Der kleine Fuchs

 Marije Tolman (Illustratorin), Rolf Erdorf (Übersetzer)

Der kleine Fuchs
Der kleine Fuchs
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Kathrin Walther
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2020

Idee

Es macht Spaß, den kleinen Fuchs bei seinen Erinnerungen zu begleiten. Die Idee, einer Traumreise in die Vergangenheit ist originell und ermöglicht spannende Einblicke in das Fuchsleben.

Bilder

Der Mix aus Fotos, eingezeichneten Ergänzungen und gemalten Bildern ist gut gelungen. Die Farben sind schlicht, der neon-orange Fuchs sticht hervor, ohne dabei aufdringlich zu sein.

Text

Die Texte sind gut verständlich und treffen gut den Ton des kleinen Fuchses, der sich in liebevollen Formulierungen an seine Kindheit erkennen lässt. Die ruhige Atmosphäre, die die Bilder ausstrahlen, spiegelt sich in den Texten wieder.

Kleiner Fuchs auf Traumreise

Der kleine Fuchs ist neugierig. Überall in der Welt gibt es spannende Dinge zu entdecken. Er hat Glück, denn angrenzend an seinen Wald liegt das Meer mit seinem großen Strand und den Dünen, wo sich immer viele Vögel tummeln. Als er eines Tages wieder durch die Gegend streunt, sieht er zwei lila Schmetterlinge, denen er hinterherrennt. Doch plötzlich übersieht er einen Abgrund und stürzt in die Tiefe, woraufhin er zu träumen beginnt. Er träumt von der Zeit, als es noch ganz klein war, nicht größer als ein Äpfelchen, und mit seinen Geschwistern bei Mama Milch trank. Von der Zeit, als er schon etwas älter war und den Bau das erste Mal verlassen durfte. Dann befindet er sich in dem Alter, als er die ersten festen Nahrungsmittel probiert und im Wald andere Tiere entdeckt und sein Vater ihm und seinen Geschwistern wichtige Ratschläge zum Überleben gibt. Doch die Neugier, vor der ihn der Vater so oft gewarnt hat, lässt ihn unvorsichtig werden und gleichzeitig große Abenteuer erleben. Und so kommt er irgendwann in seinem Traum auch an die Stelle, an der er sieht, wie er zwei lila Schmetterlingen folgt…

Abenteuer, Neugier und Träume

Edwards van de Vendel erzählt in seinem Bilderbuch die Geschichte vom kleinen Fuchs, der neugierig die Welt entdeckt, dabei so mancher Gefahr begegnet und schließlich nach einem tiefen Sturz zu träumen beginnt. Auch die Geschichte selbst beginnt eher verträumt-meditativ mit sechs Doppelseiten Bildern ohne Text, auf denen die Betrachter den kleinen Fuchs bei seinen Ausflügen durch die Natur begleiten. Erst kurz vor seinem Sturz setzt die erzählte Geschichte ein, die dann mit seiner Babyzeit weitergeht. Besonders schön ist, dass der Text aus der Sicht des kleinen Fuchses erzählt wird, sodass es nicht schwerfällt, sich in seine Lebensweisen und Gewohnheiten hineinzuversetzen. Liebevoll sind seine Erinnerungen an seine Eltern und Geschwister, bewundernd und ehrfürchtig schaut er zu seinen Eltern auf, die ihn die wichtigsten Dinge für ein glückliches Fuchsleben lehren. Dennoch scheut er sich nicht, voller Neugier in die Welt zu gehen. Schön ist, dass die Geschichte nicht wie so viele andere Kindergeschichten belehrend wirkt. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger begleitet sie den kleinen Fuchs, lässt ihn seine eigenen Erfahrungen sammeln, Kenntnisse gewinnen und lässt viel Raum für eigene Träume und Gedanken offen. Die Sprache ist dabei gut verständlich und schlicht, überträgt die Gefühle des kleinen Fuchses jedoch gut.

Gestaltung aus Fotos und Zeichnungen

Marije Tolman hat bei ihrer Gestaltung der Geschichte eine Mischung aus stilisierter Fotografie und Zeichnungen verwendet. Naturaufnahmen von Dünen, Strand und Wald hat sie in einen grün-türkisen Farbton versetzt, bevor sie sie durch handgezeichnete Vögel, Schmetterlinge, Wildtiere, einen Menschen oder natürlich den kleinen Fuchs und seine Familie in bunten Farben ergänzt hat. Die Fuchsfamilie in neon-orange sticht dabei immer direkt hervor, ohne dabei zu grell oder zu bunt zu wirken. Die Erinnerungen des kleinen Fuchses bestehen gänzlich aus Zeichnungen, die durch eine Fotoepisode aus der Gegenwart, in der nur die Tiere und ein Menschenkind zu sehen sind, unterbrochen werden. Das Menschenkind ist es auch, welches den kleinen träumenden, vermeintlich toten Fuchs schließlich findet und zurück in den Wald bringt, begleitet von allen Tieren, denen der Fuchs zuvor auf seinen Ausflügen begegnet ist. Die Zeichnungen und Fotos bringen viel Ruhe in die Geschichte, harmonieren gut mit den Texten oder sprechen für sich und bieten viel Raum für eigene Gedanken.

Fazit

Ein rundum gelungenes Buch, welches sowohl durch seine bildliche Gestaltung als auch seinen Text überzeugen kann. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab vier Jahren, was gut passt, da der tiefere Sinn erst dann erfasst werden kann und der Erzählstrang  mit seinen zeitlichen Sprüngen für jüngere Kinder noch eher schwierig nachzuvollziehen ist. Ein Bilderbuch, dass durch Schlichtheit und Tiefe besticht.

 

Der kleine Fuchs

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