Ein Apfel für alle

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Kinderbuch Couch
87%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2010

Idee

Ein warmherziges Buch über das Teilen in schweren Zeiten, welches die handelnden Tiere symbolhaft einsetzt.

Bilder

Warmherzige und liebevolle Bilder lassen die Illustrationen trotz des winterlichen Themas behaglich strahlen.

Text

Der winterlichen Kälte setzt der Autor eine warmherzige Sprache entgegen, die die Thematik gut unterstreicht.

Was tun, wenn man als kleiner Hase schrecklichen Hunger hat, jedoch alles verschneit ist und das einzig Essbare - ein köstlicher, roter, wunderbarer Apfel - viel zu hoch an einem Baum hängt?

Ein kleiner Hase im tiefsten Winter: es schneit und schneit, alles ist schon zugeschneit. Aber er hat so schrecklichen Hunger, dass er sich trotzdem aus seinem warmen Bau hinaus in die Kälte wagt, um etwas Essbares zu suchen. Da plötzlich sieht er ihn: einen einzelnen, vergessenen roten Apfel, der an einem Baum hängt. Vor Freude hüpft und tanzt der Hase den ganzen Weg bis zum Baum. Jedoch: der Apfel hängt viel zu hoch, als dass der Hase ihn erreichen könnte. So rennt er den ganzen Weg bis zum Mäusenest, um die Maus um Hilfe zu bitten. Sicher kann die Maus den Baum hochklettern und so an den Apfel gelangen. Doch die Maus ist nur eine kleine Maus und der Baum viel zu hoch für sie. Sie stellt sich auf den Kopf des Hasen, doch der Apfel bleibt unerreichbar. Da kommt der Fuchs niesend des Weges und beschließt, den beiden zu helfen. Doch so sehr sich der Fuchs auch reckt und streckt, der Apfel hängt einfach viel zu hoch. Auch, als sie sich schließlich alle übereinander stellen - der Hase auf den Fuchs und auf den Hasen die Maus - können sie den Apfel immer noch nicht erreichen. In ihre Ratlosigkeit tapst der Bär hinein, der sich zu alt fühlt, um noch auf Bäume zu klettern. Doch der Hase hat nachgedacht und so klettert der Fuchs auf die starken Schultern des Bären, auf die des Fuchses der Hase und schließlich obenauf die Maus. Gerade in dem Moment, als die Maus dabei ist, den Apfel zu pflücken, muss der Fuchs heftig niesen und bringt die Pyramide zum Einstürzen. Sie purzeln alle durcheinander in den Schnee und wollen sich schon enttäuscht ansehen, als sie plötzlich den schönen roten Apfel in ihrer Mitte entdecken. Sie teilen ihn sorgfältig in vier gleich große Stücke und genießen den leckeren Schmaus. Und als sie danach feststellen, dass es für den Heimweg in ihre Bauten schon zu dunkel ist, nehmen sie dankbar die Einladung des Bären an und schlafen in schöner Eintracht, warm aneinander gekuschelt, in der Höhle des Bären.

Die Geschichte vom heiligen Martin, der mit einem armen Bettler seinen Mantel teilte, läutet mit dem Martinsfest die Zeit des bewussten Innehaltens, Besinnens und der Nächstenliebe ein. Dazu gehört auch das friedliche und gerechte Miteinander - gerade auch in schwierigen Zeiten. Feridun Oral hat mit der Geschichte vom "Apfel für alle" eine fabelartige Erzählung geschrieben, die Kindern angenehm leicht die Tugend des Teilens und der Hilfsbereitschaft verdeutlicht. Vier ganz unterschiedliche Tiere, die teilweise gar auf dem Speisezettel ihres Mitstreiters stehen, helfen sich in einer schwierigen Situation, teilen ihre Beute und bieten sich anschließend Wärme und Behaglichkeit. Sicherlich wäre es natürlicher, wenn der Fuchs einfach den Hasen fressen würde, anstatt zu versuchen, ihm den Apfel vom Baum zu holen. Doch am Ende profitieren alle von der gegenseitigen Hilfe, denn alleine hätte es keiner von ihnen geschafft, den Apfel vom Baum zu holen. Jeder Einzelne hat einen wichtigen Beitrag geleistet und so bewahrheitet sich wieder einmal die alte Redewendung "Gemeinsam sind wir stark". Am Ende werden sie gar Freunde, anstatt als Einzelgänger einsam ihres Weges zu gehen. Und Freunde sind unbezahlbar, erst recht, wenn sie sich aus Allianzen in schweren Tagen entwickelt haben.

Die wichtigen Tugenden des Teamgeistes, der Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft vermittelt der Autor auf wunderbar leichte Weise. Die Gefahren des Winters, der Einsamkeit, der Kälte und des Hungers werden als Situation kurz vorgestellt ("Bevor es dunkel wird, muss ich unbedingt etwas zu Fressen finden", dachte der Hase verzweifelt.") und dienen Kindern dazu, die Thematik und Schwere der Handlung gut einzuordnen, ohne jedoch die Möglichkeit des Todes durch Hunger oder Kälte explizit auszusprechen. Anschließend liegt der Fokus auf der Geschichte des roten Apfels und den Versuchen der Tiere, diesen vom Baum zu schütteln. Dabei wechseln erzählende Passagen mit wörtlicher Rede ab und verbinden sich zu einem kurzweiligen Erzählstil. Die Textmenge ist altersentsprechend, die Wortwahl überzeugt mit wortmalerischen Verben und Adjektiven, die der Geschichte eine erzählerische Lebendigkeit verleihen.

Illustrativ arbeitet der Autor mit vollflächigen Doppelseiten, die überwiegend die Schneelandschaft und das Schneetreiben zeigen. Durch warme Weiß- und Brauntöne strahlen die Seiten trotz der winterlichen Bilder eine angenehme Wärme und Behaglichkeit ab. Die Tiere sind sehr realistisch, mit genauer Zeichnung der Fellstruktur, und spiegeln die ihnen in der Geschichte verliehenen Attribute gut wieder: so sieht man den Hasen im aufgeregten Zweigespräch mit der Maus, der Fuchs wird als etwas unförmige Gestalt gezeigt, der man es ohne weiteres abnimmt, dass es ihr gerade nicht so gut geht und sie erkältet ist. Jeder für sich wäre hilflos in der geschilderten Situation, als Team ergänzen sie sich jedoch hervorragend.

Wie häufig werden Kinder zum Teilen animiert, wie häufig wird ihnen gesagt, dass Teilen Spaß macht. Wie wahr diese elterlichen Weisheiten wirklich sind, zeigt sich in der Geschichte vom "Apfel für alle".

Fazit:

Ein schönes und besinnliches Buch über das Teilen in schweren Zeiten, das liebevoll die Geschichte einer ungewöhnlichen Tierallianz erzählt.

Claudia Goldammer

 

Ein Apfel für alle

Feridun Oral, minedition

Ein Apfel für alle

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