Bryony

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Kinderbuch Couch
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2011

Idee

Phantastische Wesen wie Vampire oder Feen sind zwar „in“ und auf den ersten Blick wenig originell, der Autorin gelingt es jedoch eine glaubwürdige Welt mit eigenständigen Charakteren darzustellen.

Text

Die Handlung wird fesselnd erzählt und fordert das jugendliche Publikum zum Nachdenken heraus. Das Spannungsfeld „Menschen- und Feenwelt treffen aufeinander“ verleiht weitere Tiefe.

[ab 11 Jahren]

Bryony ist das einzige Feenkind des vom Aussterben bedrohten Feenvolkes im Stamm der alten Eiche. Durch ein Ereignis in der Vergangenheit haben die Feen ihre Zauberkraft verloren und dürfen zu ihrem Schutz die Eiche nicht verlassen. Bryonys größter Wunsch ist jedoch die Freiheit und die Welt draußen zu erkunden....

Sobald sie alt genug ist, bestimmt die Feenkönigin einen Beruf für sie. Zu ihrer großen Überraschung handelt es sich um den Beruf der Jägerin, der es ihr ermöglicht, den Eichenstamm zu verlassen und in der nicht ungefährlichen Welt draußen für ihre Mitschwestern auf Jagd zu gehen. Sie geht also bei der bisherigen Jägerin in die Lehre, um ihren neuen Beruf gründlich zu erlernen.
Der Beruf der Jägerin erfordert großen Mut, Geschicklichkeit und Wendigkeit, denn in der Welt außerhalb der Eiche lauern viele Gefahren, vor allem aus der Tierwelt. Der Feen größter Feind ist die alte Krähe namens Wermut. Um sich besser verteidigen zu können (eine Fee ist nur etwa zwanzig Zentimeter groß) benötigt Bryony ein Messer mit einer scharfen Klinge aus Metall. Metall gibt es jedoch nicht im Feenreich und Bryony beschließt, in einem nahegelegenen Haus bei den Menschen auf Suche zu gehen.

Die Welt der Menschen fasziniert sie, auch wenn sie vieles nicht versteht, z.B. das Licht, das wie durch Zauberei die Zimmer erleuchtet, oder etwa ein Mann, der freiwillig anbietet, seiner Partnerin zu helfen, obwohl er nicht in ihrer Schuld steht. Auf einem Schreibtisch findet sie endlich eine Federklinge aus Metall, die sich als scharfe Messerklinge eignet.
Dieser ersten Entdeckungstour folgen weitere, heimliche Ausflüge, denn die Menschen gelten bei den Feen als gefährlich und jeglicher Kontakt zu ihnen ist verboten.
Da findet sie vor ihrer Zimmertür die Seiten eines alten Tagebuches einer Fee aus der Zeit vor dem Ereignis, durch das die Feen ihre Zauberkraft verloren haben. Diese Fee macht sich schließlich in die Welt der Menschen auf. Warum, weiß Bryony nicht, denn das Tagebuch bricht hier ab.

Bryony will nun unbedingt herausfinden, was aus der Fee geworden ist und warum und durch wen die Feen ihre Zauberkraft verloren haben.
In ihrer Lehre kommt es zu einer dramatischen Verfolgungsjagd durch den alten Wermut, vor dem sie sich mit Mühe und Not in den Schoss des Sohnes des Hauses retten kann, der durch einen Unfall behindert und auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

Es entwickelt sich eine fruchtbare, wenn auch auf beiden Seiten heimliche Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten. Weder die Eltern des Jungen noch die anderen Feen wissen von dieser Beziehung, die es dem Jungen ermöglicht, seine Einsamkeit zu überwinden. Auch für Bryony erwächst viel Positives aus dieser verbotenen Freundschaft: mit der Hilfe des Jungen gelingt es ihr, herauszufinden, warum genau die Feen ihre Zauberkraft verloren hatten und wie sich die tödliche "Schlafkrankheit", die immer mehr Feen befällt, heilen lässt. Sie entdeckt auch weitere positiven Effekte wie zum Beispiel die Erfindungskraft der Menschen, die das Feenreich bereichern und inspirieren kann.

Am Schluss gelingt es ihr sogar, eine Brückenstellung für sich zu schaffen, die es ihr ermöglicht, den Austausch zwischen den Menschen und den Feen zu fördern und den Fortbestand des Feenreiches zu garantieren.

Das Buch ist zwar das Erstlingswerk der Autorin, das merkt man ihm jedoch nicht an und es liest sich angenehm flüssig und spannend. Verschiedene Faktoren tragen zu dieser Spannung bei: Zum einem die Szenen aus der Lehrzeit Bryonys und die tödlichen Gefahren, die auf eine kleine Fee in der Natur außerhalb des Schutzraumes der alten Eiche auf sie lauern. Auch die kontrastreichen Unterschiede zwischen dem Verhalten der Menschen und der Feen bilden ein nicht unerhebliches Spannungsfeld. So sind Feen Gefühle wie Liebe und Freundschaft fremd und sie tun nur etwas für andere, wenn sie in deren Schuld stehen.

Über allem liegt der Schatten des bislang unerklärten Geheimnisses, warum die Feen ihre Zauberkraft verloren haben, das auf Aufklärung wartet ebenso wie die tödliche "Schlafkrankheit".

Die stellenweise atemberaubende Handlung verführt zum Weiterlesen und lässt die eher abschreckende Dicke des Buches vergessen. Auch ich selbst, als eher "abgebrühte" Erwachsene, war von der Geschichte fasziniert und habe sie an einem Abend bis sehr spät ausgelesen.
Die Gestalt der Fee ist bei heranwachsenden Mädchen sehr beliebt. Jedoch werden die Feen hier eher mit Ecken und Kanten, fern jeder falsch verstandenen Romantik dargestellt und nicht als die süßliche Wesen aus der Märchenwelt, so wie man sie eigentlich kennt.
Ihre Andersartigkeit wird jugendliche Leserinnen faszinieren und dazu veranlassen, für selbstverständlich gehaltene menschliche Werte wie Liebe, Freundschaft und Toleranz neu zu entdecken.

Die Sprache ist zwar anspruchsvoll aber nicht abgehoben. Auch der Untertitel "Rebellin unter Feen" trifft genau die Anliegen der angesprochenen Zielgruppe, die sich mitten im Aufstand der Vorpubertät gegen erwachsene Autorität befindet.

Auch das Titelbild zeigt eine herb-schöne und nicht niedliche Fee Bryony und verdeutlicht so, dass es sich nicht um kitschige Massenware handelt.

Fazit:

Ein spannend erzählter, phantastischer Mädchenroman, der nebenbei seine Leserinnen zum Nachdenken fordert.

Andrea Delumeau

 

Bryony

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