Wie die Mathematik in die Welt kam

Illustrationen von Oliver Weiß; Hardcover, 44 Seiten

ISBN: 9783359030126

Wie die Mathematik in die Welt kam
Wie die Mathematik in die Welt kam
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Kathrin Walther
62%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2021

Idee

Die Idee, Kinder für Mathe zu motivieren indem man ihnen zeigt, wie die Mathematik entstanden ist und welche Vorteile sie für die Menschen mit sich bringt, ist gut. Die Umsetzung durch das Gedicht passt jedoch nicht zur Zielgruppe, da es sowohl sprachlich als auch inhaltlich für die meisten Grundschulkinder viel zu kompliziert ist.

Bilder

Die Bilder passen gut zum Gedicht und der Collagen-Stil ist interessant. Doch auch hier wird eher der Geschmack erwachsener als kindlicher Leser getroffen.

Text

Das Gedicht ist gelungen und interessant und kann durch humorvollverpacktes Wissen überzeugen. Für Kinder, an die sich das Buch richtet, sind die Verse sowohl sprachlich als auch inhaltlich deutlich zu anspruchsvoll.

Wo kommen eigentlich die Zahlen her?

Zwei Äpfel, fünf Elefanten, drei Autos: Zählen gehört für uns ganz selbstverständlich zum Alltag dazu und schon kleine Kinder beginnen oft lange vorm Schulalter mit ersten Zählversuchen und wissen schnell, dass Mama ihnen nicht die verlangten fünf sondern nur drei Gummibärchen gegeben hat. Doch wie ist das Zählen eigentlich entstanden? Gibt es eine Person, die die Zahlen plötzlich in die Welt geworfen hat und schwupps waren sie da? Nicht ganz, wie Rainer Kirsch in seinem Gedicht über die Mathematik erklärt. Wie der Zahlenraum, die Geometrie und alles, was mit der Mathematik in Zusammenhang steht, entstanden sind, lässt sich in Wie die Mathematik in die Welt kam  nachvollziehen.

Mathematik ist überall

Mit der Mathematik ist das so eine Sache. Die einen lieben und viele hassen sie, denn es gelingt ihnen einfach nicht, durch die ganzen Regeln und Gesetze durchzublicken. Der ein oder andere fragt sich dann sicher, wofür man Mathe überhaupt braucht und wie diese Wissenschaft entstanden ist. Rainer Kirschs Gedicht gibt da Aufschluss. Angefangen vor etwa 100.000 Jahren, als die Menschen noch Jagd auf Mammuts machten, wurde das Zählen notwendig, schließlich musste man wissen, wie viele Männer mit zur Jagd kommen sollten oder wie viele Tiere als Nahrung benötigt wurden. Noch wichtiger wurden die Zahlen, als die Menschen zu handeln begannen, schließlich sollte es ja gerecht zugehen. Je komplexer das Leben der Menschen wurde, desto mehr Mathematik würde benötigt. Der Zahlenraum wurde erweitert, Rechenarten kamen hinzu und Bereiche wie die Geometrie entstanden, denn die neu gebauten Häuser sollten ja auch stehen bleiben und nicht direkt wieder in sich zusammenfallen. Kaum vorstellbar, wie unsere Welt heute ohne Mathematik aussähe!

Mathe in einem Gedicht

Über 60 Strophen, welche jeweils zwischen ein und 17 Verse umfassen, ist das Gedicht über die Mathematik lang, wenn man mal ein paar Zahlen ins Spiel bringen möchte. Rainer Kirsch fasst in seiner gereimten Auflistung einmal im Kurzformat zusammen, wie die verschiedenen Bereiche der Mathematik jeweils aus Notwendigkeit entstanden sind oder wie es dazu gekommen sein könnte. Dass nicht alles 1:1 so passiert ist und ein großer Teil Humor dabei ist, sollte jedoch jedem Leser klar sein. Dennoch lässt sich die Entwicklung der Mathematik gut nachvollziehen.

Das Gedicht selbst stammt aus dem Jahr 1986 und ist somit inzwischen über 30 Jahre alt. Sprachlich wird es dadurch gerade für Kinder nicht einfacher, die Verse zu verstehen. Auch wenn die Paarreime relativ einfach in ihrem Aufbau sind, weichen Grammatik und Wortfolge teilweise doch von der heutigen Standardsprache ab und auch die Begriffe gehören nicht unbedingt alle zur Alltagssprache. Für Erwachsene passt das zwar, doch gerade Kinder und selbst noch viele Jugendliche tun sich mit diesem Stil schwer, zudem gliedert sich das Gedicht nur in Strophen, sodass keine thematischen Abschnitte vorhanden sind, die einem bei der Strukturierung und Einordnung helfen. Für Kinder wird es dadurch schwierig, den Überblick zu behalten.

 Die Altersempfehlung geht an Kinder ab 6 Jahren, was daher so nur für sehr wenige Kinder passen wird, da das Gedicht gerade durch seine Länge und Sprache eher für Erwachsene interessant ist. Auch die Worterklärungen am Ende reichen da nicht aus, denn für Aryabhata, Sumer, Zweistromland oder Hammurabi werden zwar Erklärungen geliefert, doch dass Hammurabi im 18. Jahrhundert vor unserer Zeit Herrscher von Babylonien war, wird für 6 oder auch 10 jährige Kinder noch nicht sehr aussagekräftig sein. Auch die Sätze von Thales oder Pythagoras liegen in diesem Alter in so ferner Zukunft, dass sie keinerlei Bedeutung für die kleinen Leser haben.

Gestaltung

Die Bilder passen gut zum Text und greifen den Inhalt schön auf. Der Stil erinnert an Collagen, die aus verschiedenen Teilen zusammengeklebt wurden. So besteht die Haut des Elefanten aus einer Art Jeansstoff, deren Nähte seine Falten darstellen, die Haut einer Person ist aus Millimeterpapier und andere Hintergründe setzen sich aus altem Briefpapier zusammen. Auf diese Weise gibt es auf den Seiten viel zu entdecken, einmal die Bilder an sich und wer möchte, kann dann auch noch schauen, woraus  die Figuren und Motive zusammengestellt wurden. Auch die Bilder treffen wieder eher den Geschmack älterer Kinder oder auch Erwachsener.

Fazit

Insgesamt ist das Gedicht zwar gelungen und auch lustig und unterhaltsam zu lesen, doch wird es nicht den Geschmack eines durchschnittlichen Kindes treffen, das mit 6 Jahren gerade anfängt selbst zu lesen oder fantasievolle oder abenteuerliche Vorlesegeschichten gewohnt ist.

Wie die Mathematik in die Welt kam

Rainer Kirsch, Eulenspiegel

Wie die Mathematik in die Welt kam

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