marcus, den Themen dieser Art bisher nicht allzu sehr interessiert haben, will sich selbst einen Einblick verschaffen , recherchiert im Internet, und findet heraus, dass das Artensterben dramatisch zugenommen hat. Der Mensch, der am Ende der Kette auch irgendwann seinen eigenen Lebensraum zerstört haben wird, scheint sich dessen nicht bewusst. Marcus, der Blacky versprochen hat "Gott" zu befreien, ist nun fest entschlossen seine ganze Kraft und auch seinen Stolz diesem Unternehmen zu opfern.

Und dabei hat es Marcus nicht leicht. Einmal abgesehen von seinem ziemlich eigenwilligen Freund Dylan, der Marcus durch seine - sagen wir mal - unkonventionellen Problemlösungen in heikle Situationen bringt, hat Marcus keine menschlichen Verbündeten. Im Gegenteil: Seine große Schwester Rose ist ein echter Tyrann, die eine grenzenlose Freude daran zu haben scheint, den Kopf ihres kleinen Bruders in die Toilettenschüssel zu halten, während sie die Spülung betätigt. Ihre vordergründige "Liebmädchen-Koketterie" legt sie schnellstens ab, sobald die Eltern nicht mehr in der Nähe sind. Auch eine alte Lady, von der sich Marcus ein paar Cents erhofft hatte - da er doch ihren dicken Hund zum Laufen gebracht hat - ist natürlich dann immer chronisch schwerhörig, wenn es ihr in den Kram passt.

Alles zusammen ergibt einen turbulenten Mix, der am Ende zu einem richtig spannenden Höhepunkt - nämlich die fast schon filmreife Befreiung von "Gott" - führt. Da Marcus, leidensfähig wie er ist, selbst erzählt, ist die Sprache von Barry Jonsberg direkt, knapp und auf den Punkt. Gerade das macht den besonderen Humor dieses Abenteuers aus und lässt Jungs amüsiert aufhorchen. Einmal so aufmerksam bei der Geschichte, werden sie hoffentlich auch für die ernsthafte Thematik sensibilisiert. Nun sind wir hierzulande weit vom australischen Outback entfernt; doch auch hier gibt es zahlreiche bedrohte Arten, deren Lebensraum es zu schützen gilt. Leider aber kommt diese "Message" nicht ganz überzeugend über, da die wirklich ernsthaften Passagen ein wenig losgelöst von der Geschichte wirken. So auch das derbe Schlusswort, das natürlich Blacky gebührt: Er fordert die jungen Leser auf, sich für den Artenschutz einzusetzen. Natürlich nicht durch die Rettung von seltenen Tieren aus einer Zoohandlung; leider aber bleibt er uns eine Antwort schuldig, wie genau sich Kinder für den Tier- und Artenschutz einsetzen können. Bestenfalls ist aber die Aufmerksamkeit für diese Thematik geweckt. Der sympathische und nur allzu menschliche Protagonist hat auf jeden Fall eines verstanden: "Gut zueinander sein, solange wir es können".

Dass er sich am Ende wieder kopfüber in der Toilettenschüssel wiederfindet, hat nur indirekt mit Rose zu tun. Bei der atemberaubenden Rettungsaktion hat sich der befreite "Gott" nämlich auf ganz besondere Weise bei Marcus bedankt. Aber diesen Teil der Geschichte sollte man wirklich selbst gelesen haben.

Fazit:

Witzig, schräg und dennoch liebenswert kommt der Geheimagent auf vier Pfoten daher. Wie Hund Blacky und Marcus "Gott" retten, wird von Barry Jonsberg durch und durch humorvoll erzählt, wobei er mit seinem Plädoyer für den Artenschutz auch sehr ernsthafte Töne anschlägt. Vor allem Jungs werden an diesem Abenteuer Gefallen finden.

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Ein knochenharter Job - oder wie ich half, Gott zu retten

Berry Jonsberg, Oetinger

Ein knochenharter Job - oder wie ich half, Gott zu retten

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