Dich mag ich besonders gern!

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2005

Idee

Sehr ernsthaft und dennoch leicht erzählt. Kinder fühlen sich mit diesem Buch ernst genommen, sie können sich mit den Hauptdarstellern identifizieren – auch wenn sie „nur“ aus der Perspektive des Mädchens erzählt wird.

Bilder

Warme, frische Farben mit flächigen und dennoch detailverliebten Illustrationen, die sehr viel von der Gefühlswelt der beiden Hauptdarsteller und ihrer Umgebung vermitteln.

Text

Die ruhige und lebensnahe Erzählweise, die mit Humor und dennoch ernsthaft die Gefühle der Kinder aufgreift, stellt Nähe her und lässt dem Kind Raum für eigene Gedanken und Fragen.

Die erste große Liebe - wer kennt die nicht? Sie überfällt uns plötzlich oder sie überkommt uns schleichend. Niemals sind wir vor ihr sicher, noch nicht einmal wenn wir erst vier Jahre alt sind und noch in den Kindergarten gehen, so wie Lilly und Finn.

Finn ist erst seit ein paar Tagen in Lillys Kindergarten. Lilly entscheidet, dass sie ihn nett findet und spricht Finn eines Tages an, als er im Gras sitzt und irgendetwas konzentriert betrachtet.

Finn sucht Kleeblätter, die mag er besonders gern und Lilly lässt sich von seiner Begeisterung anstecken. Beim Kleeblätter-Suchen - besonders nach den Vierblättrigen, denn die bringen ja bekanntermaßen Glück - stellen sie fest, dass sie sich mögen. Am Nachmittag wollen sie sich sofort wiedersehen. Schließlich verbringen Lilly und Finn einen wunderschönen Nachmittag miteinander - und da ist es restlos um sie geschehen. Am Abend fragt Lillys Mutter, die längst mitbekommen hat, dass ihre kleine Tochter schwer verliebt ist, ob Lilly Finn lieber hat als die anderen Jungs im Kindergarten. Lilly versteckt sich, ganz verlegen, hinter ihrem Teddybär -und damit ist alles klar. Lilly fragt, ob sie am nächsten Tag den Pullover mit den Kleeblättern anziehen darf. Die Mutter ist einigermaßen verwundert, denn schließlich ist der Kleeblattpullover ein dicker Winterpullover und es ist Sommer... aber Lillys Mutter versteht den Wunsch ihrer Tochter.

Und so geht Lilly am nächsten Tag mit dem viel zu warmen Pullover in den Kindergarten - nur für Finn. Der kommt dann endlich auch und glücklicherweise bemerkt er, dass Lilly heute aber einen sehr schönen Pullover trägt. So weit ist Lillys und Finns Welt in vollkommener Harmonie. Doch dann, als sich alle für einen Ausflug in Zweierreiehen aufstellen sollen, bemerken die anderen Kinder die Aufgeregtheit der Beiden und beginnen, sich über sie lustig zu machen. ";Weil Mädchen doof sind. Und wer das nicht weiß, ist ein Eierloch!"; Das sagt Konrad - und Finn? Finn wird unsicher, sagt gar nichts, er überlegt,was er tun soll. Schließlich stimmt er in das Gelächter ein und gesellt sich zu den anderen Jungs. Ja, er lacht schließlich aus vollem Halse und Lilly steht nun ganz allein da.

Sie ist entsetzt. Trotz ihres warmen Pullis wird ihr plötzlich ganz kalt, sie ist wütend und enttäuscht. Alle Kleeblätter, die sie finden kann, werden von ihr niedergetrampelt -auch der schöne Kleeblattpullover- aber so oft Lilly auch zu ihm herüber schaut, Finn guckt überhaupt nicht hin. Als es zu Hause an das Schreiben von Lillys Geburtstagseinladungen geht, will sie keine Kleeblätter mehr malen und Finn will sie auch nicht mehr einladen. Alle bekommen am nächsten Tag in der Gruppe eine Einladung - nur Finn nicht. Lilly hätte am liebsten geweint, als sie sieht, wie traurig und enttäuscht Finn das Zimmer verlässt - das hat sie nicht gewollt.

Am Abend schellt es bei Lilly zu Hause - Finn steht vor der Tür. Er hat Lilly einen Kuchen mitgebracht, der obendrauf mit einem großen Kleeblatt aus Marzipan verziert ist. Den hat Finn allein für Lilly gebacken - zusammen mit seiner Mama und Finn entschuldigt sich für sich sein blödes Benehmen. Lilly freut sich kollossal, ihr fällt ein Stein vom Herzen und sie lädt Finn natürlich zu ihrem Geburtstag ein. Als Finn gehen will, gibt er Lilly noch einen Kuss auf die Wange und rennt so schnell fort, dass er nicht sieht, wie Lillys Augen vor Glück strahlen...

