Der Koffer

Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn; Illustrationen von Chris Naylor-Ballesteros; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783737357043

Der Koffer
Der Koffer
Wertung wird geladen
Kathrin Walther
80%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2020

Idee

Die Idee eines Bilderbuches, das zeigt, wie wichtig Offenheit gegenüber neuen Menschen ist, ist gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig.

Bilder

Die Bilder sind schlicht, passen aber gut zur Geschichte und ergänzen den Text.

Text

Die einzelnen Sätze sind einfach zu verstehen, wobei besonders gelungen ist, dass es sich immer um Aussagen und Fragen der verschiedenen Tiere handelt.

Ein komischer Fremder oder vielleicht ein neuer Freund?

Gegenüber Fremden muss man vorsichtig sein, das lernt schon jedes Kind. Wer weiß, wo „die“ herkommen, was „die“ vorhaben und ob sie einem letztendlich sympathisch sind? Doch auch wenn ein gesundes Misstrauen wichtig ist, darf es nicht zu Ausgrenzung und Ausschluss gegenüber allen neuen oder fremden Personen führen. Das zu unterscheiden ist gerade für Kinder manchmal gar nicht so einfach. Oft hilft es, sich auf den oder die „Fremden" erst einmal einzulassen, ihre Geschichten anzuhören und ihnen eine Chance zu geben. Das sich dann manchmal einige Bedenken in Luft auflösen, zeigt Chris Naylor-Ballesteros in seinem Bilderbuch Der Koffer.

Ein seltsames Tier mit einem geheimnisvollen Koffer

Eigentlich sind Fuchs, Hase und Vogel ganz zufrieden mit ihrem ruhigen Leben. Doch eines Tages wird ihr Alltag von einem seltsamen Tier unterbrochen, das sich gar nicht so genau einordnen lässt. Zwar ist schnell klar, dass es sich um einen „Er" handeln muss, der müde und staubig ist und nichts als einen riesigen Koffer bei sich hat, doch mehr lässt sich nicht über ihn sagen. Sofort ist die Neugier von Fuchs, Hase und Vogel geweckt und besonders der große Koffer interessiert die drei.

Nach und nach erfahren sie, dass sich in dem riesigen Koffer eine Tasse befinden soll, dann auch noch ein Tisch mit Stuhl und schließlich dazu eine ganze Holzhütte. Kein Wunder, dass die drei Tiere da misstrauisch werden, schließlich kann das gar nicht sein und der Fremde muss sie angelogen haben! Als dieser sich von seiner anstrengenden Reise schlafen legt, beschließen sie, seine Aussage zu überprüfen. Sie zerstören das Schloss des Koffers und öffnen ihn und finden eine zerbrochene Tasse und ein Foto von all dem, was ihnen der Fremde erzählt hat… Was nun? Schließlich haben sie seinen Koffer, vielleicht auch seine Tasse zerstört und haben ein sehr schlechtes Gewissen, dass sie ihn direkt als Lügner eingeordnet haben, denn eigentlich hatte er ja doch die Wahrheit gesagt…

Dem Fremden eine Chance geben

Chris Naylor-Ballesteros erzählt in seinem Bilderbuch kindgerecht von Vorurteilen, Misstrauen und auch davon, wie man seine Fehler wiedergutmachen kann. Natürlich ist es wichtig, in manchen Situationen erstmal vorsichtig zu sein, doch oft genug droht keine Gefahr, beispielsweise nicht, wenn ein neues Kind in die Kita, den Sportverein oder die Nachbarschaft kommt. Doch gerade da passiert es oft, dass der oder die „Fremde“ erstmal abgelehnt und als seltsam oder komisch angesehen wird.

Das Offenheit wichtig ist und sich viele Vorurteile dann ganz schnell beseitigen lassen, wird in der Geschichte deutlich. In einfacher Sprache, die pro Seite oft nur aus ein bis drei Sätzen besteht, lässt der Autor die Tiere sprechen, die dem Fremden erst sehr distanziert und abweisend gegenüber stehen. Doch merken sie auch schnell, dass sie sich falsch verhalten haben und wollen ihren Fehler wiedergutmachen. Durch die Sätze, die immer einem der Tiere zuzuordnen sind, wirkt die Geschichte beim Vorlesen durch unterschiedliche Stimmen lebendig und abwechslungsreich und es lässt sich gut nachvollziehen, wie sich die Einstellung der Tiere gegenüber dem „Neuen" verändert.

Schlichte Bilder mit den wesentlichen Inhalten

Die Bilder, die der Autor selbst gezeichnet hat, sind eher schlicht und konzentrieren sich auf das Wesentliche.  Der Hintergrund ist dabei meist in weiß gehalten, sodass die abgebildeten Tiere, der Koffer oder die Tasse klar im Mittelpunkt stehen. Die Tiere selbst sind schön bunt, ihre Gefühle lassen sich jedoch gerade für Kinder nur schwer in ihren Gesichtern erkennen, da ihr Ausdruck recht neutral gehalten ist und nur die Augenbrauen verzogen werden oder der Mund ein ganz leichtes Lächeln andeutet.

Fazit

Der Koffer ist eine gelungene Geschichte, die schon kleinen Kindern auf einfache Weise verdeutlicht, wie wichtig Offenheit gegenüber Fremden ist. Misstrauen und Vorurteile können den oder die „Neue" nicht nur verletzen, sondern hindern einen auch selbst daran, neue Freundschaften zu schließen und den eigenen Horizont zu erweitern. Texte und Bilder passen zur Zielgruppe, können aber auch schon von jüngeren Kindern ab etwa drei Jahren verstanden werden.

Der Koffer

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Der Koffer«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Lesen und Hören
mit System

Lesestifte und Audiosysteme für Kinder.
Der große Test.

mehr erfahren