Winnie - Die wahre Geschichte des berühmten Bären

Winnie - Die wahre Geschichte des berühmten Bären
Winnie - Die wahre Geschichte des berühmten Bären
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Sigrid Tinz
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2016

Idee

Eine wahre Geschichte, ein tolles vielseitiges Kinderbuch über die Bärin Winnie und wie sie zu Pu wird, dem berühmtesten Kinderbuchbären der Welt.

Bilder

Warme, erdige Farben und doch bunt, mittendrin Winnie in allen Lebenslagen, ob kuschelig schlafend oder zerzaust im Armeeauto. Einfach zum Gernhaben.

Text

Eine Mutter erzählt ihrem Jungen eine Gutenachtgeschichte, herrlich gemütlich und durch Zwischenfragen des Sohnes immer wieder eingeordnet und erklärt.

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*
Es gibt ihn wirklich: Winnie Pooh, wie ihn jedes Kind als Disney-Zeichentrickfigur kennt, bzw. Pu, den Bär, wie ihn auch noch viele, besonders wir Älteren von früher kennen, als Hauptfigur des gleichnamigen Buches von Alan Alexander Milne! Oder besser: es gab ihn wirklich, zur Zeit des ersten Weltkriegs nämlich; und "er" war eigentlich eine "sie", eine amerikanische Schwarzbärin. Und das ist ihre Geschichte.

Schlafenszeit. Ein kleiner Junge bittet seine Mutter, ihm eine Geschichte zu erzählen. Eine wahre Geschichte. Von einem Bären. Und die Mutter fängt an: "Vor sehr langer Zeit, ungefähr 100 Jahre bevor du geboren wurdest, lebte einmal ein Veterinär in Winniepeg. Sein Name war Harry Colebourn. Doch es kam der Tag, da Harry "Auf Wiedersehen, Winnipeg" sagen musste. Weit, weit weg gab es einen Krieg, jenseits des Landes, auf der anderen Seite des Ozeans, und er wollte dort helfen. Er würde sich um die Pferde der Soldaten kümmern." Harry reiste lange mit dem Zug und auf einem Bahnhof stieg er aus, um sich die Beine zu vertreten. Auf dem Bahnsteig saß ein Mann, ein Trapper, auf einer Bank mit einem Baby. Einem Bären-Baby. Harry kauft dem Mann den Bären ab, tauft ihn nach seiner Heimatstadt auf den Namen "Winnie" und hat ihn fortan immer dabei, im Zug, im Lager der Soldaten, bei der Arbeit. Er nimmt ihn sogar mit auf das Schiff, das ihn über den Ozean bringt. Und als er dort, in England, angekommen ist und wirklich ins Kampfgebiet nach Frankreich muss, bringt er Winnie in den Zoo. In den Zoo von London.

Immer wieder unterbricht der kleine Junge den gemütlichen Erzählfluss seiner Mutter und fragt nach, will mehr wissen oder etwas erklärt haben. Das zahlt sich auch beim Vorlesen aus: weil so immer ganz beiläufig Details, Begebenheiten und Besonderheiten erläutert werden und auch jüngere Kinder der Geschichte gut folgen können. Was ein Veterinär ist, oder ein Trapper; oder eben auch das Thema Krieg.

Wobei das nur eine Nebenrolle spielt, es ist halt so etwas wie der zweite Beruf von Harry, die Soldatenlager und Truppentransporte sind Schauplatz vieler Szenen. Aber: alle Szenen sind in warmen, erdigen und doch bunten Farben sehr freundlich dargestellt. Und direkt im Krieg spielt die Geschichte ohnehin nie, so dass nichts bedrohlich oder brutal oder schrecklich wirkt.

Angeordnet ist jedes Bild meist auf der Doppelseite, links oder rechts ist eine knappe Spalte für den Text, der mit Schriftgrößen und Typen spielt. Manchmal "eingeblendet" als kleines Emblem in schwarz-weiß: Mutter und Sohn im Bett beim Kuscheln und Reden.

