Der kleine Herr G.Ott

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2011

Idee

Herr G.Ott ist nicht Gott, aber dennoch setzt er sich gewissenhaft für die Antwort auf die wichtige Frage: „ Was kann man machen, um in Frieden zu leben?“ ein.

Bilder

Schwarz-Weiß-Illustrationen untermalen den Verlauf der Geschichte, eine aussagekräftige Zeichnung neben jeder Überschrift weist auf den Inhalt des Kapitels hin.

Text

durch einfache Wortwahl gelingt es, jungen Lesern das ernste Thema Krieg und Frieden nahe zu bringen

[ab 9 Jahren]

Diese Welt ist nicht perfekt... Finjas Papa muss in ein Land, in dem Krieg herrscht. In ihrer Angst schreibt sie einen Brief an Herrn G.Ott, der ihr helfen soll. Doch leider ist Herr G.Ott nicht Gott...

Hoch oben in Wolkenstein ist die Welt noch in Ordnung. Dort, in einer kleinen spärlichen Hütte lebt seit eh und je Herr G.Ott. Seit ewigen Zeiten folgt er dort einem festen Tagesablauf und findet, dass sein Leben so ist wie es sein sollte. Schließlich hat er Angelina, seine aufgeweckte Ziege, Luzifer, den listigen pechschwarzen Kater und sieben dusselige Hühner samt Hahn als Lebensgefährten. Sein Tag beginnt mit dem Füttern der Tiere und endet mit dem Lesen in seinem dicken alten Buch, das er nach all den Jahren schon auswendig kennt. So wäre es bestimmt jahrein, jahraus weitergegangen, hätte er nicht an einem Sommertag einen seltsamen Zettel an seiner Tür gefunden...
"WICHTIG - eilt sehr! Nur an Gott - bitte sofort lesen!" Aufgeregt liest Herr G.Ott die kurze Nachricht. Es ist ein Brief von der neunjährigen Finja, die von ihrer Angst, ihren Papa zu verlieren, schreibt. Er muss in ein Land, in dem Krieg ist. Doch wie kann er dem Mädchen helfen, damit ihr Vater nicht fortgeht? Bevor er einen klaren Gedanken fassen kann, fegt eine heftige Windböe durch seine Hütte und verbreitet gruselige Stimmung. Schnell ist der Spuk vorbei, doch etwas hat sich verändert. In dem alten dicken Buch ist eine bestimmte Seite aufgeweht worden. Der kleine Herr G.Ott rückt seine Brille zurecht und liest die ersten Worte der Seite: "Siehe, drei Männer suchen dich; aber stehe auf, steig hinab und zieh mit ihnen und zweifle nicht; denn ich habe sie gesandt."

Er ist sich sicher, das ist ein Zeichen. Und so verlässt er nach langen Jahren schweren Herzens seine Hütte und zieht los, um eine Antwort auf eine wichtige Frage zu finden. Im Schlepptau hat er Angelina, die ihm treu und beschützend zur Seite steht. Nach der ersten Nacht in der großen Stadt wird er im Park unliebsam von drei rockigen Bikern geweckt. Schnell bemerkt er, dass die Jungs ein gutes Herz haben. Sie nehmen ihn und Angelina mit nach Berlin. Dort ist Herr G.Ott seinem Ziel schon sehr nah: er möchte in den Reichstag, mit der Kanzlerin sprechen und die wichtige Frage an sie weiterleiten: Wie kann es gelingen, in Frieden zu leben? Mit Glück und der Hilfe der Biker steht Herr G.Ott nach kurzer Zeit auf den Besucherrängen im Bundestag. Angelinas lautes Gemecker richtet die volle Aufmerksamkeit auf das kuriose Pärchen, zögerlich stellt er der offiziellen Sitzung seine Frage. Nach betroffenem Schweigen löst er damit großen Tumult aus und stößt eine Welle von Reaktionen an, die sich in den folgenden Tagen bis zum amerikanischen Mr. President und dem Weltsicherheitsrat ausdehnt und ihn zu einem heiß begehrten Mann werden lassen. Doch eigentlich wünscht er sich nichts sehnlicher, als bald wieder in seine kleine Hütte in Wolkenstein zurück zu kehren, um dort in Ruhe und Frieden zu leben. Ein Leben, so wie er es sich für alle Menschen der Welt wünscht...

Annette Langen gelingt es mit dem Buch "Der kleine Herr G.Ott oder wie die Welt ein bisschen besser werden könnte" das ernsthafte Thema Krieg und Frieden auf nachdenkliche und doch unterhaltsame Weise zu vermitteln. Der Brief der neunjährigen Finja ist Auslöser, den jungen Leser an das allgegenwärtige Thema Krieg heranzuführen und ihm die kindlichen Gefühle, die diese Thematik aufwirft, nahezubringen. Mit Finjas Nachricht wird ein Stein ins Rollen gebracht, mit dem Herr G.Ott als Kämpfer für den Frieden eintritt. Da ihm das Leben in der Gesellschaft durch die Einsamkeit in seiner Berghütte fast unbekannt ist, begibt er sich naiv und unbekümmert auf den Weg nach Berlin. Seine Reise samt der neuen Bekanntschaften und der aufkommende Rummel um seine Person verpacken das ernste Thema in eine abwechslungsreiche Geschichte, die der Leser durch genaue Beschreibungen (z.B. wie es im Bundestag aussieht) gut mitverfolgen kann.

Herr G.Ott wird als schlichter aber dennoch pfiffiger Mann dargestellt. Sein karges Leben, seine im bayrischen Dialekt formulierten Aussagen, aber auch seine mutigen Handlungen zum Wohle des kleinen Mädchens, machen ihn zu einem liebevollen Sympathieträger. Sein Charakter wirkt echt, so dass man mit Spannung die nächsten Aktionen erwartet, die er zur Beantwortung der wichtigen Frage unternimmt. Dennoch wird dem Leser am Ende des Buches realistisch vermittelt, dass Herr G.Ott als einzelner Kämpfer keine Lösung für das Wohl der Menschheit erreichen kann. "Frieden geht nur gemeinsam" sind seine Worte, die die große Frage beantworten. Und auch wenn Herr G.Ott nicht Gott ist, geht er als kleiner Held nach Hause zurück, denn durch die aufgeworfenen Diskussionen hat er erreicht, dass Finjas Papa nicht fort gegangen ist.

Das Buch ist in 27 kurzen Kapiteln geschrieben, die jeweils eine neue Station seiner Reise wiedergeben und durch ihr teilweise offenes Ende zum Weiterlesen anregen. Die kindliche Wortwahl reißt das Thema Krieg und Frieden nur minimal an, so dass bei interessierten Kindern Fragen aufgeworfen werden, die einer genaueren Erklärung bedürfen (z.B. in welchen Ländern Krieg herrscht). Somit werden jedoch keine Ängste erzeugt und das Buch bleibt auf gut bekömmlichen Niveau.

Insgesamt gelingt es Annette Langen, ein inhaltlich reiches Buch zu schreiben, das zum Nachdenken anregt und aufzeigt, dass es sich lohnt, über seine Ängste und Sorgen zu sprechen. Denn sie zeigt mit ihrer Geschichte: Schon mit einfachen Worten kann ein Stein ins Rollen gebracht werden, mit der man der Lösung ein Stückchen näher kommt.

Fazit:

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Herr G.Ott beweist, dass selbst ein kleiner Mann mit einfachen Worten zu einem Leben in Frieden beitragen kann.

Ina Kolöchter

 

Der kleine Herr G.Ott

Annette Langen, Herder

Der kleine Herr G.Ott

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