Sommer am Birkensee

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2010

Idee

Offenheit und Neugier für Neues ebnen Kim den Weg in das Landleben. Ihre Gedanken und Gefühle nehmen den Leser mit auf ihren Entwicklungsweg.

Text

ausdrucksstarke Sprache, die durch den hohen Anteil wörtlicher Rede Kims Gefühlslage verdeutlicht

Biokost versus Döner - der Umzug von der Stadt aufs Land beschert Kim eine Menge Veränderungen. Sträuben und Meckern ist zwecklos, sie muss sich im neuen Zuhause zurecht finden. Und sie entdeckt: ein Leben auf dem Land ist anders aber nicht weniger erlebnisreich...

Was haben sich ihre Eltern bloß dabei gedacht, in dieses Kaff zu ziehen?? Die zehnjährige Kim kann ihren Zorn kaum zügeln als sie das alte, rustikale Bauernhaus sieht. Niemand hat sie nach ihrer Meinung gefragt ob sie ihr Berliner Großstadtleben gegen Langeweile und Misthaufengestank eintauschen möchte. Nun muss sie wegen Mamas Öko-Tripp auf dem Land versauern...

Ihre Mutter hat sich mit der Entscheidung viele Ziele gesetzt: sie wird hier einen Bio-Hofladen eröffnen, ihr Vater bekommt ein eigenes Büro, im dem er von zu Hause aus arbeiten kann. Warum kann nicht alles so bleiben, wie es war? In Berlin ist Kim bei Tante Ulla groß geworden, Mama und Papa haben viel gearbeitet. Kim kann sich bei bestem Willen nicht vorstellen, was dieser Wandel an Vorteilen bringen soll.

Die neuen Kinder sind wirklich nett und integrieren sie ganz selbstverständlich. Aber Kim kann und möchte sich nur schwer auf das alternative Leben einstellen. Gegenüber ihren Eltern protestiert sie weiterhin und wettert über die hässlichen Molche und das Dreckwasser im See. Dabei verheimlicht sie, dass sie bereits viele neue Freunde gefunden hat und in der Schule zu den Besten zählt. Sie verheimlicht auch, dass sie seit dem ersten Schultag einen Machtkampf mit der Zicke Julia ausficht. Kim hat ihr mit ihren guten Leistungen und Talenten den ersten Platz in der Klasse genommen und das lässt sich Julia nicht bieten.

Aber Julia treibt es zu weit: Sie überklebt die Plakate von Kims Mutter zur Eröffnung des Hofladens mit einem peinlichen Foto von Mama im Bademantel. Kim setzt zu einem Gegenangriff an und verschmiert die Wahlplakate von Julias Vater. Sie kann dabei auf ihre neue Clique zählen und erkennt, dass sie in jedem Fall als Gewinnerin aus diesem Kampf hervorgehen wird. Denn sie hat in ihren ersten Wochen auf dem Land echte Freunde gefunden, die Julia schon lange sucht...

Sabine Neuffer hat mit "Sommer am Birkensee" ein sowohl unterhaltsames als auch gehaltvolles Buch geschaffen. Anknüpfend an ihr Erfolgsbuch "Das Papa-Projekt" gelingt es ihr ein weiteres Mal, eine authentische und lebensfrohe Geschichte über eine besondere Lebenssituation zu schreiben.

Neuffer präsentiert die Hauptperson Kim als selbstbewusstes Mädchen, das mit einer gravierenden Veränderung ihrer unmittelbaren Umwelt konfrontiert wird. Kindgerecht und durch detaillierte Wesens- und Gefühlsbeschreibungen nimmt der junge Leser sehr nah an den neuen Lebensumständen von Kim teil. Neuffer weist Kim einen hohen Anteil wörtlicher Rede zu, der ihre Gemütslage verdeutlicht und im Verlauf des Buches einen klaren Wandel aufzeigt: aus zickigen Äußerungen werden nachdenkliche und soziale Worte, die Redeanteile mit den Eltern nehmen zu.

Auch inhaltlich zeigt sich, dass Kim immer mehr von der Stadt auf das Land wechselt und sich in ihrem neuen Lebensumfeld integriert. Mit ihrer wachsenden offenen Haltung gegenüber dem Neuen wird sie nicht nur zum Sympathieträger für die Kinder des "Kuhkaffs" sondern auch für die lesenden Kinder. Somit entwickelt sich die Leseatmosphäre von einer distanzierten zu einer harmonischen und gefühlvollen Erzählhaltung.

Als weiteres Highlight des Buches gilt Kims besondere Gabe, mit den Hinterhältigkeiten von Zicke Julia umzugehen, sie mit Verstand zu reflektieren und den eigentlichen Kern zu erkennen. In ihrem Verhalten dient sie als Vorbild und fordert den Leser indirekt dazu auf, über den Sinn und Unsinn eigener Rivalitäten nachzudenken.

Kims starke Persönlichkeit regt zum Weiterlesen an. Speziell für "Betroffene" bietet das Buch einen wunderbaren Ansatz, wie die Eingewöhnung in eine neue Umgebung durch aktives Handeln positiv bewältigt werden kann. Auch alle anderen Leser werden von Kims lebensfroher Einstellung begeistert sein.

Fazit:

Ein Ende kann ein Anfang sein, auch für Kim! "Sommer am Birkensee" zeigt, mit welchen äußeren und inneren Veränderungen ein Kind bei einem Umzug zu kämpfen hat. Vorbildlich zeigt Kim, wie man mit den neuen Aufgaben und dem neuen Umfeld wachsen kann.

Ina Kolöchter

 

Sommer am Birkensee

Sabine Neuffer, Thienemann

Sommer am Birkensee

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