Warum bist du traurig, Opa?

  • Knesebeck
  • Erschienen: September 2019
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übersetzt von Tatjana Kröll; Illustrationen von Daniel Egnéus; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783957283283

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Claudia Goldammer
95%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2020

Idee

Krümels Opa hat sich verändert, seitdem die Oma gestorben ist. Krümel versteht ihn nicht mehr. Was ist nur los? Doch beharrlich und liebevoll holt er seinen Opa ins Leben zurück.

Bilder

In der Mischung verschiedener Techniken gelingen sehr gefühlvolle, warmherzige und ausdrucksstarke Illustrationen, die wunderbar zur Thematik des Buches passen.

Text

Die kurzen Texte sind sorgfältig mit Worten gestaltet, denen ein tiefes Verständnis innewohnt.

Kindlicher Umgang mit dem Tod

Krümel versteht seinen Opa nicht mehr. Tagein, tagaus verkriecht er sich im Garten und werkelt dort still vor sich hin. Wenn Krümel ihm etwas erzählt, hört er ihm gar nicht zu, selbst wenn Krümel ganz dicht neben ihm steht.

Der kleine Junge ist verzweifelt und versteht die Welt nicht mehr. Seine Mama rät ihm, dem Opa Zeit zu lassen. Sechseinhalb Minuten müssen reichen, entscheidet Krümel. Doch auch danach bekommt er auf seine Frage nur ein abwesendes Grunzen zur Antwort.

Doch Krümel gibt nicht auf. Und langsam, ganz langsam, dringt er wieder zu seinem Opa durch. Es fängt mit dem Lieblingsbrot an, das Krümel seinem Opa begeistert schmiert, als der endlich verrät, welchen Brotbelag er am liebsten mag, und entwickelt sich langsam, aber stetig. Krümel kümmert sich herzzerreißend um seinen Opa, malt ihm seine drei Lieblingsquallen und lässt nicht locker. Denn auch ihn schmerzt der Tod der Oma und er vermisst sie schrecklich, aber ebenso vermisst er den Opa, der jedoch traurig im Garten steht, anstatt etwas mit ihm zu unternehmen … Doch schließlich lädt der Opa Krümel zu einem gemeinsamen Ausflug ein, an dessen Ende sich beide in ihrem Verlust ganz nah sind und Krümel seinen Opa wieder ein Stück zurück hat.

Jeder trauert anders

Geburt und Tod sind beides unbegreifliche Phänomene. Ist die Geburt eines Kindes jedoch ein zukunftsgewandtes und positives Ereignis, trägt der Tod manchmal eine Schwere und Endgültigkeit in sich, die mitunter kaum zu ertragen ist. Kinder können bis zu einem gewissen Alter besser damit umgehen als Erwachsene, da sie die Tragweite noch nicht überblicken können und eher im Jetzt leben. Doch merken sie natürlich sehr gut, wen jemand aus dem nahen Umfeld trauert und sich dadurch in seinem Verhalten verändert.

Genau hier setzt Warum bist du traurig, Opa? an. Denn natürlich haben sowohl der Opa als auch Krümel einen geliebten Menschen verloren, jedoch gehen beide gänzlich unterschiedlich damit um. Für Krümel geht das Leben weiter, auch wenn er seine Oma vermisst. Für den Opa scheint jedoch die Welt still zu stehen und nichts mehr wichtig zu sein, auch Krümel nicht. Damit verändert sich natürlich Krümels Welt. Doch in einer wunderbaren Mischung aus kindlicher Naivität, Zuneigung, Sorge und Liebe lässt Krümel nicht locker und lockt den Opa damit aus seiner Zurückgezogenheit.

Ins Leben zurück gefragt

Als Stilmittel, das beim Lesen sofort auffällt, wählt Wendy Meddour eine Art Fragespiel, bei dem Krümel seinen Opa bittet, immer die drei liebsten Dinge zu benennen. Seien es die drei liebsten Brotbeläge, die drei Lieblingsquallen, die drei Lieblingstiere im Zoo oder eben auch seine drei Lieblingsomas. Diese kindlich naiv gestellte Frage birgt ein hohes emotionales Potenzial, dass Meddour durch eine wunderbar poetische Antwort des Opas gekonnt einfängt und das Buch zu einem Kleinod macht: „Meine sind Oma, wie sie im Mondschein tanzte, Oma, wie sie Rosen goss, und Oma, als sie dich das erste Mal im Arm hielt.“

Die Texte sind allesamt kurz und nur ein paar Zeilen lang, wohl überlegt und in der Wortwahl verständnisvoll, liebevoll, sanft und dabei sehr intensiv. Das Thema „Tod“ artikulieren sie erst recht spät deutlich im Text. Lange wird nicht verraten, warum der Opa so traurig ist und es wären durchaus verschiedene Gründe für das Verhalten des Opas möglich.

Passend zu diesem tastenden Text greifen die stimmungsvollen und ausdrucksstarken Illustrationen von Daniel Egnéus, die eine Mischung aus Collage und Zeichnung sind, den einfühlsamen Ton und die Thematik des Buches auf. Sie zeigen einen ziemlich rau aussehenden Opa mit einem stachligen Vollbart und einer dunklen Bommelmütze auf dem Kopf, dem man die Muffigkeit und Zurückgezogenheit ebenso abnimmt wie die tiefe Empfindung für Krümels Oma, wenn man in seine unendlich traurigen Augen und mutlosen Gesichtszüge blickt. Als Gegenstück wird Krümel als aufgewecktes, lebenslustiges Kind mit leuchtend roten Haaren gezeichnet, der sich herzzerreißend um seinen Opa sorgt. Beide muss man einfach ins Herz schließen.

Fazit

Mit dem Tod endet nicht auch das Leben der Zurückgebliebenen, auch wenn es manchmal so scheint. Warum bist du traurig, Opa? führt sanft und gefühlvoll an die Themen Trauer und den Verlust eines geliebten Menschen heran und zeigt, dass die Toten auch im Hier und Jetzt Teil unseres Lebens sein können. Ein wertvolles, tröstendes und Mut machendes Buch.

Warum bist du traurig, Opa?

Wendy Meddour, Knesebeck

Warum bist du traurig, Opa?

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