Pssst, wir haben einen Vogel

Pssst, wir haben einen Vogel
Pssst, wir haben einen Vogel
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2015

Idee

Köpfchen gegen Muskelkraft beim Fangen, Versuchen und Scheitern, doch auch das Offensichtliche bringt keine Erkenntnis. Am Ende stehen alle ohne Vogel da und wer sich freut, sind die Vögel.

Bilder

Äußerst stimmige, scherenschnittartige und farbig ausdrucksstarke Bilder erzählen überzeugend und amüsant die kleine Geschichte.

Text

Chris Haughton setzt nur wenige Worte, aber dafür umso bewusster gewählte ein. Mehr braucht es nicht, um die Geschichte übers Fangen und Versuchen zu erzählen.

Vier vermummte Gestalten schleichen durch den nächtlichen Wald. Drei große, eine kleine. Ihr Anliegen? Den schillernden Vogel zu fangen, der durchs nächtliche Blau flattert und sich auf Bäumen niederlässt.

Doch der Vogel macht es den vier Gestalten nicht leicht. Sie schleichen und locken und versuchen und - fangen ihn doch nicht. Die drei großen Gestalten halten an der erfolglosen Taktik fest, während die kleine gern etwas anderes ausprobieren würde, aber überstimmt wird. "Hallo Vögelchen" hallt es durch den dunklen Wald, gefolgt von einem aufgeregten "Pssst" und "Erster fertig, zweiter fertig, dritter fertig ...", der drei Großen. Dann schwingen sie ihre Netze und stürzen doch eher vom Baum, als dass sie den Vogel fangen. Dreimal schlagen ihre Versuche fehl, bis sie sich auf den Vorschlag des kleinen Kleinen einlassen und den Vogel mit Brot anlocken. Und schon flattern ganze Scharen um die Vier herum.

Chris Haughton gelingt es mit wenigen Worten, aber mit ausdrucksstarken Bildern eine amüsante und lehrreiche Geschichte ums Fangen, Locken und Versuchen zu erzählen. Durch die großformatigen Illustrationen in verschiedenen Blautönen schleichen vermummte Gestalten in schwarzen Umhängen und tief ins Gesicht gezogenen Mützen, aus deren Gesichtern nur die weißen Augen blitzen. Die Szenerie erinnert an Schattentheater oder Pantomime und beschwört eine geheimnisvolle Stimmung herauf.

Zu diesem Eindruck passen auch die wenigen Worte, mit denen die Geschichte erzähl wird. Diese sind allerdings behutsam gewählt, werden mehrfach wiederholt und sind angemessen in die stimmigen Bilder integriert. Vermutlich würde die Geschichte aber auch nur über die Bilder funktionieren, so ausdrucksstark sind die Illustrationen. Fast comichaft zeigen sie verschiedene Stationen des nächtlichen Vogelfangs: auf dem Waldboden, hoch oben auf einem Baum oder sogar im Fluss, von einem Floß aus. Immer mit körperlicher Kraft, leicht tollpatschig und nach derselben unüberlegten Methode. Dabei steht die vierte und kleinste Person (und wohl schlauste?) abwartend am Rand, während die anderen ein ums andere Mal scheitern. Und das, obwohl die begehrte Trophäe, der so sehr gewollte Vogel, schlafend den Angriff abwartet, um dann - kurz vor dem Zugriff - immer noch schlafend davon fliegt. Bis schließlich die vierte Person scheinbar spielend leicht unzählige Vögel anlockt, die die nächtlichen Bilder mit ihrem orangen, roten, magenta-farbigen, grünen und gelben Federkleid zum Leuchten bringen und die sonst gedeckte Stimmung aufbrechen. Die Farben sind klar und einfach und dadurch besonders ausdrucksstark. Sie harmonieren mit den ebenso klaren sowie einfachen Formen und Umrissen der Bäume, Personen und Vögel.

Am Ende ist es aber völlig ohne Frage, wer hier wirklich frei ist und wer hier jemanden "hat". Denn als die drei größeren Personen (mal wieder) ihre Fangnetze schwingen, starten die Vögel den Gegenangriff und alle vier Personen ergreifen fluchtartig das Weite. So hat niemand einen Vogel, aber da sitzt ja noch das Eichhörnchen auf dem Baum...

Fazit

Eine nächtliche Vogeljagd, vier vermummte Gestalten, viele Vögel und wenig Worte - Pssst, wir haben einen Vogel unterhält mit schönen Illustrationen und einer amüsanten, slapstickhaft erzählten Geschichte. Der Klügere hat auch hier mal wieder die besseren Karten.

Claudia Goldammer

Pssst, wir haben einen Vogel

Chris Haughton, Sauerländer

Pssst, wir haben einen Vogel

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