Paheli

Maximilian Meinzold (Illustrator), Cornelia Panzacchi (Übersetzer)

Paheli
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Claudia Goldammer
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2019

Idee

Drei Kinder finden sich unverhofft in einem Spiel wieder und spielen um die Rückkehr in die Realität. Spannender Lesespaß mit orientalischer Atmosphäre, die für einen zusätzlichen magischen Zauber sorgt.

Text

Rasante Erzählweise, die die Leser durch die Handlung treibt ebenso wie die Kinder durchs Spiel. Trotzdem leicht verständlich und altersgerecht.

Bei einem Spiel nicht verlieren zu können, fällt manchen Leuten wirklich schwer. Doch was macht man, wenn man sich plötzlich mitten in einem Spiel um Leben und Tod wiederfindet? Dann ist Verlieren erst recht keine Option...

Farahs 12. Geburtstag verspricht alles andere als ein voller Erfolg zu werden. Ihr alten Freunde Essie und Alex fühlen sich in der großen neuen Wohnung in einer neuen Gegend unwohl, die alte Vertrautheit zwischen ihnen ist irgendwie verschwunden. Und die Mädchen und Jungs aus ihrer neuen Klasse sind ihr noch gänzlich unbekannt und fremd. Und dann ist da noch Ahmad, Farahs kleiner Bruder, der permanent im Mittelpunkt stehen will und zu unüberlegten Aktionen neigt. Doch dann finden die Kinder ein geheimnisvolles Spiel, dass sie sofort in seinen Bann zieht.

„Paheli“ steht auf dem abgegriffenen Holzbrett und „Paheli“ weiß Farah, steht für Rätsel. Nur eine kurze Spielanleitung liegt dem Brett bei, alle weiteren Schritte würden sich erst zeigen, wenn die Kinder spielbereit sind. Farah hat ein komisches Gefühl im Bauch, doch lässt sich von Alex und Essie überzeugen, dass es nicht schaden kann, vorsichtig anzufangen. Nachdem Farah die Elemente des Spiels aufgebaut und laut den magischen Satz „Wir sind bereit“ gesagt hat, beginnt das Spielbrett zu wachsen und die Figuren die Gestalt von Farah, Essie und Alex anzunehmen. Als wäre der Schreck damit nicht schon groß genug, verschwindet kurze Zeit später Ahmad, der aus einem Versteck heraus auf das Spielbrett gesprungen ist, im Spiel. Farah ist fassungslos. Nun ist klar, dass es kein Zurück mehr gibt, schließlich kann sie ihren kleinen Bruder nicht in dem Spiel lassen.

Schön und gleichzeitig schrecklich

Die Welt von „Paheli“ verzaubert Farah, Essie und Alex von Anfang an. Es scheint wie ein Märchen aus 1001 Nacht, nur noch schöner und überwältigender. Doch der Schein trügt. Nicht nur verändert Paheli sich ständig, nein, es lauern auch zahlreiche Gefahren und Fallen. Die Kinder müssen drei Aufgaben lösen und haben jeweils eine Stunde Zeit, um zum Ort der Aufgabe zu kommen, sowie eine Stunde, um die Aufgabe an sich zu lösen. Als wäre das nicht schwierig genug, will Farah natürlich auch unbedingt ihren Bruder finden. Beherzt beginnen die drei Kinder das „Spiel um Alles oder nichts“, wohl wissend, dass hinter all dem ein mysteriöser „Architekt“ steckt, der seine Späher und Lauscher überall hat und der durchaus auch bereit ist zu schummeln, nur, um zu gewinnen. Und verlieren heißt für die Kinder, dass sie für Immer und Ewig in Paheli gefangen sind…

Alleine wären sie verloren, aber zusammen sind sie stark

Wer die Märchen von 1001 Nacht und orientalische Welten sehr gern mag, wird von Paheli ebenso magisch angezogen, wie die drei Hauptfiguren des Buches vom gleichnamigen Spiel. Der geheimnisvolle Name, das dazu passende Titelbild… fast glaubt man, mysteriöse Nebelschwaden über das Buch ziehen zu sehen oder den warmen Duft orientalischer Gewürze zu riechen. Und wer sich dann tatsächlich traut, das Buch zu öffnen und darin einzutauchen, wird nicht enttäuscht werden. Denn zwischen den fast 300 Seiten steckt eine spannende, packende und unterhaltsame Abenteuergeschichte dreier sehr unterschiedlicher Freunde, die sich mit ihren verschiedenen Stärken perfekt ergänzen und so gemeinsam zu Ziel kommen. Natürlich muss der eine oder andere seine Angst erst überwinden und es ist nicht so, dass das Lösen der Aufgaben den Kindern leicht fällt, aber sie glauben an einander und wissen, dass sie sich auf die jeweils anderen verlassen können.

Karuna Riazi gelingt es, sowohl die Charaktere als auch das Setting sehr plastisch und greifbar mit Worten zu malen, so dass es leicht ist, ganz und gar in die Geschichte einzutauchen. Dabei gehen die Beschreibung dieser atemberaubenden Stadt, ihrer Gebäude und Gerüche Hand in Hand mit eingeflochtenen orientalischen Mythen, die den magischen Zauber verstärken. Zudem hat Farah ihre Wurzeln in Bangladesh, wodurch sie einige Speisen und Sagen aus dem realen Leben kennt und sie besser einschätzen und bewerten kann. Dadurch verweben sich Magie und Realität ziemlich stark, so dass die unterschiedlichen Welten miteinander verbunden sind.

Wem es zu schnell ist, der ist zu langsam

Von der Idee ist „Paheli“ nicht unbedingt innovativ, aber die Verortung in eine mystische, geheimnisvolle orientalische Kulisse verleiht dem vielleicht doch vorhersehbaren Handlungsverlauf eine Magie, der man sich nur schwer entziehen kann. So fallen kleinere Ungereimtheiten, die es zweifelsohne gibt, nicht sonderlich ins Gewicht. Zudem hat das Buch eine sehr hohe Schlagzahl, die weder die drei Hauptfiguren noch die Leserinnen und Leser so richtig zu Atem kommen lässt.

Wer doch mal eine Lesepause braucht, dem bietet die Unterteilung der rasanten Geschichte in 29 Kapitel ausreichend Möglichkeiten. Die Kapitel an sich sind vom Umfang her auch für nicht geübte Leserinnen und Leser sehr gut am Stück zu lesen. Sprachlich arbeitet Karuna Riazi viel mit wörtlicher Rede und wählt einen altersgerechten Stil, in den sie ab uns zu „orientalisches“ Vokabular, wie z.B. „Dschinn“ oder „Halwa“ mischt, dass am Ende in einem Glossar erläutert wird.

Fazit:

„Paheli“ – den Namen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen... Wer bei diesem geheimnisvollen Titel nicht neugierig wird, halt wohl zu wenig Abenteuerlust im Blut. Denn „Paheli“ hält, womit es lockt: das magische Spiel mit orientalischem Flair zieht so in seinen Bann, als würde man selber mittendrin stecken.

Paheli

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