Finnis Geheimnis

Illustrationen von Sabine Büchner; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783961292004

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Kathrin Walther
100%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2021

Idee

Eine gelungene Umsetzung eines schwierigen Themas, die durch ihren sympathischen Protagonisten eine gute Beispielgeschichte liefert, um mit Kindern über Missbrauch ins Gespräch zu kommen.

Bilder

Die Illustrationen passen gut zum Text und spiegeln die Emotionen des kleinen Fuchses gut nachvollziehbar wider.

Text

Der Text behandelt das Thema Missbrauch altersgerecht, ohne dabei Angst zu machen oder zu weit zu gehen.

Schlechte Geheimnisse darf man auch teilen!

Geheimnisse können echt spannend sein. Schließlich sind sie exklusiv und nur ausgewählte „Insider“ werden eingeweiht. Bei den meisten Kindern drehen sich Geheimnisse beispielsweise um Geburtstagsgeschenke oder Überraschungen für eine andere Person und sind meist positiv. Wird jemand anders in das Geheimnis eingeweiht, ist dies auch oft ein Zeichen besonderer Wertschätzung und dient als Freundschaftsbeweis. Schlechte Geheimnisse kommen eher in der Form vor, dass irgendetwas kaputt gemacht wurde, es keiner wissen darf und Ärger umgangen werden soll. Eine weitere Art von schlechtem Geheimnis kann Missbrauch sein. Kindern zu vermitteln, dass diese Art von Geheimnis kein Geheimnis bleiben darf, versucht Caroline Link mit ihrem Buch über den kleinen Fuchs Finni zu erreichen.

Geheimnisse und Bauchweh

Finni ist eigentlich ein fröhlicher kleiner Fuchs, der glücklich zusammen mit seinen Eltern in einem gemütlichen Fuchsbau im Wald wohnt. Er geht gerne in den Waldkindergarten, denn er freut sich dort die anderen Tierkinder zu sehen. Auch die Kindergärtnerin Frau Eule findet er sehr nett und er mag sie gerne. Zuhause freut er sich in letzter Zeit immer auf den neuen Freund seiner Eltern, denn Onkel Wolfgang hat vorgeschlagen, gemeinsam mit ihm ein Baumhaus zu bauen. Finni macht die Arbeit mit ihm großen Spaß, denn er darf viel mithelfen und fühlt sich richtig erwachsen in seiner Gegenwart.

Doch das ändert sich, als seine Eltern eines nachmittags in die Stadt fahren und Onkel Wolfgang auf ihn aufpassen soll, denn Onkel Wolfgang nimmt ihn auf den Schoß, streichelt in an Stellen, an denen er nicht gestreichelt werden will und küsst ihn sogar. Anschließend besteht er darauf, dass das Geschehene ein Geheimnis zwischen ihm und Finni bleiben müsse und droht ihm, andernfalls nicht weiter mit ihm am Baumhaus zu bauen. Daher traut sich Finni nicht, seinen Eltern zu erzählen, was passiert ist. Er wird immer trauriger und dann kommt auch noch ein weiterer Abend, an dem Onkel Wolfgang alleine auf ihn aufpassen soll. Ob Finni es schafft, das schlechte Geheimnis jemandem anzuvertrauen und wieder fröhlich zu werden?

Missbrauch hat viele Gesichter

Vor dem Thema „Missbrauch“ haben wahrscheinlich die meisten Eltern Angst und stellen sich die Frage: „Wie kann ich mein Kind schützen?“ Oft werden Kinder gewarnt, nicht mit Fremden zu sprechen oder mitzugehen, da vermeintlich hier die größte Gefahr lauert, wobei Missbrauch meist im nahen Umfeld des Kindes geschieht. Eine Situation, die es Kindern noch schwerer macht, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen, wenn sie beobachten, dass Vater oder Mutter eigentlich eine gute Beziehung zum Täter haben und sie dadurch noch mehr verunsichert werden.

Caroline Links Buch greift diese Konstellation auf. Ohne Kindern Angst zu machen, zeigt sie am Beispiel des kleinen Fuchses Finni, dass Erwachsene kein Recht haben, Kinder gegen ihren Willen anzufassen und dass ein „Nein“ in jedem Fall gehört werden muss. Auch zeigt sie, dass ein Missachten dieser Grenzen kein Geheimnis sein darf und es wichtig ist, sich jemandem mitzuteilen. Kindgerecht und einfühlsam erzählt sie, wie es dem kleinen Fuchs immer schlechter geht, bis er in seiner Kindergärtnerin eine Vertrauensperson gefunden hat, der er von dem Geschehenen erzählen kann und wie sich dann alles zum Guten wendet. Die Geschichte selbst richtet sich an Kinder ab vier Jahren, was sowohl sprachlich als auch inhaltlich gut passt, da Prävention nicht früh genug beginnen kann. Durch den Transfer in die Tierwelt lässt sich das Thema ganz unbefangen besprechen, wobei eine Übertragung in die eigene Welt nicht schwer ist.

Illustrationen und Gestaltung

Die Bilder im Buch passen gut zur Geschichte. Es lässt sich gut verfolgen, wie der anfangs so fröhliche Fuchs im Laufe der Geschichte immer trauriger wird und wie er sich verändert. Auch die Missbrauchssituation ist kindgerecht, aber gut nachvollziehbar dargestellt: Der Wolf hält mit seinen Pfoten den kleinen Fuchs fest, der dabei deutlich ängstlich wirkt, was sich gut als Gesprächsanlass eignet.

Fazit

Insgesamt ein rundum gelungenes Buch, mit dem Kindern altersgerecht das Thema Missbrauch näher gebracht werden kann und ihnen gezeigt wird, dass ihr „Nein“ in diesem Fall immer respektiert werden muss. Kein Erwachsener darf ihnen zu nahe kommen und andernfalls darf dies niemals ein Geheimnis sein. Eine kindgerechte Umsetzung eines schwierigen Themas, da keine Angst erzeugt wird, sondern Kinder in ihren Rechten gestärkt werden.

Finnis Geheimnis

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