Wie der kleine rosa Elefant...

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2006

Idee

Eine Elefantenherde an Menschenstelle verschafft die schützende Distanz für das zuhörende Kind. Der Inhalt vermittelt mit Herz und Klarheit die für alle wichtige Botschaft, nämlich, dass Trauer Teil des Lebens ist.

Bilder

Gefühlvoll gestaltete Illustrationen die niemals kitschig wirken, fangen zwar den Blick der Kinder, lenken aber nicht vom Inhalt der Geschichte ab.

Text

leicht verständlich, schnörkellos erzählte Geschichte die gut den Punkt trifft, ohne das Kind zu überfordern

Herzschmerz, irgendwann erwischt es jeden, in diesem Fall den kleinen rosa Elefanten, als er Abschied nehmen muss von seinem besten Freund. Fast unscheinbar und unspektakulär wirkt diese Geschichte zunächst, doch durch eine gelungene Mischung aus Tiefgang und Einfühlungsvermögen gelingt Monika Weitze und Eric Battut das waghalsige Unterfangen, eine traurige Geschichte zu erzählen, ohne einen faden Beigeschmack zu hinterlassen. Im Gegenteil, diese Geschichte verleiht Kraft, Mut und Zuversicht und bietet wichtige alltagstaugliche Lebensweisheiten, die schon das kleine Lesekind gut verstehen und verinnerlichen kann.

Für Benno, den kleinen rosa Elefanten ist auch die Welt rosarot. Unbeschwert ist das Leben im Kreise seiner Herde. Viel Zeit verbringt er mit Freddi, seinem allerbsten Freund. Eines Tages aber zieht Freddi mit seiner Herde fort, die beiden Freunde müssen Abschied nehmen. Machtlos gerät Benno in eine ihm völlig unbekannte Situation; die vielen, nie gekannten Facetten seiner Gefühlswelt lassen ihn tiefer und tiefer in eine große, lähmende Traurigkeit versinken. Schließlich nimmt er einen langen Weg auf sich und fragt die weise Eule Heureka um Rat. Nachdem er ihr ausführlich seinen Kummer geschildert hat, gibt Heureka ihm drei Ratschläge. Schon als er die Eule verlässt, fühlt Benno sich erleichtert. Er befolgt ihre Ratschläge und nach und nach gelingt es ihm, zu dem unbeschwerten Elefanten-Kinderleben zurückzukehren.

Monika Weitze erzählt in schlichten aber weichen Worten eine zunächst traurige Geschichte von Freundschaft und vom Abschiednehmen. Einfühlsam setzt sie Elefanten an Menschenstelle, dies bietet dem Kind das Gefühl der Sicherheit durch Distanz. Allerdings sind Gepflogenheiten, Situationen und Gespräche so menschlich und lebensnah, dass die Botschaften unauffällig transportiert werden und das Kind erreichen. Viele Kinder werden ähnliche Worte schon von Ihren Eltern gehört haben: ";Wir ziehen nun mit unseren Verwandten in eine andere Richtung weiter. Kinder, ihr müsst Abschied voneinander nehmen.";

So beginnt für den kleinen Elefanten eine Talfahrt der Gefühle, die ihm den Appetit, die Lust am Spielen und das Lachen raubt. Monika Weitze spart auch das Gefühl der absoluten Machtlosigkeit gegenüber den Beschlüssen der Eltern nicht aus. Fast ironisch wirken die von den Erwachsenen der Herde vorgetragenen vermeintliich trösteden Worte: ";Spiel doch etwas schönes, dann denkst du nicht daran";, oder ";das ist doch nicht so schlimm, das passiert jedem einmal."; Diese gängigen Floskeln spiegeln die tragische Hilflosigkeit vieler Erwachsener im Umgang mit Trauer wieder. Durch ihre Haltung vermitteln sie eher das Gefühl, das die Trauer des kleinen Elefanten nicht angebracht sei und es gelte sie zu unterdrücken, anstatt ihm zu erklären, das Trauer ein Teil des Lebens ist. Nur wer Trauer zulässt, kann auch loslassen.

Glücklicher Weise gibt sich der kleine Elefant nicht geschlagen, sondern sucht Rat bei der weisen Eule. Sie schenkt ihm Zeit und Gehör, nimmt ihn mit all seinen Gefühlen ernst und letztendlich gibt sie ihm wahrhaft weise Worte mit auf den Weg: ”Erstens: Wenn Du traurig bist, dann weine, egal, was die anderen dazu sagen. Zweitens: Erzähle jemandem, den du lieb hast von Deinem großen Kummer. Und drittens, gib Deinem Freund einen Platz in Deinem Herzen, so wird er in deiner Erinnerung immer bei Dir sein. Diese Worte zergehen auf der Zunge, wärmen das Herz und es bleibt zu hoffen, dass sie wie für den kleinen Elefanten auch für das junge zuhörende Kind von nun an ein ewiger Begleiter sein werden. Beispielhaft stellt sich der kleine Elefant nun seiner Traurigkeit und findet langsam den Weg auf dem er gestärkt und hoffnungsvoll seine Lebensfreude zurück erlangt.

Eric Battut illustriert die erzählte Geschichte und lässt dabei viel Raum für das Wichtige, nämlich deren Inhalt. Er gestaltet für das Kinderauge interessante Bilder, ohne sich im Detail zu verlieren und dadurch von dem Erzählten abzulenken. Er setzt gedämpfte, aber warme Farben ein, diese verströmen Ruhe und Zuversicht. Er zeichnet beispielsweise einen weinenden Elefanten in einer Tränenpfütze der anrührt, ohne kitschig zu sein oder das Kind zu überfordern. Harmonisch bilden Inhalt und Illustration eine Einheit und so ist es hier meiner Meinung nach gelungen, das Kind mit einer der traurigen Seiten des Lebens zu konfrontieren ohne es zu sehr zu verängstigen, im Gegenteil, die Geschichte vermittelt am Ende gute Gefühle, Hoffnung Mut und Zuversicht.

Fazit:

Ein Buch, das mehr ist, als es auf den ersten Blick scheint. Ohne pompös zu wirken oder in die Trickkiste zu greifen, ist es gelungen, eine lebensnahe Geschichte voller Tiefgang zu erzählen. Ein Buch, das Kinderherzen erreichen kann und fühlbar macht, das man auch an den traurigen Dingen des Lebens wachsen und gewinnen kann.

Antje Saam

Wie der kleine rosa Elefant...

Monika Weitze, Bohem Press

Wie der kleine rosa Elefant...

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