Ein Glücksstern für Lukas

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  • Erschienen: November 2005
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2005

Idee

Unverkrampft und gefühlvoll verleiht Marcus Pfister der Weihnachtsgeschichte eine besondere Atmosphäre und Nähe.

Bilder

Die Bilder in kräftigen, warmen Farben faszinieren und strahlen trotz ihrer Großzügigkeit auch Ruhe und Zurückhaltung aus.

Text

weniger dramatische, dafür umso stimmungsvollere Erzählung

Selten haben wir in einem Kinderbuch das Gefühl Maria und Josef so nah gekommen zu sein, wie in dieser wunderbar inszenierten Weihnachtsgeschichte von Marcus Pfister.

Lukas bemerkt schon seit Tagen einen immer heller strahlenden Stern am Nachthimmel über Bethlehem. Vielleicht sein ganz persönlicher Glücksstern, denkt Lukas. In einem Traum führt ihn sein Glücksstern hinaus auf ein Feld zu einem Stall, der ihm irgendwie vertraut ist. Dann wacht er auf. Doch eine Ahnung dessen, was noch sein Leben verändern wird, bleibt.

Am folgenden Tag begleiten wir Lukas durch das regen Treiben in Bethlehems Gassen, denn Kaiser Augustus hat zur Volkszählung aufgerufen. Viele Menschen sind auf der Suche nach einer Unterkunft und Lukas Vater hat auch bereits zwei Familien in den Gästezimmern einquartiert.

Lukas begegnet, als er sich für einen kleinen Esel am Brunnen begeistert, einer erschöpften schwangeren Frau mit ihrem Mann. Sie sind ebenfalls auf der Suche nach einer Unterkunft, werden aber stets abgewiesen. Lukas bittet seinen Vater die beiden aufzunehmen, doch es ist kein weiterer Platz im Haus. Im Gespräch mit seinem Vater fällt Lukas sein Traum wieder ein - und der Stall. Einen ebensolchen hat sein Vater noch draußen auf dem Feld und Lukas darf den Stall tatsächlich für die junge Familie herrichten. Die Frau und der Mann, die sich als Maria und Josef vorstellen, sind dankbar und Lukas führt sie hinaus aufs Feld. Dort traut er beinahe seinen Augen nicht, denn sein Glücksstern steht direkt über dem Stall und er erstrahlt bereits in festlicher Pracht.

Nachdem der Stall schließlich mit Stroh, Heu und Holz hergerichtet ist, kehrt Lukas mit dem Esel zurück nach Hause, um Decken zu holen. Nach seiner Rückkehr, sieht er Maria auf dem Boden sitzen, im Arm ein neugeborenes Kind. ";Komm her"; flüsterte Maria müde und streckte ihm die Hand entgegen. Zögernd trat Lukas näher. Sein Mund klappte auf und wieder zu. Und dann legte er mit glänzenden Augen behutsam eine Decke über das neugeborene Kind.

Marcus Pfister, vielen eher bekannt als der Schöpfer des Regenbogenfisches, gelingt es auf sehr gefühlvolle Weise, der Weihnachtsgeschichte eine ganz bodenständige Atmosphäre zu verleihen. Durch die Titelfigur Lukas sind wir anfänglich der distanzierte aber aufmerksame Beobachter und werden auf den Spuren von Maria und Josef durch Bethlehem geführt. Wir erleben die Schlüsselfigur einer zermürbenden Suche nach einer Unterkunft, und der folgenden besonnenen Hilfeaktion. Am Ende dürfen wir, sozusagen als erster Augenzeuge, in einem ganz persönlichen und vertraulichen Moment nahe bei der jungen Familie sein - keine Könige, kein von Tieren überfüllter Stall. All jenen, denen die Weihnachtsgeschichte bekannt ist, werden spätestens jetzt wissen, welchem besonderen Ereignis wir beiwohnen.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir in einem Kinderbuch dem festlichen Moment von Jesu Geburt beiwohnen durften oder den beschwerlichen Anfang von Maria und Josef als Familie erfahren konnten. Doch nur selten dürfen wir das auf eine so unverkrampfte, nicht überdramatisierte Weise, die durch ein authentisches Umfeld und die stetig zunehmende Annäherung zu Maria und Josef schnell einen Bezug zu dem ansonsten nur wenig greifbaren Moment schaffen kann. Der Zauber der Weihnachtsgeschichte geht dadurch keineswegs verloren.

Das große Format des Buches gestattet den Illustrationen von Marcus Pfister sich gänzlich zu entfalten. Die teilweise doppelseitig angelegten Bilder üben dadurch eine unglaubliche Faszination aus und tragen maßgeblich zur Wirkung der Geschichte bei. Wir erleben kräftige, warme Farben und lebendig ausgestattete Momentaufnahmen, die trotz aller Großzügigkeit auch wieder Ruhe und Zurückhaltung ausstrahlen. Pfister spielt nicht belanglos mit Details, sondern stimmt sie aufeinander ab und betont stets den Augenblick, so beispielsweise im Moment als Maria Jesu in den Armen hält oder wenn Vater und Sohn Lukas im entscheidenden Dialog vertieft sind.

Bereits die Aufmachung des Umschlags, wo wir durch ein ausgestanztes, verziertes, orientalisch anmutendes Fenster blicken, das mit zusätzlichem golden Glitzereffekt motiviert, stimmt auf die Erzählung ein. Auch die Textseiten unterstützen mit leichtem Naturfarbton und dezent aufgetragener Struktur den ruhigen und stimmungsvollen Eindruck.

Fazit:

";Ein Glücksstern für Lukas"; ist ein Kinderbuch mit gefühlvollen Momenten. Marcus Pfister gibt der Weihnachtsgeschichte durch die Wahl seines Titelhelden einen neuen Bezugspunkt, der weniger dramatisch, dafür aber überaus nachvollziehbar ausfällt und eine spürbare Nähe schafft.

Stefanie Eckmann-Schmechta

Ein Glücksstern für Lukas

Marcus Pfister, cbj

Ein Glücksstern für Lukas

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