Alle behindert!

    Horst Klein (Illustrator)

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Rita Dell'Agnese
65%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2019

Idee

Die Idee, sich auf dieser Altersstufe mit dem Thema Behinderung auseinanderzusetzen ist ausgezeichnet.

Bilder

Die Bilder kommen rotzig frech daher und laden zum Entdecken ein.

Text

Die Texte sind für Leseanfänger nur bedingt geeignet und die inhaltliche Message ist ein bisschen irreführend.

Besonderheiten und Behinderungen bunt durcheinander

25 mal ein Kind mit Behinderung: Fröhlich arrangiert mit bunten Portraits, kecken bis frechen Sprüchen und einer gehörigen Portion Selbstironie. Das bietet das Autorenpaar Monika Osberghaus und Horst Klein, letzterer auch gleich als Illustrator. Die Zeichnungen bieten viel Informatives zur jeweiligen Behinderung, geben Ratschläge, wie man damit als Aussenstehender umgehen soll und skizziert das jeweilige Kind mit seinen Vorlieben und Abneigungen sehr gekonnt. Also auf den ersten Blick eine rundum gelungene Sache. Doch studiert man das Buch „Alle behindert!“ – im Übrigen mit einem für Legastheniker typischen Buchstabendreher im Titel - genauer, kommt man ins Grübeln.

Was ist eine Behinderung?

Es ging dem Autorenpaar wohl darum, das Thema Behinderung aufzugreifen und anzuregen, sich damit auseinanderzusetzen, dass so ziemlich jeder Mensch eine Besonderheit aufweist, die ihn von den anderen Menschen unterscheidet. Eine irgendwie behindernde Besonderheit, unter die nach Auffassung des Autorenpaars ebenso Schüchternheit, Kinder von Helikoptereltern und Hochbegabte fallen wie Kinder im Rollstuhl, solche mit Downsyndrom oder anderen körperlichen und geistigen Einschränkungen oder Erkrankungen. Behindert sind gemäss dem Bilderbuch aber auch Dicke, Mitläufer oder Essensnörgler. So wird der Begriff „Behinderung“ durch die Geschichten eher ins Lächerliche gezogen, als dass sie es schaffen, ihm das Stigma zu nehmen.

Es wird niemandem gerecht

Durch die bunte Mischung der angeblichen oder tatsächlichen Behinderungen wird dieses Bilderbuch niemandem wirklich gerecht. Weder den Kindern, die aufgrund einer Einschränkung tatsächlich im Alltag behindert sind, noch den Kindern, die durch ihre Verhaltensweise auffallen, aber durchaus in der Lage wären, mit Unterstützung aus diesem Verhalten auszusteigen. Da kann die unterhaltsam freche Aufmachung des Buches nur mässig darüber hinweg trösten. Nicht ganz glücklich ist die Wahl, das Buch für 5 bis 7-Jährige anzupreisen. Zum einen eigenen sich die Texte aufgrund der stellenweise etwas unglücklichen grafischen Gestaltung und der gewählten Schrift keineswegs für Leseanfänger, zum anderen können Kinder in diesem Alter die Ironie, die an sich im Buch steckt, noch nicht wirklich erfassen und verstehen.

Fazit

Das Buch „Alle behindert!“ folgt einem guten Ansatz, hat aber einen faden Beigeschmack, zu salopp und bunt gemischt wird mit dem eben nicht ganz einfachen Thema hantiert.  „Alle besonders“ wäre ein passenderer und überzeugenderer Titel mit mehr die Aussagekraft gewesen.

Alle behindert!

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