Eddy Unsterblich und der heulende Mond

Eddy Unsterblich und der heulende Mond
Eddy Unsterblich und der heulende Mond
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2016

Idee

Der stinknormale Junge Eddy wacht nach einem tödlichen Unfall als stinkender, schleimiger Zombie wieder auf – und erlebt in der Welt der Untoten ein schmieriges und lustiges Abenteuer nach dem anderen.

Bilder

Die Bilder sehen aus wie von Eddy selbst gemalt, zwar mit gruseligen Details, aber eben kindlich-schematisch, weswegen sie das Geschehen abmildern und gleichzeitig perfekt ergänzen. Ill. Nigel Baines

Text

Eddy ist der Ich-Erzähler, spricht in kumpeligem Tonfall den Leser an und bezieht ihn ein. Ansonsten: plastisch, humorvoll, anschaulich. Übersetzerin Christina Neiske (aus dem Englischen)

Wir lernen Eddy nur ganz kurz kennen - dann wird er von einem Truck überfahren. Aber was für ein Schreck, was für eine Überraschung: er wacht bald darauf als Zombie wieder auf und muss sich erstmal in der für ihn neuen Welt der Werwölfe, Vampire, Geister und anderer untoter Monster zurechtfinden - von denen die meisten eigentlich ganz nett sind. Viel Zeit dafür hat er nicht, denn ein wirklich böses Wesen hat Besitz von Eddys linkem Arm ergriffen. Zusammen mit ein paar neuen Freunden nimmt er den Kampf auf: um das Wesen zu besiegen und um seinen Arm wieder zu bekommen.

Wer einen lesemuffeligen Grundschüler zu Hause hat, bei dem all die schöne Lesefutterliteratur vom magischen Baumhaus bis zu den wilden Fußballkerlen nicht so richtig funktioniert, und das, was wir Erwachsenen unter anspruchsvollen Kinderbüchern verstehen schon mal gar nicht, der kann mit Eddy Unsterblich einen neuen Versuch wagen, am besten mit den Worten: "Hier, das habe ich dir aus der Bücherei mitgebracht, aber ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob du es lesen solltest. Es ist wirklich ziemlich gruselig und richtig, richtig eklig, vielleicht bist du doch noch ein bisschen zu klein dazu." Wetten, dass der Trick funktioniert und Sohnemann das Buch sofort in seinen Bau schleppt? Wobei es kein richtiger Trick ist, das Buch ist wirklich eklig und gruselig.

Kleine Kostprobe gefällig? Eddy ist auf der Straße gestürzt, es tobt ein Unwetter, das ihm die Sicht auf die herannahenden Scheinwerfer nimmt und den Lärm des LKW übertönt.

 

"Der LKW war nicht zu stoppen, bei dem Aufprall riss er mir das Bein ab und rumpelte über mich drüber, als wäre ich das Kauspielzeug eines Hundes, ich wurde in die Luft geschleudert und prallte gegen einen Baum wie ein Ei, das am Bratpfannenrand aufgeschlagen wird, zu allem Überfluss hielt der LKW dann an, setzte zurück und überrollte mich noch einmal im Rückwärtsgang, dabei riss er mir den Kopf ab - hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich LKW-Fahrer hasse?"

Aber wenn ein Kind so was mag - und die handfeste und bildhafte Sprache, den schwarzen und direkten Humor, die Art und Weise der Leseransprache - dann stehen die Chancen gut, dass es nach dem ersten Reinblättern dran bleibt und weiter liest. Und unter der Prämisse des Überhaupt-Lesens ist das ja schon ein großer Erfolg. Das Buch ist illustriert mit in den Text gestreuten kleinen Bildfolgen und Zeichnungen, die mal Details wie Würmer oder abgefaulte Zehen zeigen, mal größere Szenen wie Kämpfe zwischen den verschiedenen Wesen der Geisterwelt. Klingt schlimmer als es ist, denn der Stil ist sehr schematisch und weil sie von Eddy selbst zur besseren Erklärung der Geschichte gemalt worden sind, sehen sie aus wie eben von einem Kind gemalt. Und so dass das grauselige Geschehen sogar ein bisschen abmildern. Und den Lesefluss auflockern und ergänzen, das machen sie sowieso.
Was genau ist denn das grauselige Geschehen jetzt überhaupt?

