Tristan gründet eine Bande

Tristan gründet eine Bande
Tristan gründet eine Bande
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Kinderbuch Couch
85%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2013

Idee

Tristan hadert erst mit seinem Leben – bis ihm eine gute Idee kommt, die sein Leben auf den Kopf stellt und ihn sehr glücklich macht. Eben ganz nach dem Motto: Selbst ist das Kind.

Bilder

Wunderschöne, stille, begleitende und sehr treffende schwarz-weiß Zeichnungen, die die Szenen grafisch sehr detailgetreu umsetzen und dem Buch einen Mehrwert verleihen.

Text

Sprachlich altersgerecht und kurzweilig erzählte Geschichte, die auch dank viel wörtlicher Rede sehr lebendig wirkt und Spaß macht.

Was gibt es schlimmeres, als (gefühlt) der einzige Junge in der ganzen Schule zu sein, der nicht zu einer Bande gehört? Doch Tristan lässt sich nicht entmutigen und hat schließlich eine Idee

Tristan ist ein aufgeweckter, phantasievoller Junge, der in die dritte Klasse einer Pariser Schule geht. Dort gibt es drei Banden, die Jupp-Jupp-Bande, die Patrick-Bande und die Olivier-Bande. Doch Tristan gehört zu keiner der drei Banden, entweder sind die Aufnahmerituale zu absurd und nur dazu gedacht, abzuschrecken, oder er hat vor dem Bandenführer, speziell vor Olivier, zu viel Angst. Olivier schreit und ärgert die anderen Schüler in der Pause und ist im Unterricht so schlecht, dass seine Versetzung gefährdet ist. Da alle Großen scheinbar zu irgendeiner Bande gehören, beschließt Tristan, selber eine zu gründen - vor allem, nachdem ihm auf dem Schulhof sein Spielzeug-Revolver kaputt geht und er das Gefühl hat, die ganze Welt habe sich endgültig gegen ihn verschworen.

Seine jüngere Schwester und deren Freund sind sofort mit dabei und schnell finden die Kinder noch andere, die bei ihrer Bande mitmachen wollen. Wie es sich gehört, haben sie ein Banden-Geheimnis und können bald niemanden mehr aufnehmen. Als Weihnachten vor der Tür steht und die Klasse ein Theaterstück einstudiert, will Tristans Bande noch ein eigenes Stück aufführen, eines, das Tristan geschrieben hat. Außerdem beschließen sie, Olivier ein Geschenk zu kaufen, da sie annehmen, dass er Weihnachten nichts oder kaum Geschenke erhält und auch deswegen so gemein zu den anderen Kindern ist. Als dann Weihnachten ist, Olivier sich über sein Geschenk freut und das Theaterstück ein voller Erfolg wird, merkt Tristan, dass das Leben manchmal doch ganz schön gut läuft.

Kinder unter sich können manchmal ganz schön gemein sein. Dazu gehört auch, eine Bande zu gründen und andere bewusst davon auszuschließen. Scheint es dann total aussichtslos, jemals zu einer Bande zu gehören, ist es am geschicktesten, selber eine zu gründen. Wenn man dann noch so selbstlos ist, alle in der Bande mehr oder weniger gleichberechtigt zu behandeln und nicht die Fehler der anderen wiederholt, unter denen man selber so sehr gelitten hat, beweist man eine gehörige Portion Edelmut und Weitsicht. So wie Tristan, der mit seiner Situation ziemlich unglücklich ist und schließlich, als er vor Wut gern in die Luft gehen würde, sein Schicksal selber in die Hand nimmt und es zum Guten wendet.

Marie-Aude Murail erzählt diese erfrischende und Mut machende Geschichte aus der Perspektive Tristans, der eins zu eins berichtet, was ihm gerade wichtig ist und bewegt und wie er Dinge und Leute einschätzt. Daher erscheint der erzählte Handlungsstrang teilweise etwas konfus und springt von einem Gedanken zum anderen, ohne alle bis zum Ende gebracht zu haben. Es werden verschiedene Themen punktuell angerissen, aber nicht tiefgründig erklärt, was jedoch die adressierte Leserschaft nicht stören sollte. So geht es mal um Mutproben, Dazugehörigkeit, Verliebtsein, strenge Lehrer, Kreativität, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und der eigenen Rolle, um Eltern, Geschwister und Freunde und die damit zusammen hängenden Befindlichkeiten.

Die erzählten Lebensumstände sind sehr realistisch und nicht beschönigend dargestellt: sei es, die Einschätzung der eigenen Eltern ("Erklären kann mein Papa wirklich nicht gut.") oder eine heiß begehrte Kriminalserie, die Tristan und seine Schwester sehen dürfen und deren Helden auch Tristans Tagträume beherrschen. Dabei schildert Tristan sequenzenartig verschiedene Begebenheiten in kurzen Sätzen und mit wörtlicher Rede der anderen Charaktere. Die Sprache ist dem Alter angemessen und geht mit der Wortwahl auf die einzelnen Charaktere ein: so ist Olivier etwas grober, der Lehrer streng und Tristans Eltern sehr liebevoll.

Begleitet wird die Geschichte von den schwarz-weiß-Zeichnungen von Susanne Göhlich, die die geschilderten Szenen humorvoll und mit wenigen Strichen amüsant in Szene setzt und sehr sympathische Charaktere zeichnet.

Fazit:

Durch Jammern wird nichts besser - das erkennt auch Tristan und beschließt, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Mit eigener Bande und einer sehr selbstlosen Idee beschert er sich selbst einen unbeschwerten Start in die nächsten Ferien.

Claudia Goldammer

 

Tristan gründet eine Bande

Marie-Aude Murail, Fischer Schatzinsel

Tristan gründet eine Bande

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