Kaya schiesst quer

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Kinderbuch Couch
66%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2006

Idee

Kaya: Klug und mutig und dennoch voller Unsicherheiten. Eine gute Identifikationsfigur, die aber insgesamt Tiefgang vermissen lässt. Alles ist schnell und spannend erzählt, an keinem Punkt verweilt die Erzählung länger und gibt keine echten Antworten.

Text

Spannend in seiner Dramaturgie aber oftmals ohne jeden sprachlichen Schliff.

Kaya ist wirklich ein aussergewöhnliches Mädchen und dennoch, sie schlägt sich mit den ganz und gar typischen Problemen herum, die man nun einmal hat, wenn man dreizehn ist, Ponies liebt und für einen jungen Reiter namens Chris schwärmt. Von der ersten Seite an führt sie uns in den ";Wirbel"; ihrer Gedanken, Hoffnungen und schlimmsten Befürchtungen - eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle, die spannend aber auch manchmal ziemlich ungestüm daherkommt.

Die dreizehnjährige Kaya ist eine wahre Pferdenärrin. Gleich zu Beginn befinden wir uns inmitten eines hochspannenden und wichtigen Turniers, bei dem sie vollkommen unerwartet den dritten Platz gewinnt - obwohl sie ganz neu im ";Kader"; ist und noch dazu schon ein etwas betagteres Pony des Reitstalls reitet. Aber dieser unerwaretete Triumph wird ein wenig durch die Anwesenheit von ";Chris"; gestört. Einerseits, weil Kaya sich freut, diesen tollen Typen wieder zu sehen, andererseits, weil sie tief getroffen ist, da er sich lieber mit einer anderen unterhählt.

Wieder zu Hause, gehen Kaya tausend Sachen durch den Kopf: Ihr unverhoffter Sieg mit ";Dreamy"; über all die anderen teuren Ponys - aber auch ihre Niederlage, Chris nicht eindeutig für sich gewonnen zu haben. Kurzentschlossen macht sie sich auf unerlaubte Mission und reitet mit ihrem Lieblingspony, dem zwölfjährigen ";Dreamy";, in die Nähe des feudalen Reitstalls bei dem auch Chris Mitglied ist. Unglaubliche Zufälle treffen aufeinander, als Kaya schließlich während eines heftigen Gewitters in dem Wintergarten der Familie unterkommt, deren Tochter mit ihrer großen Schwester Alexa befreundet ist. Doch der Zufälle noch nicht genug: Es kommen drei Gestalten durch den Regen auf das Haus zugerannt - darunter auch Chris. Mit viel List und Tücke gelingt es Kaya schließlich, Chris dazu zu bewegen, sie mit seinem Pferd zum Reitstall zurück zu begleiten. Leider aber stellt sich heraus, dass sich Chris eher für ihre große Schwester zu interessieren scheint;da ist Kayas schneller Verstand gefagt, um selbst auch noch diese, an sich aussichtslose Situation für sich auszunutzen.

Zu allem Überfluss muss Kaya auch noch von Chris erfahren, dass ";Dreamy"; verkauft werden soll. Jetzt, da der Wallach auf seine alten Tage noch einen Preis bei einem wichtigen Turnier gewonnen hat, können ihn seine Besitzer noch zu einem ";guten Kurs"; verkaufen. Kaya läuft Sturm gegen diese Entscheidung und schließlich führt ein ausgeklügelter Plan, der zu einem echten medialen Ereignis wird, zumindest zu der Gewissheit, dass Kaya das Pferd zwar nicht behalten kann, aber dass sich dennoch alles - und das ziemlich unerwartet - zum Guten für Kaya wendet.

Sogleich in die spannenden Ereignisse des wichtigen Turniers verwickelt, erfahren wir erst nach und nach etwas über Kaya und ihre Familie - doch zunächst wird die junge Leserin in die aufregende Welt des Reitsports entführt. Ich muss gestehen, auch ich war einmal dreizehn und hatte viele ähnliche Probleme wie Kaya, aber für Pferde habe ich mich ganz und gar nicht interessiert. Daher haben sich mir die Bedeutung des Turniers und gewisse andere Aspekte des Reitsports nicht sofort erschlossen, sie werden uns ";Pferde-Unbedarften"; zwar sehr geduldig nahegebracht, deren wahrer emotionaler Hintergrund wird sich sicherlich auf Anhieb nur Insidern erschließen. Doch obwohl es ein eindeutiges Buch für ";Pferdenärrinnen"; ist, zeigt es viele Begebenheiten auf, die es für alle Mädchen dieses etwas schwierigen Alters interessant macht:

