Bus fahren

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2015

Idee

Ein Mädchen steigt in den Bus, fährt das erste Mal allein zur Oma. Wie ein modernes Rotkäppchen, nur geht es nicht mehr durch den dunklen Wald, sondern durch den Großstadtdschungel.

Bilder

Buntstiftzeichnungen zeigen fast immer das Businnere, aber auf jeder Seite mit neuen Details, Protagonisten und Schwerpunkten. Abwechslungsreich und unterhaltsam wie ein Wimmel-Such-Buch. ^

Text

Wenig Text, nur die Gedanken des Mädchens. Die Geschichte steckt in den Bildern und wird für jeden das sein, was er draus macht. Daher funktioniert es sicherlich auch bei fremdsprachigen Kindern gut.

Ein kleines Mädchen fährt zum ersten Mal ganz alleine Bus, von zu Hause durch die Stadt und übers Land bis zur Oma. Der sie dann, gut angekommen, jede Menge zu erzählen hat.

Millionen Kinder fahren mit dem Bus zur Schule, Kinder auf dem Land oft schon in den Kindergarten und auch für alle anderen steht irgendwann der Tag an, an dem sie mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein werden. Das ist erst mal ein Abenteuer, auch für uns Eltern, denn wir fragen uns natürlich: wird unser Kind auch alles schaffen? Mit der Fahrkarte, dem Umsteigen? Und dann das Drängeln und Schubsen, das Pöbeln? Und auch die Kinder werden sich ihre eigenen Sorgen machen.

Da wünscht man sich doch wie immer ein gutes Buch, das Eltern und Kind hilft, Verhalten und Regeln zu besprechen, und Gedanken und Gefühle zu benennen und zu sortieren. Übers Busfahren gibt es nur leider kaum welche, außer sehr nüchterne Broschüren oder die typischen Brummbrumm-Autobücher für kleine Jungs.

Aber jetzt gibt es dieses Buch! Im schmalen Querformat, genau wie ein Bus. Der schon auf der ersten Seite angefahren kommt: eine Mutter setzt ihre Tochter hinein und verabschiedet sich, denn das Mädchen fährt heute das erste Mal alleine - zur Oma. Wie Rotkäppchen, nur dass dieses Kind eben nicht mehr durch den dunklen Wald muss, sondern durch den hektischen Großstadtdschungel. Da warten ganz schöne Abenteuer: an jeder Haltestelle steigen Mitfahrer aus, andere ein, kleine Handlungsstränge entwickeln sich.

Der Text beschränkt sich auf wenige Sätze, im wesentlichen Gedanken des Mädchens. Und das Buch funktioniert auch ohne diesen Text. Es kann also auch ohne Probleme von fremdsprachigen Kindern oder Eltern "gelesen" werden.

Die eigentliche Geschichte steckt in den Bildern und wird für jeden das sein, was er draus macht.  Die fröhlichen Buntstiftzeichnungen und das alle Businsassen verschiedene und sehr menschlich dargestellte Tiere sind, gibt dem Buch etwas märchenhaft Fantastisches und dürfte keinem Kind Angst machen: ein dicker Bär, zwei Häschen auf dem Nachhausewege von der Schule, eine strickende Oma-Katze, ein schlafendes Faultier. Auch eine Wolfsfamilie steigt ein - siehe Rotkäppchen - aber die sind sehr nett und das Mädchen teilt mit dem Wolfsjungen sogar ihre Kekse.

Andererseits sind es konkrete Situationen im ÖPNV, die dargestellt werden und die man mit diesem Buch mit seinem Kind durchaus thematisieren kann: dass der dicke Bär der Wolfsmutter mit dem Baby den Platz anbietet und das Baby die Schildkröte so sehr nervt mit seinem Gezappel und Gezuppel, dass sie sich in den Panzer zurückgezogen hat; draußen zieht die Landschaft vorbei, es geht durch einen Tunnel, sperrige Kisten werden hinein- und hinausgetragen, jemand versucht einem anderen das Portemonnaie zu stehlen.

Dabei ist eigentlich nur wichtig, die Abenteuer nicht aufzubauschen in Form von "Dass-du-bloß-nicht" und "Da-musst-du-wirklich-gut-aufpassen". Und auch nicht klein zu reden: "Na, das wird dir bestimmt alles nicht passieren." Sondern: konkrete Sorgen möglichst konkret besprechen: "Was kannst du tun, wen kannst du ansprechen, wenn du den Bus verpasst hast, die Fahrkarte nicht findest, wenn dir jemand einen Keks schenken will, wenn du siehst, wie jemand einen anderen bestiehlt, wenn es Ärger gibt. Noch wichtiger als Reden und Lesen ist übrigens: Machen.

Fazit

Bücher übers Busfahren gibt es wenige. Obwohl es für Millionen Kinder Alltag ist und bevor es dazu wird, ein durchaus angstbesetztes Thema. Umso schöner, dass es jetzt Bus fahren gibt, ein von lustigen Tieren bevölkertes modernes Rotkäppchen, dass durch den Großstadtdschungel Bus fährt, um zur Oma zu kommen. Fantastisch - und gleichzeitig so realistisch, dass Eltern und Kinder anhand der Abenteuer die Busfahr-Facts des realen Lebens besprechen können. Und toll, bunt, detailliert gezeichnet. Und mit Happy End.

Sigrid Tinz

Bus fahren

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