Klein Stuart

  • Diogenes
  • Erschienen: Juli 2021
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übersetzt von Ute Haffmans; Illustrationen von GarthWilliams;  Hardcover, 128 Seiten

ISBN: 9783257008890

Klein Stuart
Klein Stuart
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Kathrin Walther
85%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2021

Idee

Die Idee eines Mausesohnes, der spricht und in der Menschenwelt mit all ihren Tücken und Hindernissen lebt, ist originell und unterhaltsam. Die Charaktere passen gut in die Zeit um 1945.

Bilder

Die Bilder sind teilweise schwer zu erkennen, was einerseits an ihrer Entstehungszeit liegt, andererseits aber auch nicht stört, da es sich in erster Linie um einen (Vorlese-)Roman und nicht um ein Bilderbuch handelt.

Text

Die Sprache wirkt zwar aus heutiger Sicht etwas ungewohnt und umständlich, die Geschichte ist jedoch unterhaltsam und abwechslungsreich und spiegelt inhaltlich und stilistisch die 1940er Jahre wider.

Kleine Maus auf Abenteuer

Mit Kinderbücher ist es einfach, in eine andere Welt einzutauchen. Egal wo man gerne hinreisen möchte, wer man gerne wäre, für jede Situation gibt es irgendwo die passende Geschichte. Ob man dabei in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen möchte, mit einem Buch gelingt dies ganz einfach. Dabei gibt es für die Vergangenheit sogar zwei Möglichkeiten: Einmal gibt es Geschichten, die beispielsweise in der Zeit der Römer, im Mittelalter oder auch im Zweiten Weltkrieg oder der DDR spielen; ein andermal gibt es Romane, die vor längerer Zeit geschrieben wurden und einen auf diese Weise unabsichtlich in die Vergangenheit eintauchen lassen. Einer dieser Klassiker, die auch heute noch gelesen werden, ist Klein Stuart, der einen in die 1940er Jahre in Amerika mitnimmt.

Stuart entdeckt die Welt

Nein, eine normale Familie sind die Littles nicht, denn ihr zweiter Sohn Stuart unterscheidet sich deutlich von seinem älteren Bruder Georg oder anderen Kindern in seinem Alter: Er ist winzig klein, hat einen Schwanz und mit seiner spitzen Nase ähnelt er eher einer Maus als einem Jungen. Sein gesamter Alltag verläuft daher auch etwas anders, da ihm alles zu groß ist und er sich einiges einfallen lassen muss, um beispielsweise den Wasserhahn zu bedienen oder in den Bus zu kommen. Trotz seiner geringen Größe ist Stuart sehr abenteuerlustig. Ein normales Modellsegelboot ist ihm groß genug, um bei einer Regatta mitsegeln zu können und auch sonst eignet sich die Ausstattung von Puppenstuben bestens für ihn.

Als eines Tages ein kleines Vögelchen namens Margolo bei Familie Little einzieht, das genau in seiner Größe ist, besteht direkt eine enge Verbundenheit zwischen den beiden. Doch leider wohnt auch der böse Kater Schneeball bei der Familie Little, dem die beiden nicht trauen können. Nach einer anonymen Warnung, dass ihr Leben in Gefahr sei, fliegt Margolo ohne von Stuart Abschied zu nehmen davon. Für den Mäuserich steht fest, er muss sie unbedingt finden, und so macht er sich auf und beginnt eine lange und abenteuerliche Reise. Ob er seine Freundin wohl finden wird?

Ein Hauch von Nostalgie

Wahrscheinlich ist dem ein oder anderen Stuart Little nicht ganz unbekannt. Einerseits gibt es das Buch bereits seit 1945, andererseits gab es 2000 einen erfolgreichen Kinofilm plus Fortsetzung, der die Bekanntheit der kleinen Maus stark gesteigert hat. Im Gegensatz zum Film, der sowohl sprachlich als auch inhaltlich eher in der Gegenwart zu verorten ist, ist das Buch seit dem Jahr 1945 unverändert und nimmt einen ein Stück mit in die Vergangenheit. Eine Welt ohne Handy und moderne Technik, in der der Restmüll noch mit dem Schiff aufs Meer gebracht und dort versenkt wurde. Auch Sprache und Stil unterscheiden sich stark von Kinderbüchern der heutigen Zeit.

Auch stilistisch geht es im Buch eher ruhiger zu als in vielen aktuellen Kinderromanen und die Figuren verhalten sich distanzierter zueinander. Davon abgesehen hat die Geschichte jedoch auch fast 80 Jahre nach ihrer Veröffentlichung nichts von ihrem Reiz verloren. Die Handlung ist abwechslungsreich und originell und es macht Spaß, den kleinen Mäuserich in seinem Alltag in der Menschenwelt zu begleiten. Die ein oder andere Stelle ist für Kitakinder wahrscheinlich etwas seltsam, beispielsweise die Begegnung Stuarts mit der winzigen Harriet, was wahrscheinlich auch der Zeit zuzuschreiben ist und beim gemeinsamen Lesen mit einem Erwachsenen besprochen werden kann. Das offene Ende kann eventuell stören, da es auch keine Fortsetzung gibt und doch viele Fragen ungeklärt bleiben. Andererseits wird auf diese Weise auch viel Spielraum für die eigene Fantasie gelassen und die Erzählung lädt zum gemeinsamen Austausch ein.

Gestaltung

Auch die Bilder der Ausgabe entstammen dem Original aus dem Jahr 1945 und bestehen aus einfachen schwarz-weiß Skizzen. Da es sich nicht um ein Bilderbuch, sondern um einen (Vorlese-)Roman handelt, sind die Bilder eher eine Ergänzung, die nicht zum Verständnis der Geschichte beitragen und als schönes Beiwerk zu betrachten sind. Die Skizzen sind teilweise etwas schwer zu erkennen, da Stuart als Maus relativ klein ist und sich durch die vielen Schraffuren für hell und dunkel viele Linien auf engem Raum befinden, durch die man ihn nicht immer ganz einfach erkennen kann. Die Bilder passen jedoch gut zu der Zeit und entsprechen dem Stil des Buches.

Fazit

Insgesamt ist Klein Stuart ein zeitloser Klassiker, dem man sein Alter zwar anmerkt, was ihm aber nichts von seinem Wert nimmt. Das Buch eignet sich für alle, die sich gerne auf eine Zeitreise begeben möchten und sich auf ein Kinderbuch mit entsprechender Sprache und Stil einlassen können und wollen.

Klein Stuart

E. B. White, Diogenes

Klein Stuart

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