Prinzessin Eierkuchen

Prinzessin Eierkuchen
Prinzessin Eierkuchen
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Kinderbuch Couch
72%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2006

Idee

verwirrend aber dennoch amüsant und phantasieanregend.

Bilder

aussergewöhnliche Illustrationen durch Vermischen verschiedener Techniken. Unkonventionelle Darstellung macht neugierig und hält gewisse Spannung aufrecht. Fragwürdig kindgerecht da sehr speziell.

Text

Anspruchsvoll und witzig formuliert. Relativ große Textmenge erfordert Ausdauer und Leseerfahrung.

[ab 5 Jahren]

Franz Zaulecks Geschichte von der Prinzessin Eierkuchen fordert ein hohes Maß an Flexibilität, denn wer den roten Faden der Geschichte sucht, der wird nur schwer befriedigt werden können. Vielmehr sollte man sich einfach auf die spontanen, überraschenden und kuriosen Figuren, Dialoge und Schauplätze einlassen die der Autor und gleichzeitg Illustrator bietet. Nur dann kann die Geschichte von der selbsternannten Prinzessin, ihrem turbulent zusammengesuchten Hofstaat und deren Suche nach einem passenden Schloss Spass machen.

Der alte Balthasar findet eines Abends ein Ei. Eierkuchen möchte er am nächsten Tag davon machen, doch zunächst legt er es auf die Fensterbank, damit es schön frisch bleibe. Als in der Nacht eine dünne Stimme aus dem Ei heraus schallt und ";Kalte Füße"; ruft, holt er das Ei zu sich ins Bett. Am nächsten Morgen springt ein kleines Mädchen durch sein Zimmer, bezeichnet sich selbst als Prinzessin, erklärt Balthasar zu ihrem Vater, da sie in seinem Bett geboren wurde und fordert ihn auf, mit ihr los zu ziehen, um ihr Schloß zu suchen. Schwerfällig folgt Balthasar dem Mädchen, denn es ist ihm sofort ans Herz gewachsen. Auf ihrer Suche nach dem Schloß begegnen sie einigen kauzigen Gestalten, die die kleine Prinzessin sofort zu Mitgliedern ihres Hofstaats ernennt.

Gemeinsam setzen sie die Suche nach dem Schloß fort, wobei jeder einzelne aber Wert auf die Erfüllung des eigenen Wunsches legt. Und ganz ohne Geld lassen sich die Wünsche nur schwer verwirklichen. Ihre Reise wird mühselig, denn die Kälte macht ihnen zu schaffen. Schließlich taucht ein grünes Kaninchen auf das sie nicht nur zum ";Schloss der warmen Füße"; führt, sondern auch noch jedem seinen ganz persönlichen Wunsch erfüllt. Das ";Schloss der warmen Füße"; entpuppt sich als das Haus des alten Balthasar, aber das stört niemanden mehr, zu gemütlich und warm ist es am Ende dieses anstrengenden Tages gemeinsam unter der Bettdecke.

Fanz Zauleck sucht mit seinem Buch ";Prinzessin Eierkuchen"; den Weg in die kindliche Idee- und Phantasiewelt. Episoden und Dialoge voller Überraschungen und Spontanität, wie man sie aus kindlichem Spiel kennt, reihen sich aneinander. Situationskomik und spitzfindige Gespräche der Protagonisten lassen den Leser schmunzeln, fordern allerdings dem zuhörenden Kind ein hohes Maß an Leseerfahrenheit und Wissen ab. Die unkonventionelle Art und Weise, wie der frisch zusammengewürfelte Hofstaat um Prinzessin Eierkuchen das Problem löst, an Geld und damit zum Schloß zu kommen, entbehrt zwar jeder Logik, bringt aber sicherlich viele Kinder zum Lachen.

Zauleck spielt, ganz kindgerecht, mit vermeintlich sinnlosen Formulierungen. So sagt z.B. ein grünes Kaninchen mit den roten Stiefeln ";kalte Füße"; und bringt ein blaues Bratwurstquadrat. Für den Hund macht das keinen Sinn. Er vermutet, dass ein blaurotes Stiefelquadrat kalte Bratwurstfüße habe, wohingegen die Katze überzeugt ist, dass es sich um eine blaugrüne kalte Kaninchenbratwurst mit roten Quadratfüßen handele.

Ebenso abstrus wie die Geschichte stellt sich auch die Illustration dar. Franz Zauleck experimentiert mit Formen, verzerrt Perspektiven und macht es dem Betrachter fast schwer, die Darsteller wie z.B. den Pinguin oder die Katze als solche zu erkennen. In seine Zeichnungen streut er permanent Zeitungsschnipsel ein. Oft verwendet er diese aber auch konkret, um Gegenstände darzustellen. Obwohl die Darsteller sehr kantig sind und jegliche Niedlichkeit vermissen lassen, wirken sie doch symphatisch.

Sprachlich ist der Text sehr anspruchsvoll. Es ist nötig, Zusammenhänge zu begreifen, damit die Geschichte auch wegen der großen Menge an Text nicht langweilig wird. Ist die Geschichte in ihrem Verlauf auch noch so verwirrend, so wird glücklicher Weise am Ende eines ganz deutlich: der Hofstaat samt Prinzessin findet zwar kein Schloss mit goldenen Stühlen und Kronleuchtern sondern landet wieder im Haus des alten Balthasar, aber niemand vermisst den Luxus, zu schön ist es, mit Freunden unter einer warmen Decke beisammen zu liegen.

Fazit:

";Prinzessin Eierkuchen"; ist dem zu empfehlen, der genug hat, vom gängigen Kinderbuch. Wer sein Kind begleiten möchte, auf den turbulenten Wegen seiner Phantasiewelt, dem ist hier die Möglichkeit dazu gegeben. Sicherlich wird diese anspruchsvolle Art der Kinder-Unterhaltung wohl nur einen relativ kleinen Kreis von Liebhabern finden. Aber Skeptiker sollten zumindest dankbar sein für Abwechslung, Vielfalt, und Andersartigkeit im Bücherschrank.

Antje Saam

Prinzessin Eierkuchen

Franz Zauleck, Jungbrunnen

Prinzessin Eierkuchen

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