Im Einzelnen sind die Szenen ganz unterschiedlich: die Varianten reichen von Winnie und Harry, in Großaufnahme porträtiert, über Landschaften bis hin zum Zoo von London aus der Vogelperspektive. Winnie selber ist auf jedem Bild zu sehen und einfach nur herzig: ob er nun klein am Bug des großen Schiffes steht, zusammengerollt am Fußende von Harrys Feldbett schlummert oder windzerzaust und begeistert im offenen Soldatenwagen neben Harry über Land düst.

Im Zoo besucht und besichtigt ihn ein kleiner Junge, dem sein Vater mal einen echten Bären zeigen wollte, weil er doch seinen Stoffteddy schon so sehr liebt. Junge und Bär freunden sich an, manchmal darf das Kind mit zum Spielen ins Gehege.

"Und wie hieß der Junge?", fragt das Kind. "Sein Name war Christopher Robin Milne", antwortet die Mutter.

Und allen Pu-Fans geht das Herz auf, weil sie auf einmal ahnen, wie der amerikanische Schwarzbär Winniepeg und ihr geliebter Winnie the Pooh zusammengehören.
Christopher Robin nannte seinen Stoffbären nach dem echten Bären Winnie und zusammen mit ihm und vielen anderen Kuscheltieren spielte er im Wald hinter dem Haus. Sein Vater Alan Alexander Milne schrieb Bücher darüber, über Pu, den Bären, Tiger, das ängstliche Ferkel, den depressiven I-Ah und all die anderen verrückten, liebenswerten Tiere: Kaninchen, Eule, Känga. Und natürlich über seinen Sohn, Christopher Robin. Fragt sich nur noch, woher weiß die Frau das? Oder hat sie es sich ausgedacht?

Nein, das hat sie nicht. Denn Soldat Harry kehrt zurück nach Hause, heiratet und bekommt seinen Sohn, Fred, der eine Tochter namens Laureen bekommt und die eine Tochter namens Lindsay und die einen Sohn, den sie nach ihrem Urgroßvater Cole nennt und dem sie gerade diese Geschichte erzählt. Oh, schöööön. Für alle Pu-Fans ist dieses Buch ein Geschenk.

Und wer Pu (noch) nicht kennt, hat eigentlich trotzdem keinen Grund, das Buch nicht zu kaufen und zu lesen; im Gegenteil, es gibt mindestens zwei, genau das zu tun: Erstens ist es toll, eine Mischung aus gemütlicher Gutenachtgeschichte und Familienalbum, aus Tierbuch und historischer Erzählung, ergänzt mit originalen Fotos und Dokumenten wie zum Beispiel der Aufnahmebescheinigung des Londoner Zoos. Und zweitens: als Ansporn zur Neuentdeckung von Winnie the Pooh. Ob nun als Disney-Figur, als Hörbuch, bärig und unnachahmlich gelesen von Harry Rowohlt, oder als Hauptperson im Klassiker "Pu, der Bär" geschrieben von Christopher Robins Vater.

Fazit:

Ein tolles Buch, das vielfältig und abwechslungsreich, mit warmen Dialoge und ausdrucksvollen Bildern erzählt, wie aus der Schwarzbärin Winnie Pu wird, der berühmteste Kinderbuchbär der Welt. Wer noch kein Pu-Fan ist, hat jetzt einen Grund mehr einer zu werden, denn dann entfaltet es einen ganz besonderen Zauber: man staunt, dass es Pu wirklich gegeben hat und ist berührt und gerührt davon, wie die Urenkelin von Winnies Besitzer ihrem kleinen Sohn die ganze Geschichte erzählt.

Sigrid Tinz, Juni 2016

Winnie - Die wahre Geschichte des berühmten Bären

Lindsay Mattick, Bohem Press

Winnie - Die wahre Geschichte des berühmten Bären

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