Ich bins, Kitty

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Sigrid Tinz
78%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2019

Idee

Ein Katzenbuch, in das die Autorin viel reingepackt hat von allem, was sonst im Leben auch noch wichtig ist – alles in allem zu viel; und zu wenig katzenhaft.

Bilder

Die Illustrationen sind rotschwarzweiß, wie Kittys Fell. Unverkennbar Rotraut Susanne Berner, aber doch mit eigener Persönlichkeit.

Text

Viel, lang und gemütlich, passt genau zu den beiden Hauptpersonen: eine alte Dame, die viel erlebt hat und viel Zeit, es zu erzählen. Und die Katze schnurrt dazu.

Ein Buch mit allem und irgendwie so richtig für niemanden

Kitty ist noch ein ganz, ganz kleines Kätzchen, als sie ihrer Katzenfamilie verloren geht. Und von einer alten Frau gefunden und aufgenommen wird; von Emma, einer ehemaligen Lehrerin. Die päppelt das Tierchen auf, die Kleine wird groß und erwachsen und die beiden führen ein gemächliches, gemütliches Leben.

Emma hat viel erlebt in ihrem Leben, sie weiß viel, hat viel zu erzählen. "Ich möchte dich an meinen Lebensweisheiten teilhaben lassen", sagt sie zu ihrer Katze. "Lebensweisheiten? Was ist das?" fragt diese. "Wichtige Erkenntnisse, die ich in meinem langen Leben gewonnen habe und an dich weitergeben möchte, damit du nicht die gleichen Fehler machst wie ich." Auf Kittys Einwand, jeder habe doch wohl das Recht auf seine eigenen Fehler, sagt sie: "Das ist keine Lebensweisheit, sondern eine Lebensdummheit. Fehler zu vermeiden, ist allemal besser, als sie zu sammeln, nur weil man glaubt, ein Recht darauf zu haben."

Diese Art lehrreiche und belehrende Dialoge bilden den einen Handlungsstrang des Buches.

Jedes Kapitel ist zudem mit einer solchen Lebensweisheit oder einem Spruch überschrieben: "Was die Geschichte uns lehrt, ist bedenkenswert" zum Beispiel. Oder: "Ein Traum hält selten, was er verspricht". Mal stammen diese Gedanken von Emma, mal von Kitty. Und mal auch von anderen Katzen.

Kitty hat nämlich noch ein zweites Leben, draußen. Dort trifft sie andere Katzen, alte Hauskatzen und Streuner: Flecki, Anusch und den weisen Kater Bruno, mit dem sie über das Gute und das Böse in der Welt philosophiert. Und die auch alle Lebensweisheiten an sie weiter zu geben haben.

Als Leser hat man das Gefühl, es ist die Autorin, die aus Emma und den anderen Katzen spricht und sie möchte uns tatsächlich an allem teilhaben lassen, was ihr wichtig ist. Da kommen dann noch Krankheit und Tod dazu, wahre Liebe und wahre Tierliebe; und die Flüchtlingsthematik ist auch noch hineingezwängt: "Im Frühherbst kamen die ersten Schutzsuchenden auch in unsere Stadt, Katzen, die aus ihrer Heimat geflohen waren, hieß es, weil sie von Ungeheuern verfolgt worden waren. Erst kamen sie nur vereinzelt, mal tauchte da eine auf, mal dort und das störte niemanden. Doch dann wurden sie immer mehr. Ihre Ankunft führte zu heftigen Diskussionen und Streitereien. Viele von uns fühlten sich bedroht &" und so weiter bis zur Erkenntnis, dass sie "Katzen wie wir" sind. Auch wenn sie anderes aussehen, "die Köpfe der Fremden waren schmaler, die Nasen- und Mundpartien etwas vorgezogen."

Das ist Teil drei des Buchinhalts: Katzen-Infos, die allerdings manchmal etwas hölzern-biologisch in den sonst sehr gemütlichen, bildhaften, plauderigen Tonfall des Buches eingefügt sind. Zum Beispiel ihr Schnurren, erklärt uns Kitty so: "Schnurren ist ein Zeichen von körperlichem Wohlbehagen und bezieht sich auf das angenehme Gefühl, irgendwo satt und warm und entspannt irgendwo herumzuliegen."

Diese insgesamt sperrige Art ist ist möglicherweise ein Grund, warum man mit Kitty nicht so richtig warm wird. Als Katzenfan, der sich auf das Buch gefreut hat, ist man ein bisschen enttäuscht. Und für alle anderen könnte es ein bisschen zu viel an Katze sein.

Auch wenn es noch eine richtige Handlung gibt. Emma wird krank und kommt ins Heim, Kitty wird zur Streunerin, verliebt sich in Bruno, wird schwanger, Bruno stirbt, sie bekommt Babys und ein neues Zuhause. Und am Ende sagt Kitty: "Mir geht es gut. Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es das: Dass die Menschen nicht nur kleine Tierkinder zu sich nehmen wollen, die natürlich mit ihren großen Augen und ihrer Tapsigkeit anrühren, sondern auch erwachsene Tiere, die aus den verschiedensten Gründen ihr Zuhause verloren haben. Vielleicht weil ihre früheren Menschen alt geworden oder gestorben sind. Vielleicht aber auch weil sie ihnen unbequem geworden sind. Das soll es ja auch geben. Auch Tiere haben ein Anrecht auf eine zweite oder dritte Chance."

Das ist viel, viel Text insgesamt, ab und an aufgelockert von Katzenbildern, in schwarz-weiß-rot, die unverkennbar Rotraut Susanne Berner beigesteuert hat und trotzdem eine ganze eigene Kitty zeigen. Die viel sympathischer aussieht, als die altkluge Text-Kitty wirkt. Leider.

Fazit:

Ein Buch, in das offensichtlich alles hinein sollte, was irgendwie wichtig ist: Die Liebe und der Tod, Fehler machen und Nachdenken, Tierliebe, Erwachsenwerden und Flüchtlinge; und alles über Katzen. Ein Buch mit allem und irgendwie so richtig für niemanden. Vielleicht liegt es auch daran, dass Katzen sich eben nicht dressieren und benutzen lassen, auch nicht als Buchprotagonisten, die dann eigentlich nur Lebensweisheiten verbreiten sollen.

Ich bins, Kitty

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