Schrottie, der kleine Roboter-Hund

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2005

Idee

Schrottie hat im Nu unsere Herzen erobert! Eine tolle Idee, die scheinbar ganz nebenbei Fantasie und Kreativität entwickelt. Spannung bis zur letzten Seite und damit ein Buch, das gerne mehr als einmal gelesen wird und nicht gleich auf den „Schrott“ kommt

Bilder

Die farbigen comic-artigen Illustrationen unterstützen die spannende Geschichte. Eine Bildsprache, die es versteht gleichermaßen Emotionen und Geräusche fühlbar und hörbar zu machen.

Text

Einfache, kindgerechte, verständliche und vor allem auch einprägsame Sätze, die von den jungen Lesern geradezu aufgesogen werden.

Kinderbuch des Monats (11.2005). Eine alarmierende und auch sehr bewegende Geschichte über zu viel ";Spielzeugschrott"; in unseren Kinderzimmern, über Automatisierung bis ins Spielzimmer, über Mangel an Fantasie und Kreativität und über Vereinsamung. Die Geschichte von ";Schrottie, dem kleinen Roboterhund"; von Mark Oliver, erschienen im Baumhaus Verlag, berührt die Herzen von großen und kleinen Lesern und regt auf jeden Fall zum Nachdenken darüber an, wie viel ";Schrott"; uns eigentlich im Alltag umgibt und das es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt.

Die Geschichte von ";Schrottie";, dem kleinen Roboterhund beginnt bereits im Einband mit der technischen Zeichnung eines kleinen Hundes. Unser ";Schrottie"; ist zu Beginn einer von vielen Roboterhunden auf einem Fließband, das kreuz und quer durch eine riesige Fertigungsmaschine einer großen Fabrik läuft. Die Hunde werden verpackt und ausgeliefert und landen in irgendeinem Zuhause, wo man sich um sie kümmert und mit ihnen spielt. ";Schrottie"; ist anders, als die anderen Hunde, er ist schon ganz aufgeregt und das wird ihm zum Verhängnis: er stößt sich am Ohr und plötzlich bleibt die Fertigungsmaschine stehen, denn ";Schrottie"; wird aufgrund eines ";Mangels"; rigoros aussortiert, er ist ";Schrott!";.

Der kleine Roboterhund weiß gar nicht, was los ist und wie ihm geschieht, da wird er von der Maschine gepackt und zu all dem anderen Schrott auf den Hof geworfen. Der kleine, naive Roboterhund denkt ";Schrottie"; wäre sein neuer Name und schaut sich verängstigt nach seinem neuen Besitzer um, den gibt es auf dem Schrottpatz aber nicht. ";Schrottie"; findet schnell Anschluss und viele Freunde. Aber: alle wünschen sich nichts sehnlicher, als wie alle anderen Hunde einen Besitzer zu haben, der mit ihnen spielt und sich um sie kümmert. Und da ";Schrottie"; tatsächlich anders ist, als all die Roboterhunde, hat er tatsächlich auch bald eine zündende Idee. Alle zusammen bauen sich aus den vorhandenen Materialien ihren eigenen ";Besitzer";! Dieser ist zwar nicht ganz neu und besteht rundherum aus Schrott, Beulen und Dellen, aber er hat ein Herz aus Gold und alle aussortierten Tiere sind plötzlich sehr glücklich.

 

Endlich mal wieder ein kritisches Kinderbuch! Hier wird uns nicht die übliche niedliche, heile, bunte Kinderwelt vorgegaukelt. Mit diesem tollen Bilderbuch ist es dem Autor, Mark Oliver, auf tiefgründige Weise gelungen, uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir eigentlich bereits von unglaublich viel Spielzeug umgeben sind. Er macht gleichzeitig auf die in Billigländern in Massenproduktion hergestellten ";Schrottspielzeuge"; aufmerksam und ebenso auf Spielzeuge, die eigentlich niemand braucht: Roboterhunde z.B. - umso schlimmer finde ich, dass es tatsächlich solche Roboterhunde bereits gibt!

