Harold und die Zauberkreide

Harold und die Zauberkreide
Harold und die Zauberkreide
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2013

Idee

Ein kleiner Junge mit Unternehmungslust und einem Stück Zauberkreide, die ihm ein traumhaftes Abenteuer malt. Muss man einfach mögen.

Bilder

Mit nur zwei Sorten Strichen – dünn und braun für den kleinen Harold, dick und lila für die Schöpfungen der Kreide – zaubert Crockett Johnson Stimmung und Bewegung aufs Papier. Zauberhaft.

Text

Schlichte Worte begleiten Harolds ungewöhnliches Abenteuer, zusammen wird daraus eine außergewöhnliche Geschichte, die froh macht beim Hören und Lesen; Deutsch von Anu Stohner.

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*. Harold ist bereits vor 60 Jahren erfunden worden und der kleine Kerl hat viele Abenteuer erlebt. Einige werden jetzt neu aufgelegt; das erste, in dem er sich selbst seinen Ausflug zeichnet und schließlich müde ins Bett geht, ist gerade auf Deutsch erschienen.

Harold ist ein kleiner Junge mit Kullerkopf und Kugelaugen und in dieser Geschichte steckt er schon im Schlafanzug. Er überlegt, was er machen könnte und beschließt, im Mondschein spazieren zu gehen. Nur ist da gar kein Mond. Aber für einen Spaziergang im Mondschein braucht man natürlich einen - also nimmt er seine Kreide und malt sich einen.
Weil wir den Titel kennen, wissen wir, dass es sich um Zauberkreide handelt.
Es kann auch gar nicht anders sein. Denn alles, was Harold malt, sind nur lila Strichgebilde, aber doch echt. So wie der dick-lila Mond, der jetzt über ihm steht. Und wie alles andere, was auf den folgenden Seiten entsteht: eine Straße; einen Wald, weil es zu langweilig ist, nur immer Straße zu gehen. Der Wald hat nur einen Baum, einen mit Äpfeln. Die will er beschützen, bis sie reif sind, und deshalb malt er einen Drachen; vor dem er sich selber erschreckt - und mit der Kreide in der zitternden Hand hat er plötzlich aus Versehen ein Meer gemalt. Schnell malt er sich ein Boot und dann ein Segel und dann einen Strand - alles immer nur in den dicken lila Strichen seiner Zauberkreide. Am Strand malt er ein Picknick, mit all seinen neun Lieblingskuchensorten und sonst nichts. Dann malt er einen hungrigen Elch, damit die Kuchenreste nicht verderben. Und dann einen Berg. Denn er will sehen, wo er ist und wo sein Zuhause sein könnte - wird er doch langsam ziemlich müde. Wir Erwachsenen vermuten natürlich, dass Harold längst schläft und diese Geschichte sein Traum ist, in dem sich eins ganz selbstverständlich aus dem anderen ergibt. Scheinbar logisch, auch wenn mit dem gesunden Erwachsenenverstand betrachtet vieles recht seltsam ist. Jedenfalls, nachdem Harold lange nach seinem Haus gesucht hat, fällt ihm ein, dass der Mond immer genau mitten im Rahmen seines Schlafzimmerfensters steht. Und der Mond, der ist ja da. Also zeichnet er einen Rahmen um ihn herum, steigt durch dieses Fenster in sein Zimmer und geht schlafen.

Kein Geringerer als Maurice Sendak, Autor von "Wo die wilden Kerle wohnen" und vieler andere Kinderbücher, hat bereits geurteilt: "Harold ist ein Meisterwerk." Wer das Buch vorgelesen hat, wird es mit einem Lächeln auf dem Gesicht zuklappen und etwas Ähnliches denken. Und hoffen, dass auch bald die anderen Abenteuer von Harold auf Deutsch erscheinen.

Aber was macht dieses Buch so besonders?

Vielleicht, dass es auf den ersten Blick gar nicht besonders sein will. Es hat keine besonders originelle, avantgardistische Bildsprache, keine extra niedlich-kindgerecht gemeinten Reime; kein Stapel naturwissenschaftlicher Sachkunde ist zwischen den Zeilen versteckt, keine Problembewältigungsstrategien, nicht auf jeder Seite drei Gesprächsanlässe zu heiklen Themen und am Ende gibt's auch keine Moral von der Geschichte.

Das Besondere ist, dass dieses Buch einfach nur eine schöne Geschichte ist für Kinder, die schöne Geschichten mögen.

Fazit:

Harold und die Zauberkreide ist ein Buch, das froh macht: kleine Kinder, die es vorgelesen bekommen und ihre Eltern, die es ihnen vorlesen. Und auch Leseanfänger: die Zahl der Seiten und die Menge des Textes sind ideal zum Buchstabieren üben. Hoffentlich erscheinen bald auch die weiteren Bände auf Deutsch.

Sigrid Tinz

 

Harold und die Zauberkreide

Crockett Johnson, Hanser

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