Der kleine Bär und die sechs weißen Mäuse

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Kinderbuch Couch
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2012

Idee

Ein sympathischer Bär und sechs Mäuse werden zu den Helden einer schönen Erzählung über Mut.

Bilder

Beeindruckende naturgetreue Darstellung der Tiere mit großem „Gern-Habe-Faktor“.

Text

Altersgerecht erzählt, mit stringentem Handlungsverlauf und schönem Erzählfluss.

Gibt es Zivilcourage unter Tieren? Anscheinend...

Ein kleiner Bär dreht abends eine kleine Spazierrunde und gelangt dabei an den Rand eines Waldes. Dunkel und unheimlich ist es dort und er beschließt, den Wald lieber nicht zu erkunden. Doch dann hört er ein Geräusch, ein quiekendes, ängstliches Geräusch, das aus den Tiefen des Waldes kommt. Ohne Zögern läuft der kleine Bär los, um herauszufinden, wer dort in Not ist. Mitten im Wald entdeckt er sechs kleine weiße Mäuse. Völlig verängstigt erzählen sie dem Bären, dass sie sich verlaufen haben und nun vor Füchsen, Eulen und Schlangen Angst haben.

Berechtigterweise, denn just in diesem Moment ertönt über ihnen der Schrei einer Eule. Der kleine Bär rät den Mäusen, sich flink zusammen zu rollen und ihre Schwänze einzuziehen. Gesagt, getan. Schon landet die Eule neben dem kleinen Bären und betrachtet interessiert die sechs weißen, flauschigen Bälle. Auf die Nachfrage der Eule, ob der Bär nicht vielleicht gerade ein paar Mäuse gesehen hätte, kann der Bär sich nicht erinnern, auch nur eine Maus gesehen zu haben: Die weißen Bälle vor seinen Füßen seien Schneebälle, der er für den Winter sammelt. Damit gibt sich die Eule zufrieden und fliegt davon. Ebenso ergeht es dem Bären und den Mäusen mit dem Fuchs (hier sind die weißen Bälle Pelzfasan-Eier) und der Schlange (weiße Mondäpfel, die von den weißen Apfelbäumen auf den Mond gefallen sind). Mit den Erklärungen des Bären zufrieden, ziehen auch Fuchs und Schlange unverrichteter Dinge wieder ab. Später jedoch bemerken sie, dass sie einem Schwindel aufgesessen sind und sie um ein leckeres Abendessen betrogen wurden. Doch da sind der Bär und die sechs weißen Mäuse schon auf und davon.

Es ist eine Gewissensfrage, die jeder für sich selbst beantworten muss, was man macht, wenn andere in Not sind und man selbst davon Kenntnis hat. Sei es, dass jemand sich nur verfahren hat und offensichtlich nach dem richtigen Weg sucht bis hin zu tätlichen Angriffen in der Öffentlichkeit. Der Willen, dem anderen zu helfen, ist sicherlich in den meisten Leuten vorhanden, allein hapert es oft an der Umsetzung. Dabei wäre es doch so einfach, wie der kleine Bär eindrücklich beweist.

Denn obwohl er den Wald als dunkel und unheimlich empfindet, überlegt er gar nicht lange, als er die Hilferufe hört. Er stürmt in den Wald hinein, um zu sehen, wer in Not ist. Und tatsächlich ist seine Hilfe mehr als willkommen, denn ohne ihn hätten die sechs Mäuse keine Chance gehabt. Mit einer List und dem notwendigen Mut, sich auf die Seite der Schwächeren zu stellen, gelingt es ihm, die Mäuse zu retten.

Die daraus entstehende Geschichte erzählt Chris Wormell aber nicht übermäßig empathisch, sondern als relativ sachliche Tatsachenschilderung, der trotzdem eine gewisse Komik inne wohnt. Denn die Phantasie, sich Schneebälle oder Pelzfasan-Eier auszudenken, zaubert ein Schmunzeln auf das Gesicht der Leser und lässt sie den sympathischen Bären als Helden lieb gewinnen. Diese Erzählweise trägt auch zur Entwicklung einer Spannungskurve bei, die zwar kontinuierlich ansteigt, aber trotzdem die Kindernerven nicht überstrapaziert, da bei jedem Tier bereits gespannt auf die neue, lustige Idee des Bären gewartet wird. Um der Geschichte einen eintönigen Erzählrhythmus zu ersparen, baut Chris Wormell beim Auftritt des letzten Tieres noch eine Spannungssteigerung ein. Hier schafft es eine Maus nicht, ihren Schwanz mit einzurollen und natürlich entdeckt die Schlange diesen rosa Kringel. Doch auch hier ist der Bär nicht um eine witzige Ausrede verlegen und verkauft den Schwanz kurzerhand als Wurm, der schon im Mondapfel steckt.

Passend zur leichten Erzählweise und dem aufgelockerten Spannungsstrang zeigen die Illustrationen einen flauschigen, sympathischen Bären und lebensechte weiße Mäuse vor dem Hintergrund eines düsteren Waldes. Die sehr naturnahen Abbildungen zeigen beeindruckend das Minenspiel der Tiere, die ängstlichen Gesichter der Mäuse, die Struktur des Pelzes und der Federn sowie die nachdenklichen Gesichter von Eule, Fuchs und Schlange.

Fazit:

Mit einer Portion Mut und ein bisschen Ideenreichtum rettet ein kleiner Bär sechs kleinen Mäusen das Leben - eine unterhaltsame Erzählung über vorbildliche Zivilcourage.

Claudia Goldammer

 

Der kleine Bär und die sechs weißen Mäuse

Chris Wormell, Sauerländer

Der kleine Bär und die sechs weißen Mäuse

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