Die beiden Autorinnen Katja Reider und Edda Skibbe erzählen einfühlsam und ganz schnörkellos die Geschichte der allerersten Liebe. Dem ist auch zu verdanken, dass niemals der Eindruck entsteht, dass es sich ja ";nur"; um Kindergartenkinder handelt. Die zuhörenden Kinder fühlen sich verstanden und aufrichtig ernst genommen. Denn alles, was wir im Hier und Jetzt unseres Lebens empfinden, ist für uns das allerwichtigste und bewegt uns am meisten - egal wie jung oder alt wir sein mögen. Gefühle kennen kein Alter, sie sind immer stark und unmittelbar.

Die beiden Vierjährigen erleben eine wahre Berg- und Talfahrt der Gefühle: Von dem euphorischen Gefühl, auch von dem anderen gemocht zu werden, über die beginnende Freundschaft mit Herzklopfen,bis hin zur tiefen Enttäuschung - ja, Verzweiflung beider. Umso wohltuender und gerade noch rechtzeitig kommt da die Hilfe der Mütter, die sich sicherlich miteinander unterhalten haben - was sowohl Lilly und Finn als auch wir nicht erfahren. Sie haben eben dem Glück der beiden ein wenig nachgeholfen - und das, ohne sich dabei direkt einzumischen!- und so haben wir ein echtes Happy End.

Die Sprache ist lebendig und mit einer guten Prise hintergründigem Humor versehen -wie zum Beispiel die Tatsache, dass Lillys Mutter sehr gut ist ";im-Einwände-haben"; - Lilly aber auch. Oder die Tatsache, dass sich Lilly an jenem Nachmittag eigentlich mit einem anderen Mädchen aus ihrer Gruppe treffen sollte. Dabei mag sie dieses Mädchen gar nicht so sehr. Aber ihre Mütter wollen in der Zeit in Ruhe quatschen - das hat Lilly längst verstanden.

Katja Rieder erzählt - stets mit einem positiven Augenzwinkern - sehr lebensnah und lässt die zuhörenden Kinder direkt am Geschehen teilhaben. Ihr gelingt es sprachlich die Kinder zu erreichen und trifft mit ihren Formulierungen den Punkt, so dass Kinder sich sehr gut vorstellen können, wie es Lilly oder Finn ergehen mag. Der ruhigen Erzählweise ist es außerdem zu verdanken, dass Kinder den gedanklichen Spielraum erhalten, um sich in die emotionale Nähe zu den beiden Hauptdarstellernbegeben zu können.

In besonderem Masse wird die Handlung durch die aussagekräftigen und stimmungsvollen Illustrationen von Edda Skibbe unterstützt. In den Gesichtern der beiden Hauptdarsteller können wir die angesprochenen Gefühle gut ablesen: Von der ersten Verschämtheit, über die große Freude, bis hin zur tiefen Enttäuschung. Dabei finden Kinder vieles ihrer täglichen Umgebung in den Illustrationen wieder; sei es die Umgebung im Kindergarten oder das Kinderzimmer von Lilly. In warmen und frischen Farben stellt Edda Skibbe mit ihren flächigen und dennoch nuancierten Zeichnungen eine freundliche Kinderweilt dar, in der wir uns zu Hause fühlen können. Ihre Bilder lassen dem Hauptgeschen viel Raum und wirken wegen ihrer geschickt und punktuell gesetzten Detailverliebtheit sehr ruhig und dennoch lebendig. Die Gesichter sind freundlich und offen, die dargestellten Situationen eindeutig wiedergegeben, so dass sich Kinder schnell einen Eindruck über die Situation verschaffen können.

Fazit:

Lilly und Finn - und mit ihnen die Kinder, die ihre Geschichte verfolgen- lernen, dass es sehr wichtig ist, seinen Gefühlen treu zu sein. Zu sich selbst und zu seinen Freunden zu stehen, ist sicherlich ein guter Rat, der ein starkes Selbstbewußtsein verlangt. Alles in Allem genau die richtige ";Mixtur"; für alle frisch verliebten Kindergartenkinder: Spannend, mitreißend und mit einem richtig schönen Happy-End versehen.

Stefanie Eckmann-Schmechta

Dich mag ich besonders gern!

Katja Reider, Ravensburger

Dich mag ich besonders gern!

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