Auf die Plätze, Löwen los!

Auf die Plätze, Löwen los!
Auf die Plätze, Löwen los!
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2011

Idee

alte (Brüder-)Liebe rostet nicht! Die Ausflüge der vier Brunnenlöwen in der Menschenwelt werden anschaulich beschrieben und zeigt, dass auch versteinerte Figuren ein Herz haben, wenn sie zum Leben erweckt sind…

Bilder

viele farbige und lebendig gestaltete Bilder von Sabine Wilharm, die den Inhalt auf jeder zweiten Buchseite illustrieren

Text

der fantasievolle Inhalt und die witzige Erzählweise ist eine Neuausgabe des Kinderbuches wert

Berlin, Amalienstraße Nummer sieben. Ein Mietshaus wie alle anderen in der Straße. Doch der alltägliche Schein trügt.. Jede Nacht um Mitternacht erwachen im Innenhof des Hauses die vier versteinerten Löwenstatuen, die in der Mitte des Hofes das große Brunnenbecken tragen. Als sie erfahren, dass der Brunnen abgerissen werden soll, machen sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat. Dafür bleiben ihnen aber lediglich die Stunden ohne Sonnenlicht, denn nur dann sind sie lebendig...

Die alte Frau Bärlach betont es immer wieder: früher war alles besser. Früher, als in der Amalienstraße sieben noch die roten Läufer im Treppenhaus lagen und die großen Kristallleuchter im Eingang hingen. Früher, als aus dem Wasserbrunnen im Innenhof des Hauses noch eine Wasserfontäne plätscherte. Doch diese Erinnerungen sollen nun bald ein Ende haben. Herr Doktor Blüm, der Hausbesitzer, möchte den Brunnen, der seit Jahren außer Betrieb und brüchig ist, abreißen. Genau so dick und kompromisslos wie er wird der Abrissbagger sein, der in den nächsten Tagen das Becken samt der vier versteinerten Löwen abreißen wird. Dabei ahnt er nicht, welch außergewöhnlicher Brunnen im Innenhof steht.

Beim zwölften Glockenschlag der Nacht ertönt im Hof ein dumpfes Grollen. "Uuaahh!!" grummelt es aus vier Ecken. "Hört, hört! Bogumil gibt uns die Ehre seines Erwachens!" Wer kann das sein, wenn doch alle Bewohner des Hauses schlafen? Die Stimmen kommen eindeutig aus der Mitte des Hofes, dort wo der Brunnen steht. Jede Nacht von zwölf bis zum Sonnenaufgang erwachen die versteinerten Löwen zum Leben. Sie können reden aber der schwere Brunnen fesselt sie an ihrem Platz. Da sie schon so lange zusammen leben und sich im Hinterhof nicht viel ereignet, hatten sich Artur, Bogumil, Casimir und Dominik in der vergangenen Zeit nicht mehr viel zu sagen. Nach dem Besuch von Herrn Doktor Blüm herrscht in dieser Nacht aber große Aufregung. Artur, der Älteste der Löwen, übernimmt das Wort und ordnet an, dass sie so schnell wie möglich fortlaufen müssen. Doch wie soll das gehen, nachdem sie fast hundert Jahre an Ort und Stelle standen? Auf Arturs Kommando springen alle Löwen los, das Brunnenbecken kracht zusammen und die Löwen sind in Freiheit. Zum ersten Mal in ihrem versteinerten Leben sehen sie die Straßen und die Stadt, von denen sie immer nur aus Erzählungen gehört haben. Nichts wie raus aus der Stadt und rein in ein neues Leben! Doch genau so unterschiedlich wie die Charaktere sind auch ihre Lieblingsziele. Und es naht der erste Sonnenstrahl, der sie in der ersten Nacht in Freiheit auf der Straße wieder zu Stein erstarren lässt.

Nach vielen Nachtetappen und so manch unverhoffter Tagesrast nähern sich alle Löwen ihren Wunschorten. Dort angekommen, erkennen sie, dass ihnen die vertrauten Verwandten fehlen. Und so finden sie alle wieder den Weg in die Stadt zurück und haben eine spannende Idee, wo sie sich gemeinsam niederlassen wollen. Ein Zug nach Italien nimmt sie mit...

In der Neuausgabe des Kinderbuches "Bei Tag sind alle Löwen grau" aus dem Jahre 1997 gelingt es Sabine Ludwig erneut, die zeitlos schöne Geschichte der vier Löwen fantasievoll und spannend zu erzählen. Die abenteuerlichen Nachtwanderungen der Löwen werden humorvoll erzählt und bieten dem jungen Leser gute Unterhaltung, die sich aufgrund der kindgerechten Sprache leicht erschließen lässt.

Die einzelnen Kapitel zeichnen sich durch einen gleichen Aufbau aus, der zuerst das Tagesgeschehen der Menschen beschreibt. Im weitaus größeren Teil werden die Nachtstunden der Löwen erzählt, dessen Ende die Löwen so manches Mal ganz unvorbereitet trifft und sie in teils lustigen, teils bedrohlichen Momenten erstarren lassen, so dass zum Weiterlesen angespornt wird. Mit viel Geschick und ihrer gewohnt treffenden Wortgewandtheit ordnet Ludwig den Löwen vier ungleiche Charaktere mit speziellen Vorlieben zu. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, muss der junge Leser sehr konzentriert lesen, um die einzelnen Wege der Löwen verfolgen und auseinander halten zu können.

Die zahlreichen Illustrationen, die jede zweite Seite des Buches schmücken, erleichtern es jedoch, die Ereignisse nachzuvollziehen und sich die Tiere bildlich vorstellen zu können.

Besonders unterhaltsam sind die regelmäßigen Begegnungen mit Herrn Doktor Blüm, der das plötzliche Verschwinden der Löwen sehr verwunderlich findet und sie sowohl in seinem Garten als auch am Urlaubsort wiederfindet. Durch sein schlechtes Gewissen fühlt er sich von den Löwen regelrecht verfolgt und wird durch die Begegnungen im Laufe des Buches auf die Palme getrieben.

Dennoch wird mit dem Inhalt des Buches auch eine charmante Botschaft vermittelt. So sehr alle Löwen sich die Freiheit wünschen und ihre eigenen Wege gehen: im Innern sind sie die ganze Zeit mit ihren Brüdern verbunden und sehnen sich nach ihnen. Schließlich sind sie die Einzigen, die die Mitternachtsstunden mit ihnen teilen und über die Menschenwelt fabulieren können. Die Leser können in den tierischen Denkweisen also viele menschliche Züge wiedererkennen und sind auf den Ort drs gemeinsamen Endstation, die erst im Epilog verraten wird, sehr gespannt, so dass die Geschichte insgesamt sehr harmonisch schließt.

Fazit:

Harte Schale, weicher Kern... das gilt auch für die vier Löwen, die auf den eigenen Wegen ihrer Freiheit erkennen, dass sie sich ein Leben ohne die Brüder nicht vorstellen können. Unterhaltsam und ideenreich erzählt Sabine Ludwig in der beliebten Neuausgabe von "Bei Tag sind alle Löwen grau", dass man manchmal eigene Wege gehen muss, um zu wissen wo man hingehört.

Ina Kolöchter

 

Auf die Plätze, Löwen los!

Sabine Ludwig, Fischer Schatzinsel

Auf die Plätze, Löwen los!

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