Das Kind wird hier aufgefordert, seine eigene Kreativität zu entdecken und aus vorhandenen Materialien selbst Neues zu schaffen. An dem selbst entworfenem und selbst gebasteltem, das mit viel Liebe entstanden ist, wird vielmehr das Herz hängen, als an den unzähligen gekauften Kuscheltieren oder anderem Spielzeug. Die Spielzeugschwemme lässt sich gar nicht verhindern, denn in unseren schnelllebigen, konsumgesteuerten Zeit werden die Kinder von allen Seiten und zu jedem Anlass mit Geschenken überhäuft.

Das Buch von Mark Oliver leistet hier einen hervorragend Beitrag, um gerade dieses Thema bewusst anzugehen und den Kindern auch zu Hause die Möglichkeit zu geben, ";Kreatives Spielen"; zu lernen. In einem voll gestopften Kinderzimmer ist das schwer möglich. Mark Oliver fordert geradezu auf, auf die Suche nach Materialien in der Natur, auf dem Schrottplatz oder gar im Müll zu gehen. Der empfundene Stolz über das selbst geschaffene ";Werk"; ist kaum zu übertreffen und stärkt ganz nebenbei ungemein das Selbstbewusstsein.

Begeistert hat mich bereits die Idee, den Einband des Buches wie einen Geschenkkarton anmuten zu lassen und genau diesen Geschenkkarton auch inhaltlich wieder zu finden. Die Geschichte von ";Schrottie"; beginnt bereits im Einband mit der technischen Zeichnung. Beeindruckend für den kleinen Leser ist der Einblick in die Massenproduktion. Neue Begriffe wie Fließband, Produktion, Zahnräder, Kessel, Ansage etc. tauchen automatisch auf und tragen zur Wortschatzerweiterung bei.

Mich hat selbst total überrascht mit welcher Geschwindigkeit dieses Vorlesebuch die Herzen meiner Kinder erobert hat und mit wie viel Intensität, Verständnis - bis hin zum Detail - und ";Liebe"; dieses Buch aufgenommen wurde! Die Leser identifizieren sich sofort mit dem kleinen, anfänglich etwas verspielten, naiven Hündchen und erleben mit großer Spannung das Abenteuer bis zur letzte Seite mit.

Die Illustrationen wirken wie aus einer Disneyfilmproduktion oder einem Comic. Unterstützt wird dies zum Teil auch durch den Text, fettgedruckte Laute wie ";Krach!";, ";Schrott!"; und andere Geräusche wie ";wwwwwwwuuppp!"; animieren zum lauten Mitsprechen und schulen das akustische Verständnis. Die Bilderwelt ist fast durchgängig kindgerecht doppelseitig angelegt, sodass der kleine Leser die Geschichte ";auf einen Blick"; erleben kann. Die Illustrationen sind flächig und bunt - die Stimmung unterstützend hat der Autor und Illustrator sich jedoch überwiegend an der Grundfarbe hellgrau, silbergrau orientiert, der Farbe von Schrottie, dem kleinen Roboterhund, der eindeutig den Mittelpunkt der gesamten Geschichte ausmacht. Die Illustrationen beschränken sich auf das Wesentliche und trotzdem gibt es nebenbei auch viel zu entdecken - auf so einem Schrottplatz!

Da die Charaktere der kleinen Vorlesegeschichte so menschlich - Entschuldigung! - tierisch dargestellt sind, muss man sie einfach sofort ins Herz schließen. Das liegt natürlich auch an der so liebevoll erzählten Geschichte: der Text setzt sich aus einfachen, kurzen Sätzen zusammen, aufgelockert durch viel wörtliche Rede. Textfluss und Abbildungen korrespondieren so gut miteinander, dass der Vorleser erstaunt sein wird, wie schnell der kleine Zuhörer diese Geschichte selbst frei erzählen kann!

Fazit:

Ein ganz wunderbares Buch und wie ich finde, ein sinnvolles Geschenk, das den Sinn für Fantasie und die Kreativität schult und nebenbei auch sehr viel Herz hat, denn es erzählt auch auf sehr eigene Art von Liebe und Geborgenheit. Auf jeden Fall ein Buch für Kinder, die schon genug Spielzeug haben.

Rufina Wieners

Schrottie, der kleine Roboter-Hund

Mark Oliver, Baumhaus

Schrottie, der kleine Roboter-Hund

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