Ein Freund wie kein anderer

Ein Freund wie kein anderer
Ein Freund wie kein anderer
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Sigrid Tinz
85%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2018

Idee

Erdhörnchen Habbi knallt mit einem Wolf zusammen. Ein Wolf, der normalerweise Erdhörnchen frisst. Aber dieser ist verletzt. Habbi hilft – was nicht so einfach ist – und die beiden freunden sich an. Was auch nicht einfach ist. Aber wer etwas wi

Bilder

Bunt, hell, seitenfüllend und sympathisch. Yaruk und Habbi und auch die eigentlich alle gleich aussehenden Erdhörnchen-Geschwister sind jeweils ganz eigene Charaktere.

Text

Erzählt wird auktorial aus Habbis Sicht: seine Erlebnisse, seine Gedanken und Gefühle sind der Mittelpunkt der Geschichte – und Leser und Zuhörer identifizieren sich sofort mit dem kleinen großherzigen Individualisten ...

Erdhörnchen Habbi muss Wintervorräte sammeln und in den elterlichen Bau tragen - eigentlich. Aber statt wie seine Geschwister fleißig Beeren, Pilze und Nüsse zu suchen und dabei brav auf den erlaubten Futterpfaden zu bleiben, geht er immer mal wieder seine eigenen Wege. Es gibt doch so viel Spannendes zu erleben, so viel Interessantes zu entdecken!

Die Hauptperson in diesem Buch ist ein Erdhörnchen. Erdhörnchen sehen ein bisschen aus wie Streifenhörnchen, sind aber nicht zu verwechseln mit den im Kinderbuch auch sehr beliebten Erdmännchen. Erdmännchen leben in der Savanne umgeben von Zebras und Gazellen, gejagt von Löwen und Hyänen. Erdhörnchen leben in nördlichen Klimazonen, zusammen mit Elchen, Bären und: Wölfen. Einen sieht man schon auf dem Cover. Groß, grau und flauschfellig steht er da, neben ihm ein kleines, helles Erdhörnchen. Das ist Habbi, ein unternehmungslustiger kleiner Erdhörnchenjunge, der wenig Lust hat, tagaus, tagein Futter für den Winter zu sammeln und sich Fett anzufressen. Lieber erkundet er die Welt abseits der erlaubten Futterpfade. Ein schillernder Libellenflügel, ein Blatt im Bach und schon ist er unterwegs, saust ihm nach, versucht es zu fassen, immer weiter, bis der Bach zu einem großen reißenden Fluss wird und vor ihm in die Tiefe stürzt. Da sitzt Habbi dann am Abgrund und denkt. "Das muss das Ende der Welt sein. Jedem Erdhörnchen-Kind wurden die Geschichten vom Ende der Welt erzählt, wo ein gefräßiges Ungeheuer, darauf wartete, einen mit donnerndem Gebrüll in die Tiefe zu ziehen. Wobei das hier zwar sehr groß war, aber kein Untier, sondern viel zu schön. Das Flusswasser traf tosend auf einen See und wurde zu weißem Schaum. Unzählige Tröpfchen schwebten in der Luft darüber und leuchteten in einem bunten Regenbogen auf." Eher ein Wunder also als das Ende der Welt.

Aber eben doch ein Abgrund mit losem Geröll und es kommt, wie es kommen muss: Habbi stürzt und kullert und poltert den Hang runter. Und landet. Und als er die Augen wieder aufmacht und seine Knochen zählt - liegt er genau neben einem Wolf. Ein Wolf. Ein WOLF. Ein Erdhörnchen-Fresser. Jetzt bekommt selbst Habbi Angst. Panik. Er rast los und nichts wie weg, nichts wie nach Hause, in den Bau, ins Heu, zu seinen Geschwistern und seiner Mutter. Beim Einschlafen denkt er darüber nach, wie viel Glück er hatte, dass der Wolf ihn nicht gefressen hat. Und überlegt, warum der Wolf ihn wohl nicht gefressen hat. Vielleicht ist auch er in die Schlucht gestürzt? Zusammen mit losem Geröll und schweren Steinen? Und war eingeklemmt? Vielleicht verletzt. Und kann nicht weg! Und wird womöglich verdursten, verhungern und sterben &. Habbi kann an nichts anderes mehr denken und rennt am nächsten Tag wieder zum Wasserfall. Und der Wolf ist noch da. Festgeklemmt und verletzt döst und dämmert er vor sich hin und merkt kaum, dass da ein Erdhörnchen Stein um Stein von seinem Bein zerrt und rollt. Mit rasenden Herz und voller Angst, gleich gefressen zu werden.

