Dieser Elch gehört mir

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2014

Idee

Ein Junge und sein Haustier, der lernt dass ein Tier kein Spielzeug ist. Und das Haustier ist: ein Elch.

Bilder

Die bunten Farben und die bunt gemischten Illustrationstechniken – dicke Pinselstriche, Kreidezeichnungen, verfremdete Fotos und Comicszenen – erzählen mindestens so viel wie der Text.

Text

Jeweils ein paar Zeilen pro Seite; der Clous sind die skurrilen Regeln, die sich Wilfred für seinen Elch ausdenkt.

Wilfred ist ein Junge, der Regeln mag. Und so stellt er auch für sein Haustier viele, viele Regeln auf. Dieses Haustier ist ein Elch und wenn der sich an eine der Regeln hält, zum Beispiel die Regel Nummer 7 »Dahin gehen, wo Wilfred hingehen will«, dann ist das eigentlich nur Zufall.

Wilfred ist ein kleiner Junge mit Latzhose, dünnen, blauen Stöckerbeinchen, einem birnenförmigen Glatzkopf, Pünktchenaugen, riesigem Mund, verrutschten Ohrenund mit einem unglaublichen Ausdrucksvermögen: an seinem ganzen kleinen Körperchen sieht man ganz genau, was er denkt, ob er sich freut, ärgert, ob er "baff" ist, Angst hat oder zufrieden ist. Und er ist viel, viel niedlicher als diese Beschreibung klingen mag.

Wilfred besitzt einen Elch. Einen riesigen, braunen Elch mit noch riesigerem Geweih und mit unerschütterlichem Gemüt. Wobei, eigentlich besitzt er ihn wahrscheinlich gar nicht. "Der Elch war vor kurzem zu ihm gekommen", so heißt es im Buch und vermutlich ist es so, dass der Elch einfach aus dem Wald, an dem Wilfred wohnt, in den Garten spaziert ist; so wie bei uns vielleicht ein Eichhörnchen oder auch ein Reh oder ein Vogel

Jedenfalls: Wilfred nennt den Elch Marcel, bringt ihm Haustierregeln bei - oder versucht es - und folgt fortan seinem Marcel auf Schritt und Tritt. Bei der Formulierung "auf Schritt und Tritt" stellt sich vielleicht die Assoziation eines pausbäckigen Kindes ein, das ein Hündchen hat oder ein Hühnchen oder ein Häschen hat, das ihm "auf Schritt und Tritt" folgt. Dieses Bild ist aber genau das Gegenteil von dem, was wirklich passiert - denn natürlich kümmert sich der Elch um keine einzigen dieser Regeln und wenn doch, dann nur zufällig - und dieser Kontrast macht den Fortgang der Geschichte besonders lustig, zumindest für Erwachsene, die dieses rührende Bilderbuchklischee vor Augen haben. Auch die schrägen Regeln, die Wilfred aufstellt, stecken voll mit feinem Humor - der für Kinder im Bilderbuchalter allerdings oft zu fein ist. Aber es gibt genügend andere Stellen, die auch die Kleinen lustig finden: etwa wenn Wilfred stolpert und in die Matsche fällt.

Insgesamt gibt es wenig Text. Viel Inhalt und besonders die Stimmung werden eher intuitiv durch die Illustrationen transportiert. Die sind sehr abwechslungsreich: es gibt doppelseitige Indian-Summer-Tundra-Landschaften, dann Großaufnahmen von Menschen und Elch auf weißem Grund, oder bunte Gedankenblasen, die in kleinen Sequenzen zeigen, was Wilfred denkt, wünscht, träumt. Auch die Schrift gestaltet die Geschichte mit: Die Regeln sind nicht in Druckbuchstaben, sondern in krakeliger Kinderschreibschrift gehalten und es gibt Sprechblasen, in denen die Größe der Buchstaben ganz klar macht, welche Lautstärke der Inhalt haben sollte.

Die Stimmung schwankt übrigens, je nach dem, ob Elch Marcel die Regeln befolgt oder nicht. Gut klappt zum Beispiel "Nicht lärmen, wenn Wilfred seine Lieblingsplatten abspielt" - Elche lärmen halt nicht - oder "Dinge runterschlagen, an die Wilfred nicht herankommt" - Äpfel, auf die Marcel selber scharf ist. Was überhaupt nicht klappt: "Dahin gehen, wo Wilfred hingehen will" und "Eine gewisse Nähe zum Haus einhalten". Deshalb, weil er dem Tier ja auf Schritt und Tritt folgt, nimmt der Junge fortan eine Schnur mit auf die Ausflüge - an der er sich dann wieder zurückfinden kann.

Auf einem dieser Ausflüge treffen sie eine alte Dame, die den Elch als ihren Rodrigo begrüßt und ihn mit Äpfeln füttert. Wilfred ist baff und schwer beleidigt. Er stürmt nach Hause - stolpert und liegt nun bewegungsunfähig da, weil er sich in seiner Schnur verheddert hat. Und wartet, dass die Nacht und die Monster kommen.

Wer des Weges kommt ist: Marcel-Rodrigo. Und weil neben Wilfred noch ein Apfel liegt, beugt der Elch sich runter und entheddert dabei mit seiner Schaufel die Schnur. Zufall, schmunzeln die Erwachsen, und die Kinder lachen über den am Geweih zappelnden Wilfred. Für den diese Situation schlicht der Beweis ist, dass SEIN Elch sich doch an Regeln halten kann, eben zum Beispiel an Regel Nummer 73: "Besitzer aus LEBENGEFÄHRLICHER SITUATION retten." Und auch er selber hat ein bisschen gelernt, lautet die neueste Regel für Marcel doch: "Wilfreds Regeln nur dann befolgen, wenn es passt".

Fazit:

Der prächtig anzuschauende Elch Marcel (oder Rodrigo) und der Junge Wilfred, der meint, diesen Elch zu besitzen sind die Helden dieser bunten und schrägen Geschichte. Der Humor ist oft sehr fein und erheitert dann besonders die Erwachsenen. Weil aber auch die Kinder genug zu lachen haben, ist das Buch ein großer Spaß für alle.

Sigrid Tinz, Mai 2014

Dieser Elch gehört mir

Oliver Jeffers, NordSüd

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