Morlo - Voll auf Steinzeit!

Morlo - Voll auf Steinzeit!
Morlo - Voll auf Steinzeit!
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Sigrid Tinz
84%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2016

Idee

Steinzeit im hier und jetzt, witzig, turbulent – ganz aus Jennys Sicht erzählt.

Text

Die Schrift ist angenehm groß, der Text gut zu lesen, und relativ rasant, weil Jenny immer unterwegs ist - dem haarigen Hintern hinterher.

Jennys Onkel ist Professor und Erfinder und er ist krank. Als die Nichte ihm einen Krankenbesuch abstattet und ein bisschen lüftet, aufräumt und Tee kocht, aktiviert sie aus Neugier und ein bisschen aus Versehen eine Zeitmaschine - und zack, steht ein echter Neandertaler vor ihr.

Die 13-jährige Jenny holt aus Versehen mit der Zeitmaschine ihres etwas verrückten Erfinder-Onkels einen echten Neandertaler in die heutige Zeit und macht mit ihm einiges durch, bevor sie ihn wieder zurückschicken kann. Das ist der eigentliche Kern der Geschichte, aber bis es damit losgeht, dauert es ein paar Seiten. Was nicht schlimm ist. Denn Onkel Albert ist wirklich der Inbegriff des verrückten Erfinders und allein Jennys Weg in sein Haus ist äußerst interessant und amüsant. Onkel Albert hat nämlich panische Angst vor Ideendieben. Und so Einiges rund ums Haus installiert, mit dem er sich und seine Erfindungen vor Verbrechern schützen will. Zum Beispiel den Automatischen Unbefugten-Entsorger: wer die Gehwegplatten nicht in der richtigen, geheimen Abfolge betritt, erwischt irgendwann eine, die ihn die Luft schnellt und meterweit aus dem Vorgarten herausschleudert. Und der falsche Code am Klingelbrett löst eine Sekundenkleberattacke aus, mit dem der potentielle Einbrecher festgesetzt ist bis die Polizei kommt.

Aber Jenny kennt die Codes, schafft es sicher ins Haus und macht sich dort ein bisschen nützlich. Onkel Albert ist nämlich krank; Jenny hat Zeit und will sich ein bisschen kümmern und außerdem ist sie wohl gerne mit ihm zusammen. Und gerne in seinem Haus, das voller nützlicher, seltsamer, verrückter Dinge steckt. Beim Lüften und Aufräumen dreht sie an einem Knopf an einer Maschine. Was sie eigentlich nicht darf, aber tut, weil der Onkel ja krank im Bett liegt und sie einfach neugierig ist. Ein greller Lichtblitz, und vor ihr steht eine zottelige Gestalt mit einer Keule. Ein Urmensch, ein Neandertaler, nach allem, was Jenny so aus der Schule weiß. Der verstört um sich glotzt, außer gutturalen Lauten nicht viel herausbringt und als irgendein Alarm vom Erfinderonkel lostutet, sich zu Tode erschreckt und panisch losrennt, nur weg. Dummerweise in Richtung Innenstadt. Jenny hinterher. Denn erstens will und muss sie ihn einfangen und mit der Maschine wieder zurück beamen, bevor der Onkel wach wird und es merkt und zweitens: fühlt sie sich verantwortlich. Dass er nichts anstellt, kaputt macht oder womöglich eingefangen wird und in eine Labor oder ein Museum oder einen Käfig gesteckt wird.

Als sie ihn findet, kleidet sie ihn erst mal mit Second-Hand-Klamotten ein, denn er ist nackig und haarig und die Polizei schon auf der Suche nach einem entlaufenen Gorilla. Und so lotst sie ihn über Spielplatzklettergerüste, den Stadtwald und an Pommes Buden vorbei wieder zurück zu Onkel Alberts Haus. Ein turbulentes Roadmovie, das Spaß macht und Was-wäre-wenn-Gedankenspielereien anstößt. Allerdings ist das Buch sehr aus Jennys Sicht geschrieben, wie sie sich die Sache denkt, wie sie ihn beobachtet und versucht mit ihm zu kommunizieren. Das ist interessant und natürlich auch eine authentische Perspektive, aber schade, denn Morlos Erlebnisbericht wäre noch ein bisschen interessanter gewesen. Aber weil er nicht spricht - was wissenschaftlich korrekt ist - erfahren wir als Leser nicht, was er wohl fühlt und denkt; auch wenn natürlich klar wäre, dass es nur das wäre, was der Autor ihn fühlen und denken lässt. Aber so bleibt er eher Gorilla als Mensch und das Buch ist nicht Morlos Geschichte, sondern Jennys.

Die braucht am Ende doch noch Onkel Alberts Hilfe, weil sie die Maschine beim Zurückbeamen falsch einstellt und noch einen Neandertaler herbeiholt und noch einen und noch einen. Onkel Albert biegt es wieder gerade. Und ist überhaupt nicht sauer, sondern hocherfreut, weil er endlich mal etwas erfunden hat, was funktioniert.

Fazit:

Neandertaler, haarig, nackig und mit Keule, wird aus Versehen in das Leben eines 13-jährigen Mädchens von heute gebeamt und bevor Jenny richtig verstanden hat, wer oder was da vor ihr steht, reißt Morlo auch schon aus. Mit viel Einsatz, Ideen und immer im Laufschritt hinterher verhindert sie, dass Morlo entdeckt wird. Interessanter Plot, kurzweilig, lebendig, authentisch und gleichzeitig fantasievoll geschrieben.

Sigrid Tinz, Oktober 2016

Morlo - Voll auf Steinzeit!

Jens Schumacher, Ueberreuter

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