Nora und das kleine blaue Kaninchen

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Claudia Goldammer
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2017

Idee

Nora ist neu in der Stadt und wünscht sich einen Freund. Bis der auftaucht, hilft ihr ein kleines blaues Kaninchen durch die schwere Zeit.

Bilder

Stencils, auf Hauswände und Mauern gesprüht und anschließend abfotografiert, illustrieren die Geschichte und verleihen ihr einen bekannten und modernen Anstrich.

Text

Der Textteil konzentriert sich auf die wesentlichen Informationen und bietet den Illustrationen den passenden Rahmen.

Für Nora ist es gerade nicht leicht. Sie ist neu in die Stadt gezogen und hat noch keinen richtigen Anschluss in ihrer Klasse gefunden. Die anderen Kinder sind eine eingeschworene Gemeinschaft und niemand hat so richtig Interesse an ihr.

Zudem gibt es da auch noch den wilden Fredrik, der tobt und schubst und recht rücksichtslos unterwegs ist. Nora wünscht sich nichts sehnlicher als einen Spielkameraden oder kameradin. Jemanden, mit dem sie Erlebnisse teilen kann, mit dem sie Geheimnisse haben kann, mit dem sie Lachen und Toben kann. Und genau da taucht plötzlich ein kleines blaues Kaninchen auf, das offensichtlich nur Nora sehen kann. Es wartet auf sie vor der Schule, begleitet sie nach Hause und kommt auch auf den Schulausflug mit. Nora ist überglücklich, hat sie doch endlich jemanden an ihrer Seite. Doch als sie die anderen Kinder fragt, ob sie das Kaninchen auch sehen können, wird sie nur ausgelacht. Nur Fredrik gesteht ihr später, dass auch er das kleine blaue Kaninchen sehen kann - und zeigt ihr dann gleich seinen Begleiter: ein kleines grünes Nilpferd. Denn auch er ist neu und noch ziemlich allein in der Stadt...

2015 ist Nora und das kleine blaue Kaninchen" in Norwegen erschienen und dort bereits ein Kinderbuch-Bestseller. Denn hier wird das Thema Einsamkeit mal ganz anders erzählt und dargestellt. Geschichten um Startschwierigkeiten in einem neuen Umfeld und Einsamkeit gibt es ja viele und häufig helfen den Kindern in den Geschichten imaginäre Freunde und Begleiter durch diese schwere Zeit. So weit, so gut, hier reiht sich auch Nora und das kleine blaue Kaninchen ein.

Doch auffällig bei diesem Buch ist die grafische Gestaltung. Die Künstlergruppe TSM Crew hat sich ganz auf Street Art und aufgesprühte Stencils auf realen Hintergründen, wie Wänden oder Zäunen, konzentriert. Diese Wandbilder wurden abschließend abfotografiert und dienen nun der Geschichte als illustrativer Vorder- und Hintergrund. Diese Technik verleiht der Geschichte einen individuellen urbanen Anstrich und lässt sie gleich etwas cooler erscheinen. Zudem sind Stencils fast allgegenwärtig, wodurch die Geschichte realer, näher und greifbarer erscheint, als es reine Zeichnungen vermitteln könnten. Doch bei aller Coolness der Technik sind Nora und die anderen Charaktere bei weitem nicht cool oder unnahbar und wirken auch auf den Bildern nicht so. Im Gegenteil, Nora (und später auch Fredrik) sind ganz in schwarz-weiß mit deutlich herausgearbeiteten Konturen gehalten, in denen trotzdem feine Nuancen der Mimik und Emotionen erkennbar sind. Die anderen Kinder hingegen sind als austauschbare schwarze Schatten ohne eigenes Ich dargestellt und zeigen damit eher die Situation als Charaktere. Begleitend dazu umgeben Nora zahlreiche kleine bunte und überzeichnete Blumen oder andere dekorative Elemente (Stifte, Würfel, Kreise, Zahlen, ein Segelboot,...) und eben ein blaues Kaninchen bzw. ein grünes Nilpferd. Durch diese farbenfrohen begleitenden Elemente schwingt immer Hoffnung und Lebensfreude mit, die sich am Ende auch bewahrheitet.

Die beiliegenden Schablonen eines Hasen und eines Nilpferds sollen Kinder zur Gestaltung von eigenen Kunstwerken animieren vielleicht nicht unbedingt an der Wohnzimmerwand und damit nicht nur die Technik aus dem Buch heraus tragen sondern auch die imaginären Freunde.

Der Text tritt gegen die aufwändige Gestaltungen etwas in den Hintergrund. Er ist recht kurz gehalten und beschränkt sich auf die Schilderung der groben Umstände und Handlungselemente. Im Vergleich zu den Illustartionen wirkt er vielleicht etwas trocken und wenig innovativ, erreicht aber voll und ganz sein Ziel und vermittelt klar und sehr verständlich die Botschaft des Buches.

Fazit

Nicht aufgeben und die Hoffnung nicht verlieren: auch einsame Phasen gehen vorüber und hinter wilden Kindern versteckt sich manchmal auch nur die Sehnsucht nach einem guten Freund. Ein Buch, das Mut macht und ermuntert, in schwierigen Zeiten die Zuversicht nicht zu verlieren.

Claudia Goldammer

Nora und das kleine blaue Kaninchen

Martin Berdahl Aamundsen, Gingko Press

Nora und das kleine blaue Kaninchen

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