Als der Wolf endlich frei ist &. passiert nichts. Yaruk, so heißt der Wolf, knurrt, schleppt sich weg und will sterben. Ein verletzter Wolf ist nichts wert, aus Raubtiersicht. Aber da hat er nicht mit Habbi gerechnet. Dafür hat er doch nicht alle erdenklichen Erdhörnchenregeln gebrochen und sich die Pfoten wund geschaufelt! Nix da, gestorben wird nicht. Und damit der Wolf sich auch dran hält, kommt Habbi jeden Tag, bringt ihm Beeren und tote Fliegen, Kräuter fürs verletzte Bein, ist da und hört zu. Bis Yaruk wieder soweit bei Kräften ist, dass er aufstehen und herumhumpeln kann. Aber zu seiner Familie zurück will er nicht. Ein verletzter Wolf ist nichts wert. Und so trifft er sich täglich mit Habbi, streift mit ihm durch den Wald und zusammen haben die beiden jede Menge Spaß, erleben Abenteuer und auch die ein oder andere Unstimmigkeit. Denn auch wenn sie sich mögen, sie sind total unterschiedlich und immer mal wieder überrascht bis entsetzt über den jeweils anderen.

Erzählt wird auktorial aus Habbis Sicht: seine Erlebnisse, seine Gedanken und Gefühle sind der Mittelpunkt der Geschichte - so ist man als Vorleser und Zuhörer immer an seiner Seite und kann sich gut identifizieren mit diesem kleinen, mutigen Individualisten. Und in den vielen Gesprächen, die Habbi mit Yaruk führt und durch die vielen Gedanken, die er sich macht, kommt uns auch der Wolf sehr nah.

Bilder gibt es ganz, ganz viele, auf jeder Seite mindestens ein paar kleine, oft füllen sie den ganzen Hintergrund aus, die Schrift läuft dann hinein und darüber. Nicht immer ganz leicht zu lesen für erwachsene Augen, aber gleichzeitig ein dickes Plus, weil so auf eine romanwürdige Menge Text eine bilderbuchmäßige Menge Illustrationen kommen und es so auch schon für kleinere Kinder ein perfektes Vorlese-Buch ist. Tiere, Freundschaft, Abenteuer, alles drin, was Kinder mögen, undzwischen den Zeilen und Kapiteln steckt noch so viel mehr: Vorurteile und Toleranz, Anderssein und Richtigsein, wie man für seine Überzeugung einsteht, ohne egoistisch zu sein, wie jeder seinen eigenen Weg gehen und seine Platz finden muss
Denn natürlich bleibt nicht alles so harmonisch, nach dem das erste Abenteuer bestanden ist. Die Erdhörnchen merken, dass ein Wolf in der Nähe ist, sie riechen es. Und Habbis rauhbeiniger Vater Hogge-Holm beschließt zusammen mit den anderen Tieren des Waldes, diesen zu vertreiben.

Fazit:

Wer Wölfe mag, wird schon das Cover lieben. Allerdings ist die eigentliche Hauptperson das Erdhörnchen Habbi, seine Entdeckerlust und sein Mut und seine Beharrlichkeit, als es darum geht, dem verletzten Wolf zu helfen. Die beiden freunden sich an, was auch nicht einfach ist, weil weder die anderen Wölfe noch die Erdmännchen gut finden, wenn ein Wolf und ein Erdhörnchen befreundet sind. Diese tierische Freundschaftsgeschichte steckt zwischen den Zeilen voller weiterer Geschichten um Freundschaft, Anderssein, Toleranz und Eigenständigkeit steckt. Und toll und voll illustriert ist und damit das perfekte Vorlesebuch für längere Gute-Nacht-Geschichten.

Sigrid Tinz

Ein Freund wie kein anderer

Oliver Scherz, Thienemann

Ein Freund wie kein anderer

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