Ein Jahr auf dem Land

Wertung wird geladen
Sigrid Tinz
82%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2018

Idee

Das Leben auf dem Land und auf einem fast ein bisschen zu idyllischen Bauernhof; einmal rund ums Jahr, lebhaft und fröhlich.

Bilder

Die Kulisse ist groß für ein Wimmelbuch; nicht so voll mit Bauernhofdetails, dass es unübersichtlich wäre, aber es ist auch nie leer. Man kann immer wieder etwas Neues entdecken.

Text

Im eigentlichen Buch keiner, im vorderen Innendeckel kurze Vorstellungstexte zu allen auftretenden Personen.

Einmal rund ums Jahr und das auf dem Land - was dieses Wimmelbuch enthält, zeigt schon das Cover: alle Jahreszeiten, Menschen, Tiere, Trecker, Säen, Ernten und ganz, ganz viele spielende Kinder. Und auf jeder Seite gibt es eine kleine Maus zu entdecken.

Ein Wimmelbuch hat naturgemäß keinen Text, die eigentliche Geschichte erzählen die Bilder, beziehungsweise, das, was der jeweilige Betrachter zum jeweiligen Zeitpunkt daraus macht.

Das ist auch hier nicht anders.

Der vordere Einbanddeckel allerdings ist vollgeschrieben: hier stellen sich alle Figuren vor, die später auf den Wimmelseiten vorkommen werden. Das sind zum einen die Bewohner des Bauernhofs, der Schauplatz der Wimmelei ist: Mutter und Vater Bauer und die Kinder Paul und Maja, Landwirtschaftsstudent Anton und der Angestellte Rudi; dazu eine Restaurantbetreiberin aus der Stadt zusammen mit ihrer Tochter, eine Familie, die bei Bauers oft Urlaub macht, die Nachbarin: "Ich schaue hier öfter mal vorbei, um einen Plausch zu halten. Am liebsten mit Oma Henriette. Unser Ort ist so klein, da kennt sich jeder und alle helfen sich gegenseitig aus." Und Oma Henriette sagt: "Mir geht es gut, wenn ich im Garten arbeite. Ich liebe es, Obst und Gemüse wachsen zu sehen. Später probiere ich die Köstlichkeiten. Nichts schmeckt so gut wie eine frisch gepflückte Erdbeere." Auch die Tiere stellen sich vor: die kleine Maus, die man überall entdecken kann, das Pferd Fritzi, die Kuh Berta, das Schwein Babsi, der Hund Bello; die Schafe, Hühner, Gänse, Enten und Katzen.

Insgesamt sind es so viele, dass man im Laufe des Buches immer mal wieder zurückblättern wird, um nachzuschlagen, wer denn jetzt noch mal wer war.

Erzählt wird der Jahreslauf auf dem Hof der Bauers, los geht es im Januar: wir sehen eine verschneite Winterlandschaft, Lagerfeuer, Kinder die eine Schneeballschlacht machen. Dann kommt das Frühjahr, der Schnee taut, alles wird langsam wieder grün, die Tiere bekommen Auslauf im Freien. Die Bäume fangen an zu blühen und die Bienen fliegen los, suchen Nektar und Pollen und bestäuben die Blüten. Oma Henriette sät und pflanzt und gießt und erntet in ihrem Garten, die Urlauber genießen ihre Ferien. Es wird Sommer, es wird Heu gemacht, Obst geerntet, Marmelade gekocht.

Im Juli ist es heiß, im August auch, und dann werden die Tage langsam kürzer. Der Herbst färbt alles bunt, im November stürmt es, und im Dezember schneit es dann wieder.

Ein Jahr wie im Bilderbuch.

Was ja so gar nicht der Realität entspricht. Solche Sommer gab und gibt es mal, ab und zu, solche Winter gab und gibt es mal, aber nie in dieser Regelmäßigkeit und in dem sich wandelnden Klima wird es sie noch weniger geben. Das ist der erste Kritikpunkt, es zeigt eine schöne heile Welt, die es so noch nie gab. Und der zweite: Was hier gezeigt wird, ist kein durchschnittlicher Bauernhof. Zwar gibt es solche idyllischen Klein- und Ferienbetriebe, aber selbst da wird das Schwein nicht nur als lebendiger Abfallverwerter gehalten: "Schlamm ist mein Element. Am liebsten sitze ich den ganzen Tag darin, so sehr entspannt es mich. Am zweitliebsten habe ich Futter. Und glaubt mir, ich fresse alles, was der Bauer mir gibt." Dass es irgendwann geschlachtet und ebenfalls gegessen wird - kein Wort davon. Und auch Enten und Gänse beschönigen ihr Dasein: "Wir haben die weichsten und schönsten Federn, deshalb werden diese auch gesammelt, um dann Kissen damit zu befüllen." Im wahren Leben werden die Federn nicht "gesammelt". Die Wahrheit sieht nun einmal anders aus.

Wen das nicht stört, dass mit diesem schön gemachten Buch auch schöne Klischees vermittelt werden, der darf es nach Herzenslust genießen. 12 Doppelseiten gibt es, für jeden Monat eine. Auf jeder sieht man immer die gleiche Szene: immer den gleiche Hof, mit Schuppen, Garten, Feldern, Trecker und Ställen. Dass immer alles gleich angeordnet ist, vermittelt Kontinuität und bringt Wiedersehensfreude beim nächsten Monat, der jetzt mit anderen kleinen Details und Besonderheiten zu entdecken ist.

Anders als der Inhalt sind die Bilder mal nicht die übliche niedliche Gefälligkeit wie in vielen anderen Wimmelbüchern, sondern frech und zackig.

Fazit:

Das Leben auf dem Land und auf einem fast ein bisschen zu idyllischen Bauernhof: Im Frühjahr wird gesät, im Sommer geerntet, im Herbst alles winterfest gemacht und im Winter liegt Schnee. Und viel zu spielen gibt es für die Kinder immer. Einmal rund ums Jahr, lebhaft und fröhlich.

Sigrid Tinz

Ein Jahr auf dem Land

Magdalena Koziet-Nowak, arsEdition

Ein Jahr auf dem Land

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Ein Jahr auf dem Land«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Lesen und Hören
mit System

Lesestifte und Audiosysteme für Kinder.
Der große Test.

mehr erfahren