Ocean City

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  • Erschienen: August 2018
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Ocean City
Ocean City
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Sigrid Tinz
86%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2018

Idee

Dystopie für Kinder in einer Welt, die unserer durchaus noch sehr ähnlich ist. Das macht es sehr eindringlich.

Text

Kein Ich-Erzähler, auch die Hauptfigur wird in der dritten Person erzählt. Aber auch kein allwissender, der Leser weiß immer nur so viel wie Jackson, so dass es dauerspannend bleibt.

Die Ocean City ist eine im Ozean treibende vollkommen autarke Megastadt der Zukunft; auf dem Festland leben nur noch Obdachlose, Verurteilte, Exzentriker. Währung in Ocean City ist nicht mehr Geld, sondern Zeit. Nur wer Zeit erarbeitet hat, kann Essen kaufen, Kleidung, Spielzeug; und nur wer Zeit erarbeitet hat, kann Frei-Zeit machen.

Die Welt im 22. Jahrhundert: Das Leben auf dem Festland ist kaum mehr möglich, dort leben nur noch Freaks, Verbannte und Rebellen. "Normale" Menschen leben in autarken hochmodernen Inselstädten, die auf dem Meer treiben. Ocean City zum Beispiel. Das Leben ist friedlich, das meiste Essen wird aus Algen gewonnen, die Währung ist Zeit. Jeder Bewohner hat dafür ein Zeitlebenskonto. Arbeit und Schule wird mit Zeitgutschriften bezahlt, mit Zeit kann man dann Essen kaufen, Kleidung, Spielzeug; und nur wer Zeit erarbeitet hat, kann Frei-Zeit machen. Wer viel hat, kann auch mal Urlaub machen, wer wenig hat, vielleicht sogar Schulden von seinen Eltern, wird in seinem ganzen Leben nie einen Urlaub erleben dürfen.

Jeder "Passagier" trägt zur genauen Erfassung einen Chip im Handgelenk. Besser gesagt: Man bekommt als Drittklässler in einer feierlichen Zeremonie einen solchen eingepflanzt. Ein Tag mit Verwandten, gutem Essen, schöner Kleidung und vielen Geschenken. Und einem Eid: "Ich gebe der Ocean City Inc. aus freiem Entschluss das Recht, mich zu regieren, und die Macht, über mich und meine Zeit zu bestimmen, so wie es alle Mitglieder der Gemeinschaft zuvor auch getan haben. Mir ist bewusst und ich habe verstanden, dass nur die Gemeinschaft dazu in der Lage ist, mich gegen Feinde von außen und gegen Unrecht im Innern zu schützen."

Celine, die kleine Schwester des Protagonisten Jackson, hat diesen großen Tag gerade vor sich und ist aufgeregt wie bei uns die Kinder zum Beispiel vor der Einschulung. Das ist aber nur eine Nebenhandlung. Eigentlich geht es um Jackson und seinen Freund Crockie. Die haben ein bisschen gebastelt und gehackt und einen Transponder erfunden, mit dem man Zeitkonten knacken kann. Eigentlich nur, um mal die Schule zu schwänzen. Und Crockie würde seiner zeitarmen Familie gerne was für einen Urlaub aufs Konto buchen. Aber: sie werden erwischt, Crockie wird angeschossen und verschwindet spurlos. Das System reagiert mit aller Härte, als ginge es nicht nur um einen coolen Streich, sondern ums große Ganze.

Am Ende stecken die beiden Jungen und ihre Familien tief drin und zwischen allen Fronten. Sowohl die Regierung als auch die Rebellen sind ihnen auf der Spur. Immerhin, den Jungs gelingt die Flucht. Mit stiller Unterstützung vom Gründer der Ocean City, der einen Nachfolger sucht. "Einer der beiden Jungen wird meine Anteile der Ocean City erben, einer wird der Herrscher dieses kleinen Reichs", erklärt er den verzweifelten Eltern. "Unter einer Bedingung: er muss überleben."

Mit diesem Cliffhanger endet Band 1. Aber Band 2 geht nahtlos dort weiter: Ganz Ocean City jagt Jackson und Crockie; und als sich die schwimmende Megastadt dem Festland nähert, gelingt es ihnen sich dort abzusetzen. Sie wollen nach dem verbannten Rebellenführer suchen. Doch auf dem Festland gelten eigene Regeln und Gesetze, und auch Ocean Citys langer Arm reicht selbst bis hierhin. Jetzt drängt die Zeit, denn Ocean City wird sich schon in wenigen Tagen wieder vom Festland entfernen und dann gäbe es für Jackson und Crockie kein Zurück ...

Fazit:

Insgesamt ist das Leben in der Ocean City der Zukunft unserem nicht sehr unähnlich, nur ein bisschen futuristischer. Das macht diese Dystopie nicht so brutal wie zum Beispiel Tribute von Panem. Aber gleichzeitig ist es eindringlicher, weil es eben so gut vorstellbar ist, dass unser Leben so aussehen könnte. Durchaus politisch also, aber das wird wie nebenbei klar, ohne als Botschaft thematisiert zu werden. Insgesamt ein spannender Kinder-Agenten-Science-Fictionthriller mit Humor und Fortsetzungspotenzial.

Sigrid Tinz

Ocean City

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