Vera und das Dorf der Wölfe

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  • Erschienen: September 2015
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Vera und das Dorf der Wölfe
Vera und das Dorf der Wölfe
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Andrea Delumeau
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2015

Idee

Das Thema des Buches ist wichtig und originell. Alle Charaktere wirken vielschichtig und lebendig.

Text

Der spannende atmosphärische Text führt den Leser in eine fremdartige Welt

Die 13-jährige Vera zieht mit ihrem eigenbrötlerischem Vater, einem Schriftsteller, in das kleine Dorf Ronset hoch im Norden Norwegens, damit dieser dort in einem einsamen Haus im Wald, in Ruhe und Konzentration an seinem Buch über Wölfe arbeiten kann. Nie hätte sie erwartet, dass sie ausgerechnet in dieser Abgeschiedenheit bald aufregende Abenteuer bestehen muss ...

Es fällt Vera zunächst nicht leicht, sich nach dem Trubel ihrer Heimatstadt Oslo an die ungewohnte Stille in dem einsamen Haus im Wald zu gewöhnen. Auch das Leben in einem kleinen Dorf, das Jugendlichen ausser einem Gospelchor nicht viel zu bieten hat, ist nicht einfach. Jeder kennt hier jeden und es herrscht auch eine grosse Hilfsbereitschaft, was den Neuankömmlingen zu Gute kommt, als ihr neues Zuhause sich als unmöbliert herausstellt und die beiden innerhalb kürzester Zeit die nötigten Möbel gespendet bekommen. Auf diese Weise wird sie die unfreiwillige Besitzerin einer seltsamen Strickmütze, mit deren Hilfe sie die Gedanken der Wölfe spüren kann.

Und es gibt da auch den gleichaltrigen Gustav, den Sohn des Dorfkrämers, der bald ihr bester Freund und verlässlicher Gefährte wird. Auch ihr Nachbar, der alte Brando, dem vor kurzem seine Frau verstorben ist, wird ihr bald eine Art Ersatzgrossvater.

Doch hinter dieser Idylle verbergen sich ungeahnte Gefahren und nicht alle sind Vera und ihrem Vater wohlgesonnen. Da ist zum einen Brandos Sohn, der zwielichtige Birger, der häufig bertrunken ist und Vera in Angst und Schrecken versetzt, ist er doch hinter der magischen Strickmütze her.
Ihr Vater, ein bekennender Naturschützer, setzt sich ausserdem vehement für den Erhalt von Wölfen ein. Das passt nicht allen im Dorf, streift doch ein Rudel von Wölfen durch die Wälder um Ronset.

Als dann auch noch zwei Schafe gerissen werden, will eine kleine Gruppe von vor allen Schaffarmern eine gesetzwidrige Jagd auf die Wölfe veranstalten und diese erschiessen.Von ihrem Vater weiss Vera aber, dass Wölfe entgegen der üblichen Vorurteile keine Gefahr für den Menschen darstellen.

Deshalb will sie die Wölfe beschützen und schleicht eines Nachts mit ihrem Freund Gustav in den Wald, um die Jagd auf die Wölfe zu vereiteln. Bewaffnet sind die beiden Kinder mit nichts, ausser der magischen Mütze. Wird es ihnen gelingen, die Wölfe zu retten ?

Ein überzeugender Abenteuerroman mit norwegischer Atmosphäre

Bei Vera und das Dorf der Wölfe handelt es sich um das zweite Kinderbuch der norwegischen Autorin, die für ihr erstes Kinderbuch gleich einen der wichtigsten norwegischen Literaturpreis gewann.

Die Heldin Vera sowie alle Nebenfiguren wie z.B. der Vater etc. werden plastisch und nuanciert und nicht eindimensional dargestellt. So ist Vera ein starkes, furchtloses Mädchen, das in Ronset seinen Judo-club vermisst und sehr gut für sich selbst einstehen kann. Jedoch hat sie auch ihre schwachen Momente, wo sie an ihre Grenzen kommt.Der Vater ist zwar ein Eigenbrötler, für den seine Arbeit so wichtig ist, dass er mit seiner Tochter in ein verschlafenes Nest zieht, wo sie öfters alleine im einsamen Wald ist und auf vieles verzichten muss, was für viele Heranwachsende selbvstversrtändlich ist. Er kann jedoch auch liebevoll und fürsorglich zu seiner Tochter sein.

Der Autorin gelingt es nicht nur, ihre menschlichen Figuren lebendig werden zu lassen, Auch wenn Vera wegen der Strickmütze von den Wölfen fasziniert ist, ihre Nähe sucht und diese sie sogar einmal aus seiner misslichen Lage befreien, bleiben sie jedoch wilde Tiere. Auch ihre Gefühle und Gedankenwelt werden auf faszinierende und glaubwürdige Art "tierlich" und nicht vermenschlicht dargestellt.

Auf ruhige und unaufgeregte Art baut sie meisterhaft in einer atmosphärisch dichten Sprache die Spannung auf, in dem sie überzeugend Veras Einleben im kleinen Dorf Ronsted inmitten von Einsamkeit und Naturschönheit schildert.

Die wundersame Strickmütze ist ein geschickter Kunstgriff und verleiht der Geschichte Tiefgang, ohne dass das magische Element an den Haaren herbeigezogen wirkt und im ansonsten realistisch erzählten Buch die Oberhand gewinnt.

Positiv hervorzuheben ist auch, dass ein so wichtiges Thema wie Natur- und Tierschutz angesprochen wird, und auch die weit verbreiteten Vorurteile gegen Wölfe angegangen werden.

Ein weiterer Pluspunkt ist auch, dass das Buch aus dem Norwegischen übersetzt wurde und auch in Norwegen spielt, ein Land, das den meisten Lesern unbekannt sein dürfte. Neben dem Reiz fremdartige Vor- und Ortsnamen, ist das Lesen dieses Buches eine Art Horizonterweiterung, denn wo ausser einigen wenigen Tieren im östlichen Deutschland gibt es heutzutage noch Wölfe ?

Schade ist, dass so wohl der deutsche Titel als auch das Titelbild (zu sehen sind ein Mädchen mit langen, weheden, rötlichen Haaren und ein Wolf) beide gleichzeitig das geschlechtsneutrale Kinderbuch als Mädchenbuch abstempeln, obwohl man ihm eine breitere Leserschaft jenseits der Trennung Mädchen-/Jungenbuch gewünscht hätte.

Fazit

Ein spannendes und faszinierendes Kinderbuch ab 11 Jahren mit wichtiger Botschaft, das den Leser in eine ungewohnt fremdartige Welt eintauchen lässt.

Andrea Delumeau

Vera und das Dorf der Wölfe

Tyra Teodora Tronstad, dtv

Vera und das Dorf der Wölfe

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