Telma und das Haus der Geschichten

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2012

Idee

Telma ist schon etwas besonderes. Klug und mit Herz verändert sie so einiges im Haus und bringt es mit Leichtigkeit fertig, seine Bewohner zum Lächeln zu bringen.

Bilder

Die zahlreichen s/w Illustrationen von Karoliina Pertamo begleiten die Geschichte auf sympathische Weise.

Text

Mila Teräs Sprache bedient sich ungewöhnlicher Metaphern, die die Vorstellungskraft seiner jungen Leser herausfordern. Eine sehr behutsame, lebenslustige Schilderung aus dem Alltag einer Siebenjährigen. Übers. v. Elina Kritzokat

[ab 7 Jahren]

Telmas linkes Ohr ist ein Geheimnis-Ohr, mit ihm kann sie ganz viele neue Geschichten ausfindig machen - auch in ihrem neuen Zuhause im Schatzweg 6. Hinter jedem der Fenster des Hauses verbirgt sich nämlich ein Bewohner mit seiner eigenen Geschichte. Wie Telma am Ende alle Geschichten und Menschen zusammenbringt und noch einen neuen Bewohner hinzugewinnt, davon erzählt die mehrfach ausgezeichnete finnische Autorin Mila Teräs.

Telmas Familie ist gerade erst aus Spanien hierher gezogen. Für Telma ist noch alles fremd und sie erkundet neugierig ihre Umgebung. Sie sitzt gerne auf der Schaukel und sieht zu den Fenstern des Hauses am Schatzweg 6 hinauf. Wer da wohl wohnen mag? Als sie auf eine kleine, streunende Katze aufmerksam wird, schließt sie das dürre, frierende Kätzchen sofort in ihr Herz. Sie will sie füttern und so kommt sie auf die Idee, die Sängerin und Fischverkäuferin Tanja Espe nach Futter für die Katze zu fragen. Tanja Espe, die sich mit Künstlernamen Tanjuschka nennt, wohnt im Erdgeschoss neben Moni Tulpe, die Telma Omeline nennen darf, weil sie so eine liebe Oma ist. Schließlich beschließt Telma, "Wolli" wie sie die Katze wegen ihrem wolligen Fell getauft hat, im Keller des Hauses unter zu bringen. Es dauert nicht lange, da ist auch Emil mit von der Partie. Emil geht mit Telma in eine Klasse, sie sind Freunde. Aber auch die fünf quirligen Böe Kinder entern den Keller, um nachzusehen, was es dort gibt. Leider bekommt die Hausmeisterin Biggi Wuschel davon Wind und verbietet, Katzen im Keller zu halten. Sie verscheucht Wolli, die auf eine hohe Tanne flieht.
Selbst mit dem starken Fernrohr des Sternguckers, der eigentlich Edward Abseits heißt, kann man Wolli nicht entdecken. Vielleicht ist Wolli weggezaubert worden? Kommt Telma da in den Sinn. Selbst ein Rückzauber der etwas zertreuten Zauberer-Familie Pokus, die gerade eingezogen ist, bleibt ohne Erfolg. Doch dann erfährt Telma von Biggi Wuschel, der Hausmeisterin, dass sie die Katze in ein Tierheim gebracht hat. Zuerst ist Telma sauer, doch dann muss sie Biggi Wuschel recht geben: Die Nächte sind einfach zu kalt geworden, für so eine dünne, kleine Katze.

Mit Unterstsützung von Emil und seinem großen Bruder Adam kann Telma Wolli im Katzenheim besuchen und erfährt, dass Wolli schon eine ziemlich alte Katze ist. Bei einem Kaffeekränzchen bei Moni Tulpe, ihrer Omiline, zählt Telma eins und eins zusammen und findet, dass eine ältere Dame und eine ältere Katze, die beide allein sind, doch wunderbar zusammenpassen. Das findet auch Moni Tulpe. Und weil immer noch nicht das ganze Laub des Herbstes zusammengekehrt wurde und Biggi Wuschel sich den Knöchel verstaucht hat, organisiert Telma kurzerhand ein Fest, bei dem alle zuerst harken und dann feiern. Zum einen Moni Tulpes Geburtstag, zum andernen eine Katzentaufe...

Die finnische Autorin Mila Teräs entwirft mit ihrer neuen Buchreihe "Telma" eine Geschichtensammlung aus dem Alltag der Kinder. Dreh- und Angelpunkt bei diesem ersten Buch des neuen Kinderbuchprogramms des Esslinger Verlags ist die Sorge um die kleine, streunende Katze. Geschickt verwebt Mila Teräs dies mit den Geschichten der einzelnen Menschen. Nebenbei passiert nämlich so einiges, auch aus dem Schullleben der Erstklässlerin.

Sehr schön ist die Mila Teräs Idee, ihre Geschichten den Fenstern und den Menschen, die hinter ihnen leben, zuzuordnen. So heißt es nicht fünftes Kapitel sondern "fünftes Fenster" und hat beispielsweise die Überschrift "Irgendwer schaut immer zu den Sternen" - in diesem Kapitel erfahren wir etwas über den Sterngucker.

Mila Teräs Sprache bedient sich dabei vieler ungewöhnlicher Metaphern, die die Vorstellungskraft seiner jungen Leser herausfordern. Ihre beinahe poetische, bildhafte Sprache wechselt sich mit leicht lesbaren Schilderungen über den Alltag und den Begegnungen mit anderen Bewohnern des Hauses hab. Dadurch, und durch Telmas empfangsbereitem Geheimnis-Ohr, werden Kinder motiviert, die Dinge ebenfalls auf eine so ruhige und aufmerksame Weise zu betrachten. Daraus ergibt sich eine sehr behutsame, lebenslustige Schilderung aus dem Alltag einer Siebenjährigen, die vor allem Mädchen gefallen wird.

Die zahlreichen s/w Illustrationen von Karoliina Pertamo begleiten die Geschichte auf sympathische Weise. Ihr schlichter Illustrationsstil erinnert ein wenig an Kinderzeichnungen. Fast auf jeder Seite finden wir eine kleine Illustration, die aus einzelnen Details der Geschichte oder auch nur aus einzelnen Blättern, die vom Baum gefallen sind, bestehen. Die ganzeitigen Darstellungen zeigen Personen oder den Nachthimmel über dem Haus. Zusammen mit dem locker gesetzten Text mit weitem Zeilenabstand, lässt sich das Büchlein schnell und mühelos lesen.

Fazit:

Telma verzaubert ihre Welt: Dazu braucht sie nur ganz viel Herz, Fantasie und ein Geheimnis-Ohr, das jedes Flüstern mitbekommt. Eine schöne, gefühlvolle Geschichte mit einer bildhaften Sprache, die so klar ist, dass Siebenjährige nur genau zuhören müssen, um die Welt mit Telmas Augen zu sehen.

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Telma und das Haus der Geschichten

Mila Teräs, Esslinger

Telma und das Haus der Geschichten

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