Sonnenglut und Wüstenpferd

Sonnenglut und Wüstenpferd
Sonnenglut und Wüstenpferd
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Kinderbuch Couch
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2010

Idee

Der fremdartige Handlungsort fasziniert..Originell sind zudem die plastischen Charaktere, die auch nach Ende des Buches beim Leser im Gedächtnis bleiben werden.

Text

Der Leser wird direkt in die Handlung miteinbezogen. Die Erzählweise erzeugt Spannung und wirkt mitreissend.

[ab 11 Jahren]

Galshan verbringt den Sommer bei ihrem Grossvater Baytar in der mongolischen Steppe. Durch eine ungewöhnliche Hitzewelle wird diese mehr und mehr zur Wüste. Galshans Onkel will auf der Suche nach Wasser in den Norden ziehen. Galsham begleitet ihn, um für die amerikanische Journalistin Sofia zu dolmetschen und sich um eine hochschwangere Stute zu kümmern. Durch einen lebensgefährlichen Sandsturm wird Galshan von den anderen getrennt.

Nach zwei Wintern verbringt Galshan zum ersten Mal den Sommer bei ihrem Grossvater. Dieser war früher ein Nomade und Hirte in der mongolischen Steppe, doch inzwischen ist er blind und gebrechlich geworden und kann sich kaum noch um seine deswegen stark zusammengeschrumpfte Herde kümmern.Galshan übernimmt gerne diese Aufgabe, besonders die Pflege einer hochschwangeren Stute liegt ihr sehr am Herzen.

Eine ungewöhnliche, schon seit Wochen andauernde Hitzewelle, die die Steppe nach und nach zur Wüste verbrennt und die Wasserquellen zum Versiegen bringt, macht Mensch und Tier sehr zu schaffen. Alle warten sehnlichst auf die Regenfälle der Sommergewitter.

Auf der Suche nach Wasser will Galshans Onkel mit seiner Familie und Herde nach Norden ziehen. Er bietet sich an, Baytar, dessen Tiere und Galshan mitzunehmen. Der Grossvater sagt zu für die Tiere, will aber selbst zurück in seiner gewohnten Umgebung bleiben. Galshan lehnt zunächst auch ab mitzugehen, weil sie ihren Grossvater nicht alleine lassen will.

Galshans Vater, der Touristen durch die Steppe fährt, bringt die amerikanische Fotografin Sofia zu Baytar, damit diese einen der letzten Nomaden kennenlernt. Dank ihrer Mutter, einer Englischlehrerin, kann Galshan sehr gut Englisch und fungiert als Dolmetscherin. Die Begegnung mit Sofia, die auf einem tragbaren Computer abends am Lagerfeuer einige ihrer Fotos von fremden, tausenden von Kilometern entfernten Kulturen zeigt, ist für Galshan ein Schlüsselerlebnis und das Tor zu einer anderen Welt. Sofia will mit nach Norden, um zu fotografieren. Galshan beschliesst daraufhin, doch mitzugehen, um als Dolmetscherin zu fungieren.

Die Reise nach Norden ist lang und beschwerlich. Hinzu kommt Galshans Angst um die trächtige Stute, deren Fohlen jeden Tag geboren werden kann und dessen Überlebenschancen bei der grossen Hitze sehr gering wären. Durch einen lebensgefährlichen Sandsturm werden Galshan und Sofia von den anderen getrennt.

Viele Schafe ersticken in diesem Sturm und lange weiss Galshan nicht, ob sie die Einzige Überlebende ist. Durch einen Glücksfall findet Galshan zuerst die anderen, dann auch Sofia wieder.

Endlich fällt auch der langersehnte Regen und das gerade neugeborene Fohlen kann so überleben. Auf dem Rückweg kommt den Reisenden jedoch Galshans Vater in seinem Jeep entgegen und berichtet, dass der Grossvater in ihrer Abwesenheit gestorben ist. Monate später erhält Galshan von Sofia eine Zeitschrift mit den Fotos, die sie u.a. von Baytar gemacht hat, so dass dieser auf diese Weise weiterlebt.

Bei dieser hochspannenden Geschichte handelt es sich um den dritten Band einer zum Teil preisgekrönten Trilogie, die jedoch durchaus unabhängig von den Vorbänden gelesen werden kann.

Spannung wird nicht nur durch die Handlung und dem ungewissen Ausgang des Abenteuers erzeugt, z.B. wann wird es regnen, wird es Galshan gelingen, nach dem Sandsturm die anderen zu finden? Dem Autor gelingt es auch, auf überzeugende Weise die Begegnung zweier unterschiedlicher Kulturen zu schildern. Auf der einen Seite steht die althergebrachte Lebensweise mit Traditionen, Symbolen und auch Aberglauben, verkörpert durch den Grossvater, auf der anderen Seite steht eine modernere, nach aussen geöffnete Lebensweise, verkörpert durch die amerikanische Fotogafin Sofia.

Die Grundidee mit dem fremdartigen Ort der Handlung ist originell und fasziniert. Wie viele der jugendlichen Leser müssen zum Beispiel, so wie Galshan, nach dem Sandsturm ums nackte Überleben kämpfen? (Den Zusammenhang versteht man nicht auf Anhieb...)

Die Sprache ist lakonisch, eher sparsam, genauso beschränken sich auch die Dialoge aufs Wesentliche. Die kurzen und knappen Kapitel (oft nur zwei, drei Seiten) steigern nicht nur das Erzähltempo, sondern sorgen für Unmittelbarkeit. Der ständige Situationswechsel verwirrt jedoch den Leser nicht, er steht vielmehr mitten im Geschehen und wird gefordert, mitzudenken und mitzuerleben/mitzugehen.

Einen weiteren Anziehungspunkt bieten die plastischen und lebensnahen Charaktere. Die Figur der Galshan zum Beispiel wirkt lebendig und kommt nicht als stereotyper Exot herüber, sondern als lebendiger Mensch mit den typischen Nöten von Heranwachsenden.

Denn so exotisch Ort und Handlung auch wirken mögen, so werden doch auf überzeugende Weise universelle Motive herausgearbeitet. Obwohl der Autor früher Lehrer war, werden dem Leser ohne erhobenen Zeigefinger wichtige Werte wie Freundschaft und Zusammenhalt oder Achtung vor dem Alter vermittelt.

Wie ein mehr äusserlicher Schönheitsfehler wirkt dagegen der "dramatischere", deutsche Titel "Sonnenglut und Wüstenpferd" im Vergleich zum eher schlichten und unverschnörkelten Originaltitels: "Der Weg nach Norden".

Auch wird auf dem Titelbild der französischen Originalausgabe Galshan « ethnischer » und dynamischer gezeigt, als junge Mongolin auf einem galopierenden Pferd. Auf dem deutschen Titelbild dagegen wirkt Galshan dagegen fast wie geschönt, mit mehr europäischen Gesichtszügen abgebildet, sie steht neben einem Pferd, eine Idylle, die mehr an ein herkömmliches Mädchen- oder Pferdebuch erinnert! Kann man dem deutschen Leser kein "starkes Mädchen" zumuten, will man ihm so eine Identifikation erleichtern?

Fazit:

Eine ungewöhnliche Abenteuergeschichte mit exotischem Hintergrund, die dem Leser geschickt eine fremdartige Kultur nahebringt.

Andrea Delumeau

 

Sonnenglut und Wüstenpferd

Xavier-Laurent Petit, Dressler

Sonnenglut und Wüstenpferd

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