Eddy, ein normaler Junge, der in einem düsteren, verschlafenen Dorf wohnt, wird von einem LKW überfahren - und wacht als Untoter wieder auf, ein paar Tage später in einem Abwasserkanal unter dem Friedhof, als Zombie - als "lieber", wie die Kinder sagen würden - und zwar vom Bestatter wieder notdürftig zusammengeflickt und damit also wieder an einem Stück. Aber wie es bei Zombies so ist: als ekliges, schleimiges, verfaulendes, stinkendes Etwas. Und weil Eddy offensichtlich die Tipps seiner Lehrerin beherzigt und bei Dingen und Personen nicht nur das Aussehen beschreibt, sondern alle Sinne einsetzt, bekommt man als Leser von Eddys neuer Lebensform ziemlich viel mit: wie der grüne Schleim riecht, der ihm aus den Ohren sickert, wie es sich anfühlt, wenn sich eine Made von innen durch die Wange bohrt und welches Geräusch sie dabei macht.

Eddy trifft in seinem neuen Leben jede Menge netter, böser, fieser, lustiger Gestalten: Vampire, Werwölfe, Gespenster und noch einige andere, die man so aus der Geschichtenwelt kennt. "Vergiss alles, was du je über Werwölfe, Zombies und Vampire gehört hast", rät Eddy, denn er kennt jetzt eine ganze Menge persönlich, und die meisten sind ganz anders als das Klischee es so will. Es gibt liebe Geister und böse und Ghule, das sind fette Babys mit messerscharfen Zähnen, es gibt eine Schule, und eine Bande, deren Anführer ein Skelett ist, der fiese Fritz. Werwolf Max und Vampirmädchen Jemini werden sogar seine besten neuen Freunde. Aber es gibt auch einen richtig bösen Bösewicht, einen fiesen Clown. Und der hat Besitz von Eddys Arm ergriffen, steckt in ihm drin, will aber weg - und schafft es auch: als Eddy in dem Abwasserkanal aufwacht, ist sein Fuß eingeklemmt und sein linker Arm klammert sich mit aller Kraft an einem Spalt im Kanalboden und

 

"zwar mit einer solchen Kraft, dass ein ekelhaft schmatzendes Reißgeräusch durch den Tunnel hallte: zu meinem Entsetzen rissen Fleisch und Knochen von meiner Schulter und mein Arm klatschte geräuschvoll auf die Steine."

Und krabbelt davon - um im Laufe der Geschichte im Geisterdorf Angst und Schrecken zu verbreiten.

Aber Eddy und seinen neuen Freunde sagen dem Wesen im Arm den Kampf an und setzen sich wie in einem Kinderkrimi auf seine Spur - um es auszuschalten und natürlich, weil Eddy seinen Arm wieder haben will. Und es klappt. Allerdings nur einigermaßen, so dass alle Leser, die den stinkenden Eddy unsterblich liebgewonnen haben, sich auf eine Fortsetzung freuen können.

Fazit:

Nix für Feiglinge steht hinten auf dem Buch und das stimmt. Oder sagen wir besser: Nichts für Kinder, die schon Alpträume bekommen, wenn sie das Wort Vampir nur hören. Für alle, die das aushalten können oder gerade extra zugreifen, weil es eklig, gruselig und zombiemäßig aussieht, wartet zwischen den nachtschwarzen Buchseiten ein freches, schnelles, spannendes, wunderbar ekelhaftes und slapstick-lustiges Buch, über das sich so mancher junge Leser kaputtlachen kann.

Sigrid Tinz, März 2016

Eddy Unsterblich und der heulende Mond

David Grimstone, Baumhaus

Eddy Unsterblich und der heulende Mond

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