Fjodor flippt aus

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Kinderbuch Couch
84%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2011

Idee

Die Idee und die Charaktere sind überzeugend, obwohl man hofft, dass sich der miesgelaunte Kabeljau im Wesen zumindest zum Ende hin leicht verändert. Skurrile, aber humorvolle Geschichte, toll vertont.

Bilder

Die Aquarellbilder sind lebendig, dennoch ruhig und oftmals comicartig. Noten und Text der Lieder zum Mitsingen, -spielen. Die Bilder lassen den Betrachter in die nordische Welt eintauchen.

Text

Der Text ist flott, spannend und erzählend mit vielen Dialogen. Die Musik gibt die charakteristischen skandinavische „Danzbands“-Musik wieder.

Eine neue Musicalreihe aus dem Hause terzio: Fjodor - dieser Kabeljau ist in Skandinavien schon ein Hit. Nun kommt der eigenwillige Kabeljau auch in unsere Kinderzimmer. Eine fantasievolle Geschichte des norwegischen Autors Pal H. Christiansen zu dem wohl miesgelauntesten Fisch in der Nordsee, begleitet von humorvollen Bildern und launiger Musik von Ritter-Rost-Komponist Felix Janosa.

Palle ist Sohn einer Flugbegleiterin und eines "Reparateurs" für das kaspische Meer oder dem Eismeer, dem roten oder toten Meer. Der Papa repariert alles, was aus dem Wasser kommt: Makrelen, Quallen, ... . Eines Tages bringt er einen ganz besonderen Fang mit: einen Kabeljau, bei dem alle Flossen an verkehrten Stellen sitzen: daher seine Schwierigkeiten beim Schwimmen. Er repariert ihn und legt sich dann schlafen, bevor er am nächsten Tag für einige Tage wieder zur Arbeit geht. Palle bekommt die verantwortungsvolle Aufgabe auf den Kabeljau namens "Fjodor" aufzupassen. Das stellt sich als schwierig heraus, da Fjodor kein bisschen kooperativ ist, dafür nur zickig und eigensinnig. Er nimmt fast die gesamte Wohnung auseinander und verhält sich auch auf einem Ausflug in die Stadt ziemlich daneben, so dass Palle ihn am liebsten in ein Aquarium geben würde. Aber Palle beweist genügend Geduld und hält durch. Nachdem Fjodor auch Zuhause weiterhin alles auf den Kopf stellt, wirbelt Palle ihn schliesslich doch durch die Luft und Fjodor landet in einer Blumenvase. Dann endlich kommt Papa zurück, der sich köstlich über diesen Anblick Fjodor´s amüsiert.

Da Fjodor nun wieder genesen ist, darf er zurück zu seiner Familie. Die übersichtliche Inhaltsangabe auf der letzten Seite lässt den Leser und Zuhörer schnell durch das Buch und auch durch die CD finden.

Die sicherlich fantasievollen Erzählungen des norwegischen Autors Pål H. Christiansen haben den eigenwilligen Kabeljau Fjodor in Skandinavien längst zum Kinderbuchstar gemacht. Fjodor ist wahrlich und eigentlich ausschließlich mies gelaunt. Die Kinder spüren das beim Vorlesen ebenso wie bei dem Hörbuch. An dieser Stelle ein Kompliment an den Schauspieler und Sprecher Till Demtroder, der mit seiner Stimme und der sehr lebendig wirkenden Betonung das Hörbuch abwechslungsreich gestaltet.

Die Geschichte ist allerdings so wenig realistisch, dass der möglicherweise von den Autoren erhoffte Lese- und Hörspaß schnell ins Gegenteil umschlägt und der miesgelaunte Kabeljau fast schon nervt. Daher würde ich sie eher als skurril bezeichnen. Der Leser erhofft sich von Fjodor irgendwann ein Einlenken, mehr Einfühlungsvermögen und soziales Verhalten, was aber bis zuletzt nicht eintrifft. Fjodor findet Palles Mutter hässlich und die per Post geschickten Superkirschen aus Hiva Oa (einer pazifischen Insel auf der Paul Gauguin zuletzt lebte sowie der belgische Chanson-Sänger Jacques Brel) schmecken ihm auch nicht. Er verprasst Palles Erspartes ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ärgert und macht sich über andere Menschen lustig. Um Mitleid zu erregen lügt er Palle noch an, seine ganze Familie wäre tot, zu der er aber am Ende der Geschichte aber doch zurückkehrt.

Die vielen Dialoge erzeugen einen sehr lebendigen Sprachfluss. Der erzählende Text gibt gute Einblicke in die Gedankenwelt der eigenwilligen Protagonisten. Auch auf der CD ist die nordische Mentalität zu spüren, denn der Papa spricht mit herrlich friesischem Akzent.

Die Illustrationen von Annlaug Auestad im modern-malerischen Stil und den charakteristisch naiven Figuren, sind weit über Skandinavien hinaus bekannt. Sie geben das Meer- bzw. Strandfeeling in hellen Farben in Bleistift-Technik mit Aquarellfarben wunderbar wieder. Ihre Figuren mit den übergroßen Nasen und dem mies gelaunten Fjodor haben einen entsprechend großen Wiedererkennungswert. Obwohl die Illustrationen das Chaos, das dieser Fisch überall verursacht, klar und deutlich zeigen, beschränken sich die Darstellungen auf das Wesentliche, so dass sie trotz Fjodor´s Chaos noch übersichtlich wirken. Meist nur einen Teil der Doppelseiten einnehmend, verlaufen die Illustrationen als Hintergrundgestaltung über die gesamte Fläche.

Die Musik vom Komponisten Felix Janosa, bekannt durch die Ritter-Rost-Serie, ist abwechslungsreich - nicht nur durch die Tempowechsel der Stücke untereinander, sondern auch innerhalb des jeweiligen Arrangements. Die Lieder im traditionellen nordischen Musikstil kommen zum Teil fast mittelalterlich daher. Sie sind schwungvoll, frech, tänzerisch animierend. Mal einem Walzer angelehnt, mal melancholisch, reicht das Repertoire vom Seemannslied bis hin einer etwas rockigen Klangart. Eingespielt wurden sie von professionellen Musikern auf Originalinstrumenten.

Fazit:

Eine skurrile Geschichte für Fans mit schrägem Humor. Sehr schön illustriert und fantastisch vertont.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Fjodor flippt aus

Felix Janosa, Terzio

Fjodor flippt aus

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