Shark Island - Der Fluch von Kaitan

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  • Erschienen: September 2011
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Shark Island - Der Fluch von Kaitan
Shark Island - Der Fluch von Kaitan
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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2011

Idee

Zwei mutige Kinder allein gegen ein Komplott mächtiger Männer inmitten des Südseeparadieses. Sehr gute Charakterdarstellungen. Für junge Abenteurer, die eine ordentliche Portion Nervenkitzel gut vertragen können, spannende Unterhaltung.

Text

klar, ausdrucksstark mit zahlreichen intensiv beschriebenen Momentaufnahmen, Stimmungen und Spannung werden mit nur wenigen Worten aufgebaut. Aus dem Englischen von Gabriele Kosack

[ab 11 Jahren]

Kinderbuch des Monats [09.2011]. Der Herzenswunsch der englischen Familie, für ein paar Wochen auf der einsamen malaiischen Insel Kaitan zu leben, ist endlich wahr geworden. Doch als eines nachts die Eltern von Hanna und Ned von Piraten entführt werden, wird aus dem Südsee-Traum ein Albtraum ...

Hanna und ihr jüngerer Bruder Ned sind nun ganz allein auf sich gestellt und die Spuren der Nacht lassen nichts Gutes ahnen. Die Piraten haben die Hütte niedergebrannt und am Strand finden sie nur die Halskette ihrer Mutter. Hanna erinnert sich an einen Kampf, an zwei Gestalten - ihre Eltern - in einem Boot. Die eine Gestalt regungslos am Boden. Ratlos versuchen die Geschwister zunächst einmal zu überleben.

Zum Glück findet sie "Jik" ein Junge von der Nachbarinsel, der zwar ein "verdammt" merkwürdiges Englisch spricht, aber sich immerhin mit ihnen verständigen kann. Er bringt sie zu seinem Dorf, zum Bajau-Volk, wo man sie am liebsten wieder loswerden will. Doch eine alte Zauberfrau befiehlt dem Dorfältesten, die Kinder bleiben zu lassen. Um Mitternacht sollen die Kinder zu ihr kommen. "Manai Liha" kann hellsehen und will mit Neds und Hannas Eltern Kontakt aufnehmen. Doch gerade als die Kinder glauben, tatsächlich die Stimmen ihrer Eltern zu hören, durchbricht ein lautes Getöse und heftiger Wind die Stille. Hanna und Ned werden durch die Luft in einen Hubschrauber gezogen. In der durch die Rotorblätter des Hubschraubers aufgewühlten See verliert sich jede Spur von ihrem Freund Jik und der alten Frau.

Ihr Flug bringt sie zum Palast des "Datuks", dem mächtigsten Mann der Inseln. Dort wird ihnen eine fürstliche Unterkunft geboten. Doch trotz aller Gastfreundschaft beschleicht die beiden Kinder ein ungutes Gefühl. Denn der Datuk und seine Frau - ebenso wie der britische Konsul - bezichtigen die Seezigeuner, die Bajau, jene Piraten zu sein, die ihre Eltern entführt haben sollen. Für Ned und Hanna eine ganz abwegige Vorstellung, denn die Bajau haben die Kinder gerettet und nur aufgenommen, weil die mächtige Zauberfrau dies dem Stammesältesten befohlen hat. Als es schließlich heißt, ihre Großeltern würden sie abholen, freuen sich die Kinder unbändig. Die Gegenüberstellung mit den vermeintlichen Piraten, die schwer misshandelt wurden und kaum noch zu erkennen sind, ist ein schwerer Schock für die beiden Kinder. Nicht nur, dass sie genau wissen, dass die drei Männer auf keinen Fall etwas mit dem Überfall zu tun haben können, sie werden auch dazu gedrängt, ihre Zeugenaussage gegen sie zu richten. Tief verunsichert und traurig werden sie einem Blitzlichtgewitter der Presse ausgesetzt, bei dem der Datuk verkündet, dass die Mörder ihrer Eltern - die gefährlichen Seezigeuner - gefasst seien und ihrer gerechten Strafe zugeführt würden. Doch Ned und Hanna können nicht glauben, dass ihre Eltern nicht mehr leben sollen. Zusammen mit ihren Großeltern wollen sie weitere Nachforschungen anstellen und sie auf eigene Faust befreien. Doch als sie voller Vorfreude in den Raum kommen, wo ihre Großeltern auf sie warten, werden sie furchtbar enttäuscht. Nicht ihre Großeltern aus England stehen da vor ihnen, sondern die chinesischen Eltern ihrer Mutter, die ihre Tochter wegen der Heirat mit einem Engländer - Neds und Hannas Vater - verstoßen haben. Doch Ned hat bereits einen Plan und es gelingt ihnen tatsächlich, auf dem Weg zu Flughafen zu fliehen. Durch eine scheinbar endlose Plantage von Gummibäumen fliehen Ned und Hanna aufs Geratewohl, werden von einem Hubschrauber verfolgt, geraten in ein schweres Gewitter und können schließlich in einem Schweinestall Unterschlupf finden. Als blinde Passagiere eines Gemüselasters gelingt es ihnen, wieder zum Hafen zu gelangen - doch auch hier wimmelt es von Militär und Polizei. Wie sollen sie ein Boot finden, das sie zurück zu den Inseln bringt und was hat es zu bedeuten, dass die Seezigeuner, darunter auch Jiks Familie, in den Hafen gebracht werden?