Wir erfahren so einiges über die Gefühle und Unsicherheiten Kayas. Sie schwärmt für den ";bestaussehendsten Jungen, der ihr je begegnet ist";, hardert so manches Mal mit der knappen Zeit ihrer Eltern, strebt nach Unabhängigkeit und ist auf der Suche nach sich selbst. Kein Wunder also, dass ihre 17-jährige große Schwester unerreichbar toll und erwachsen auf sie wirkt - ein Idealbild von einer jungen Frau, das sie selbst anstrebt. Da habe ich mich spontan auch an meine verbotenen Streifzüge durch den Kleiderschrank meiner großen Schwester erinnert! Auch gewisse Spitzen der ";Großen"; sind mir durch dieses Buch wieder sehr gut in Erinnerung zurückgekehrt. So kann man sagen, dass viele Situationen und Begebenheiten schon sehr authentisch aufgegriffen, jedoch nicht in dem Masse vertieft wurden, dass sich daraus ein Buch mit ";Tiefgang"; entwickelt hätte. Wir bleiben stets an der Oberfläche und erleben im schnell erzählten Wechsel Spannendes und Witziges.

Kaya wird Mädchen gefallen, sie ist mutig und ziemlich clever. Sie sagt was sie denkt und gibt aber dem Leser gegenüber gerne zu, dass sie so manche Schwäche unsicher macht. Welches Mädchen könnte sich mit ihr nicht identifizieren?

Sprachlich wirkt es aber tatsächlich so, als hätte ein dreizehnjähriges Mädchen ihre Gedanken einfach spontan niedergeschrieben. Wer in diesem Alter ein Tagebuch geführt hat, weiss sicherlich, was ich meine. Diese Passagen der ungeschminkten und so typischen sprunghaften Gedankenwelt Kayas scheint mir eindeutig vonGaby Hauptmanns Tochter Valeska, die bei der Entstehung des Buches mitgewirkt hat, geprägt worden zu sein. Diese Art von Ausführungen machen das Buch für die Zielgruppe sicherlich authentischer - aber für mich auch sprachlich sehr fragwürdig. ";Und er rannte, als ob es um sein Leben ging, und wollte auch nicht aufhören, als sie schon längst durchs Ziel hindurch waren und sie Fritz Lang vom Eingang her brüllen hörte: ";Ein Nuller, Kaya Toll!"; Und gleichzeitig schmetterte die Fanfare, die die Null-Fehler-Ritte krönte, und sie umarmte Dreamy lachend und glücklich im vollen Galopp."; Wer hier mitgezählt hat, wird in dieser kurzen Passage immerhin sechsmal ";und"; finden - das zeugt nicht gerade von großer Sprachgewandtheit. Wir finden auch so einiges Umgangssprachliches - und das nicht nur in den Dialogen. Aber auch die typisch sprunghaften Gedankengänge, die ein Mädchen in Kayas Alter wegen des Aussehens umtreiben:";... Sie hatte einen wirklich schönen Mund, und wenn sie ihn mit etwas Lipgloss betonte, fiel die Nase nicht mehr so auf, dafür allerdings ihre tief liegenden Augen umso mehr. Sie seien geheimnisvoll, hatte ihr mal ein schmachtender Schulkamerad zugeflüstert, aber der war erst zwölf und nicht wirklich was fürs Leben. Und dann fand sie ihre Augen auch ein bisschen glubschig, eher so barbiepuppenmäßig. Und Sina, ihre beste Freundin ... meinte sogar, sie hätten etwas von einem treuen Pekinesen. Kaya wollte keine Augen wie ein Pekinese haben, aber Sina hatte nur darüber gelacht... Dafür hatte Sina noch weniger Busen als sie.";

";Kaya schießt quer"; wird wohl kaum der verbalen Ausdruckskraft seiner jungen Leserinnen auf die Sprünge helfen. Es eröffnet nicht die Welt zu tieferen Gefühlen benennt sie nicht, belässt es bei der reinen Identfikation. Damit ist und bleibt es Literatur für junge Mädchen, die unterhält aber nicht reicher an Erkenntnissen und bewussten Empfindungen macht. Diese aber machen das Begreifen der inneren und äußeren Welt erst möglich, lässt junge Menschen an ihnen wachsen.

Fazit:

Es ist ein durchweg spannendes Buch - sogar für jemanden, der mit Pferden ";nichts am Hut hat"; - es unterhält und ist schnell gelesen. Es hat jedoch kaum den Anspruch, seinen Leserinnen den emotionalen Facettenreichtum des Zwischenmenschlichen und die Ausdrucksstärke der Sprache nahezubringen. Dennoch, es spiegelt die klassischen emotionalen ";Berg- und Talfahrten"; eines dreizehnjärigen, weiblichen Teenagers wieder und trägt damit massgeblich zur leichten Identifikation seiner Leserinnen bei. So bleibt es insgesamt stets an der Oberfläche ohne wirklich zu berühren.

Stefanie Eckmann-Schmechta

Kaya schiesst quer

Gaby Hauptmann, Baumhaus

Kaya schiesst quer

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