Roter Ted

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2010

Idee

Ein kleiner roter Teddy, der unser Herz berührt. Eine kurze, aber intensive und emotional starke Geschichte im Comicstil.

Bilder

Die Illustrationen sind trotz ihrer „Blassheit“ aussagekräftig und unterstreichen die Stimmung der Geschichte. Klares Augenmerk liegt auf den Protagonisten. Durch die Seitenteilung kommt zusätzlich Bewegung in die ansonsten eher sanfte Geschichte.

Text

Der Text besteht überwiegend aus Dialogen (in Sprechblasen) und nur kurzen Textpassagen. Er ist zeitlos, trifft aber den richtigen Ton, so dass wir schnell mit den Protagonisten mitfühlen.

Dieses kleinformatige Buch von dem englischen Erfolgsautor Michael Rosen kommt auf dem ersten Blick unspektakulär daher. Aber diese wunderbare Novelle vom Suchen und Finden im Comic Stil besticht gerade durch diese Zurückhaltung.

Ted ist ein kleiner roter Bär, der von seiner Freundin Stevie versehentlich im Zug vergessen wird. So findet er sich schnell in einem riesigen Regal mit tausenden verlorenen und liegengebliebenen Sachen im Fundbüro wieder. Dort trifft er auf ein weiteres Stofftier- einem hoffnungslosen Krokodil- welches schon sehr lange dort wartet und nicht mehr glaubt abgeholt zu werden. Ted dagegen ist anders. Er will Stevie auf jeden Fall wiederhaben. Seine Zielstrebigkeit ermöglicht den Beiden eine spannende Flucht und hilft ihnen den richtigen Weg zu finden. Eine Katze, die Käse liebt, hilft ihnen dabei, denn ein wenig riecht der kleine Ted auch danach, da seine Stevie Käse so sehr liebt wie er selbst. Auf dem Weg müssen sie sich Gefahren wie einem knurrenden Hund stellen, einen Regenguss ertragen, bis sie schließlich vor Stevie´s Haus stehen. Aber keiner ist da. Kurz darauf kommt Stevie mit ihrer Mutter vom Käseeinkauf wieder (die Katze hatte also doch eine gute Nase). Glücklich wiedervereint dürfen auch das Krokodil und die Katze bei Stevie und Ted bleiben. Ted´s Zielstrebigkeit und Tatendrang haben sich ausgezahlt. Die Katze aber verlässt schon in der gleichen Nacht das Haus, denn wie so oft im Buch verlautet sind diese sehr eigensinnig.

Drei Protagonisten, die kaum unterschiedlicher sein können. Da ist der kleine zuversichtliche kleine Bär Ted, das pessimistische Krokodil, das bereits resigniert hat, und die eigensinnige und eigenbrötlerische Katze. Diese Drei sind die einzigen farbigen Elemente in den ansprechend comicartigen Zeichnungen von Joel Stewart.

Obwohl diese fast farblos sind, gibt es viel zu entdecken und der Leser verweilt gern länger bei ihnen. Ganz klares Augenmerk lenkt der Illustrator auf die Protagonisten und auf wenige aber wesentliche Dinge, wie zum Beispiel wichtige Wegweiser. Durch die Seitenteilung kommt zusätzlich Bewegung in die ansonsten eher sanfte Geschichte. Zuletzt sind auch Stevie und ihre Mutter als Farbkleckse deutlich von der Umgebung abgesetzt. Die fast schon surrealen Bilder von Joel Stewart unterstreichen die emotionale Stimmung der Geschichte. Der Hintergrund - meist städtische Umgebung, farblos, gedämpft erinnern an alte Fotografien. Mit zunehmendem Farbanteil werden nicht nur die Bilder farbenfroher, sondern auch der Inhalt der Geschichte. Die Stimmung wird zunehmend zuversichtlicher bis hin zum glücklichen Ende der Wiedervereinigung.

Michael Rosen, einer der bekanntesten Kinderbuchautoren der Welt, erzählt auf sehr liebevolle Weise eine Geschichte über das Heimweh und die Sehnsucht nach einem ganz besonderen Menschen. Nie aufzugeben, auch wenn der Kummer auch zunächst schwächt, ist seine Botschaft. Und dass diese Hoffnung ansteckend sein kann - wie man es am Beispiel des traurigen Krokodils sehen kann - verspüren sicherlich auch die kleinen Leser; Der starke Charakter des treuen Ted, der mit aller Macht daran glaubt nach Hause zurückzukehren, muntert sie gleich mit auf.

Fragwürdig im ersten Augenblick ist sicherlich die Katze, die immer wieder betont, wie eigensinnig doch ihre Rasse ist. Zeigt sich hier der "ungebundene" Charakter, der weniger ein Zuhause als eine gute Mahlzeit schätzt? Und essen Katzen wirklich so gerne Käse? Diese hier offensichtlich schon. Zumindest hilft diese Vorliebe den Weg zum Haus von Stevie zu "erriechen". Wie sich herausstellt geht es der Katze nicht darum den Weg zu finden - sie hofft vielmehr auf ein Stück Käse. Joel Stewart zeigt ihre Andersartigkeit durch eine blassere Colorierung. Auch schaut sie beim vermeintlich dramatischen Höhepunkt der Geschichte, als sie an die Haustür klopfen, ein wenig abseits stehend als einzige weg von der Tür- sie sieht stattdessen den Leser an. Sie ist zwar lange Zeit dabei, aber hält sich stets etwas auf Distanz.

Der Text von Michael Rosen besteht größtenteils aus Dialogen, der - ganz im Comicstil - in Sprechblasen in die Illustrationen eingebunden ist. Ergänzend gibt es die kurzen, erzählenden Textpassagen am Rande der Illustrationen. Die Sprache ist zeitlos, trifft aber in ihrer Kürze den richtigen Ton, so dass wir schnell mit den Protagonisten mitfühlen.

Fazit:

Eine schöne Geschichte, die mit den Illustrationen von Joel Stewart überzeugend inszeniert wird. Ein Comic im "üblichen" Sinne ist dieses hochwertige Buch für alle Bilderbuchliebhaber jedoch nicht. Es ist vielmehr ein Buch, das durch seine hochwertige Umsetzung sowie durch sein ungewöhnliches Konzept gefällt und dabei einen zeitlosen Charme versprüht.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Roter Ted

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