Der Autor und Weltenbummler, David Miller, hat selbst einige Jahre in Malaysia und Singapur gelebt. Als Autor von zahlreichen historischen Romanen und Sachbüchern, kam ihm die Idee zu seinem Kinderbuch-Debüt, "Shark Island", durch ein ähnliches Erlebnis, das jedoch glimpflich ausging: Nicht Piraten betraten eines Nachts die Insel, sondern harmlose Fischer. So entstand mit "Shark Island - Der Fluch von Kaitan" der Auftakt zu einer spannungsgeladenen Abenteuerserie für Jungen und Mädchen. Denn die beiden Geschwistern Ned und Hanna sind tolle Identifikationsfiguren für beide Geschlechter.

Obgleich aus der Erzähler-Perspektive geschildert, versteht es David Miller ganz hervorragend, die Eindrücke und Erlebnisse der beiden Geschwister - jedoch vor allem die von Hanna - wieder zu geben. Dabei erfährt der Leser nur das, was sich den Kindern offenbart, als auch das, was die Kinder ahnen und sich zusammenreimen. Es wird deutlich, dass die Entführung Teil eines niederträchtigen Komplotts gegen die Seezigeuner ist. Ganz auf sich allein gestellt, machen sich die Kinder daran, die Pläne des Datuks zu durchkreuzen.

Die jungen Leser finden sich so unversehens an der Seite der beiden Protagonisten wieder und können durch David Millers einfühlsamen Schilderungen gut nachvollziehen, welchen emotionalen Wechselbädern die Geschwister ausgesetzt sind: Von dem Schock bis hin zu Ratlosigkeit, von der Hoffnung bis hin zu Mutlosigkeit. Schön lässt sich die Entwicklung der beiden Kinder nachvollziehen, wie sie nicht nur mutiger und selbstbewusster werden, sondern auch, wie ihr Zusammenhalt wächst. Die vormals zerstrittenen Geschwister, die eher nebeneinander als miteinander agiert haben, werden zu einem starken Team. Mit dieser Entwicklung und mit seinen sympathischen Nebendarstellern, allen voran Jik, setzt David Miller positive Lichtpunkte in der Geschichte. Zudem haben die beiden mehr als einmal zu ihrem großen Mut auch eine unglaubliche Portion Glück, das ihnen selbst aus den ausweglosesten Situationen heraushilft.

Bereits mit dem Einstieg, der sofort mit der bedrohlichen Entführung der Eltern beginnt, hat David Miller seine jungen Leser sofort "am Haken". Die ständige Furcht, den Eltern könnte etwas furchtbares zugestoßen sein, sie könnten gar getötet worden sein, gibt der Geschichte einen dramatischen Unterton, der kaum zulässt, sich von der Geschichte abzuwenden. Mit jedem Umblättern gelingt es dem Autor immer neue Rätsel und Hindernisse aufzubauen, die seine Leser gespannt die Geschichte weiterverfolgen lässt. Das Verbrechen, der Übergriff und die daraus resultierende Angst ist der Ursprung dieser spannenden Geschichte und auch im Verlauf der Geschichte spielt Gewalt immer wieder eine Rolle. Oftmals wird sie in ihren Folgen dargestellt - etwa bei der Beschreibung der misshandelten Gefangenen - oder als Drohkulisse. Doch gegen Ende müssen die Kinder selbst Gewalt anwenden, um sich befreien zu können, was manchen eher sensiblen Leser erschrecken mag. Da dies die "Bösen" trifft und die Folgen nicht weiter thematisiert werden, tritt dieser Aspekt jedoch in den Hintergrund. David Miller nimmt seine Leser mit schnellem Tempo weiter in der Geschichte mit, die zum Schluss trotz aller Dramatik gut endet.

David Millers Sprache ist klar und ausdrucksstark mit zahlreichen intensiv beschriebenen Momentaufnahmen aus dem paradiesischen Inselreich. Seine Charakterdarstellungen sind scharf umrissen und sehr gut nachvollziehbar. Er beherrscht es sehr gut, Stimmungen zu erzeugen und mit wenigen Worten Spannung aufzubauen. Geschickt hält er Situationen in der Schwebe, löst sie aber schließlich auf unkomplizierte Weise auf, so dass Kinder gerne am Ball bleiben.

Für alle, die noch mehr Abenteuer mit Hanna, Ned und Jik erleben möchten, hier eine gute Nachricht: Der zweite Band der geplanten "Shark Island" Reihe wird voraussichtlich im Februar 2012 erscheinen, mit dem Titel "Die Jagd nach der Mondperle".

Fazit:

Piraten, einsame Inseln, blaues Meer, rätselhafte Einheimische und jede Menge Gefahren ... David Miller versteht es, sein junges Publikum von der ersten Seite an zu fesseln. Der Auftakt der neuen Buchreihe "Shark Island" mit dem Titel "Der Fluch von Kaitan" ist ein überaus spannendes, kurzweiliges Leseerlebnis für Mädchen und Jungen, die eine ordentliche Portion Nervenkitzel gut vertragen können.

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Shark Island - Der Fluch von Kaitan

David Miller, dtv

Shark Island - Der Fluch von Kaitan

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