Mein Hippo kann alles

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2013

Idee

Bilderbücher, die mit Gegensatzpaaren die Welt erklären, sind nichts Neues; dass der Erklärer ein fettes rotes Nilpferd namens Popov ist, schon.

Bilder

Popov ist klasse und alles, was sonst abgebildet ist auch: satte Farben, klare Linien, kein Schnickschnack. Allerdings ist außer Popov kaum etwas „sonst“ abgebildet und 40 mal Popov auf 38 Seiten ist zu viel – oder zu wenig, wie man es nimmt.

Text

Auf jeder Seite wird genannt, welche Lebenslage Popov da eben gerade darstellen soll. Die Wortwahl wirkt konstruiert und sehr erwachsen. Da es aber pro Seite nur einen Begriff gibt, stört es nicht besonders.

Popov ist ein fettes, sattrotes Nilpferd und erklärt auf dicken, festen Doppelseiten die Welt in Gegensatzpaaren: klein und groß, rund und eckig, frei und gefangen, allein und zu zweit.

Der große Kopf wie eine eckige Birne, das Hinterteil ein Kasten; Schwanz, Füße und die Nüstern sind kleine Einkerbungen, die Ohren zwei Ausstülpungen, die Augen zwei Punkte; und alles in sattem Knallrot: Kinder zieht das Nilpferd Popov an und auch ihren Eltern fällt das Buch positiv auf: schlicht und doch bunt, ästhetisch und doch irgendwie knuffig. Wenn Schöner Wohnen ein Kinderzimmer dekoriert, könnte dieses Buch gut auf dem Nachtschränkchen liegen.

Das Thema des Buches sind Gegensätze: ein beliebtes Bilderbuchthema, sollen Kinder so doch Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdecken, Ortsangaben benennen und räumliche Orientierung trainieren, spielerisch lernen, die Welt zu beschreiben und zu sortieren.

Ob es funktioniert, ist nicht bewiesen.
Fest steht, dass kleine Kinder Oben-unten-vorne-hinten-wenig-viel-Vokabeln nicht per se brennend interessant finden - sie haben dafür oft noch gar keine Antennen und staunen über den großen Elefanten genauso wie über das kleine Vögelchen - dass sie sich diese Vokabeln aber gerne unterjubeln lassen, wenn sie in Form eines tollen Buches oder Spiels daherkommen.

Das merkt man bei diesem Buch. Hier funktioniert es nämlich nicht.
Popov ist auf jeder Doppelseite in zwei unterschiedlichen Lebenslagen dargestellt und erklärt so Eigenschaften wie "leicht und schwer", "hell und dunkel", Ortsbestimmungen wie "vorne und hinten", "links und rechts", und eben tatsächlich Lebenslagen wie "frei und gefangen" oder "allein und zu zweit". Dafür gibt es auf jeder Doppelseite zweimal Popov. Auf der linken meist in seiner dicken, roten Urform, mit immer gleicher Haltung und dem immer gleichen Gesichtsausdruck; auf der rechten minimal verändert: mit Blick nach rechts, mit Gitterstäben drumherum, verschwommen. Daraus soll dann klarwerden, um welchen Begriffspaar es sich handelt. Manchmal tritt er auch in anderen Farben auf, gestreift und gepunktet, mit dicker Kontur und mit dünner. Der auf den ersten Erwachsenenblick so wunderbare Minimalismus macht es auf den zweiten, dritten Kinderblick laaangweilig: schon wieder nur Popov! Und manchmal auch unverständlich: eine ganz in Rot gehaltene Seite mit nichts drauf soll Popov "unsichtbar" sein? Der Popov im Profil nur ein Strich? Geschweige denn, dass Dreijährige wissen, was "im Profil" bedeutet.

Über die Sprache stolpern Kinder und auch Eltern ohnehin öfter: wer benutzt im Alltag schon das Wort "deckend" für das Gegenteil von "durchsichtig"? Es stört aber auch nicht groß, denn pro Seite gibt es immer nur einen Begriff und den verschweigt man einfach . Und lässt die Kinder die Worte finden: aus "durchsichtig" wird dann vielleicht "aus Glas". Und aus "deckend"? Nun ja: "Rot".

Fazit:

"Mein Nilpferd kann alles" macht optisch was her und besonders Erwachsenen macht es Spaß, darin zu blättern, weil sie der minimalistischen Darstellung mehr abgewinnen können als kleine Kinder. Ein ideales Coffee-Table-Buch fürs Kinderzimmer also: perfekt, um kleine Wartezeiten zu überbrücken, bis der Puppenkaffee fertig ist zum Beispiel, oder bis das Kind sich seine Gute-Nacht-Geschichte aus dem Bücherregal gesucht hat.

Sigrid Tinz

 

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Janik Coat, Knesebeck

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