Die alte Eule erzählt Geschichten

Die alte Eule erzählt Geschichten
Die alte Eule erzählt Geschichten
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2006

Idee

Eine weise alte Eule weiß eine Menge über das Leben und die Menschen zu erzählen. Geschichten, die auch zum Nachdenken anregen, vertreiben die Langeweile.

Bilder

Sehr niedliche Bilderwelt, die die Märchen und Geschichten wunderbar unterstreicht, damit sich der Leser „ein Bild“ machen kann.

Text

Durch die kindgerechten, kurzen, verständliche Sätze und vielen Dialoge, sind diese Vorlesegeschichten sehr gut auf die kleinen Zuhörer zugeschnitten und lassen sich einfach vortragen.

Die Geschwister Max und Isa wohnen auf einer Burg, aber Prinz oder Prinzessin sind sie nicht. Ihre Eltern verwalten die Burg, die eigentlich ein Museum ist. Wenn ihnen langweilig ist, weil ihre Eltern arbeiten müssen, erforschen sie gerne die dunkelsten Ecken ihrer Burg. Dabei entdecken sie eines Tages eine alte Eule, die fantastische Geschichte erzählen kann. Diese handeln nicht nur von der Burg und Gespenstern, aber sind alle auf ihre Art spannend und lehrreich.

Eine ";Sonntagseule", die schon seit Jahren auf der alten Burg lebt, weiß 16 spannende Geschichten zu erzählen und vertreibt damit den beiden Kindern Max und Isa die Langeweile, die an Museumswochenenden schon mal auftauchen kann. Die erste Geschichte handelt von ";Gero und dem Küchengespenst". Ein Burggespenst treibt sein Unwesen. Gero, dem Küchenjungen, gelingt es mit einem Trick und gräflicher Unterstützung den wahren Übeltäter zu entlarven und die Burg von dem Plagegeist zu befreien. Auch das schwächste Glied eine Kette kann zum Helden werden.
In ";Annes Mondbild" wird die Frage beantwortet, welche Farbe und Form der Mond hat. Anne hat das Geheimnis bildlich festgehalten, aber es kommt eben immer darauf an, wer etwas wann betrachtet!
Die Wecker in ";der Wuppertaler Weckerstreik" haben es endgültig satt, morgens immer ";was auf den Deckel" zu kriegen. Sie streiken und alle ihrer Forderungen scheinen erfüllt worden zu sein, zumindest von denen, die weiterhin geweckt werden wollen. Eine witzige Geschichte, die anregt mal über alltägliche Selbstverständlichkeiten nachzudenken.
Durch einen vermeintlichen ";Schönheitswettbewerb" in der ";Elfendisco" lernt nicht nur die Elfe Lulamee, dass es nicht auf ";Äußerlichkeiten" wie Mode und Glitzerschmuck ankommt, sondern allein darauf, dass man Spaß an einer Sache hat.
";Wie der Hase um die Wette lief" erzählt die lehrreiche Geschichte eines jungen Hasen, der lernen muss, dass ein Angeber nicht viele Spielkameraden hat und auch der Schnellste immer noch besiegt werden kann! Fazit: Durch Überheblichkeit und Angeberei gewinnt man keine Freunde, sondern erntet nur Spott.
";Die Geschichte von der Lachnuss" handelt von einem unglücklichen Prinzen, der zum Lachen gebracht werden soll. Das stellt sich als sehr schwierig dar, denn man kann zwar alles haben und dennoch unglücklich sein. Die, die nichts haben, entdecken die Welt als kreativen Spielplatz und nehmen den kleinen Prinzen mit ins Abenteuer ";Leben" und dafür brauchen sie kein Geld.
";Sophie und die Prinzessin": Sophie führt ein ganz normales Leben und muss trotzdem immer mehr lernen und wissen als all die anderen Kinder. Erst ganz zum Schluss der Geschichte erfährt sie warum, denn nur wer das ";Normale" kennen gelernt hat, weiß was benötigt wird. In ";die englische Eulenunterhaltung" müssen zwei Vogelliebhaber erkennen, dass sie die Eulensprache scheinbar schon perfekt beherrschen. Die Moral von der Geschichte: Der Pessimist ärgert sich, der Optimist freut sich!
";Die klingende Brücke" ist ganz was besonderes, denn sie sammelt Geschichten und Töne und erzählt ihre ganz eigene Geschichte - eine Geschichte über das Hinhören im Alltag.
";Der Ritter und das Sandkorn" - ein ambitionierter Ritter, der wegen eines Sandkorns ein Turnier verliert und sich darüber außerordentlich ärgert. Durch die Weisheit der Königin lernt er, dass auch ein vermeintliches ";Kleines" mal was ";Großes" gewesen sein und damit ein durchaus würdiger Gegner. Also: man muss nicht immer große Taten vollbringen, auch kleine Erfolge sollten positiv gewertet werden. Über die erste Einladung freut sich ";die Katze und geht zum Hochzeitsfest". Allerdings muss sie sich auf dem Weg dorthin immer wieder entscheiden, ob sie den direkten Weg wählt oder sich spontan für Abenteuer und Spaß entscheidet. In jedem Fall trifft sie die richtige Entscheidung und so erhält das Hochzeitspaar nicht das 10. Seidenkissen, sondern Humor, gute Laune und ein Lebkuchenherz zur Hochzeit. Die Geschichte lehrt, dass es wichtig ist, ein Ziel vor Augen zu haben, dennoch sollte man nicht allzu gradlinig sein und den Spaß am Leben nicht vergessen.
";Die stolzen Seerosen" werden übermütig und wollen die Welt entdecken. Leider haben sie anscheinend vergessen, wie wichtig ihre Wurzeln sind.
";Der blaue Stein" des Waldkindes ist verschwunden und darüber ist das Waldkind sehr traurig, denn der blaue Stein war sein ständiger Begleiter und sein Helfer in der Not. Mit Hilfe seiner Freunde lernt das Waldkind, sich zu lösen und findet plötzlich überall ";Splitter" des blauen Steins: der Himmel, der Eichelhäher, das Vergissmeinnicht.... Helfer in der Not sind wichtig, aber noch wichtiger ist es diese zu erkennen. ";Das Gespenst in der Trompete" zeigt dem ";Star der Familie", Onkel Leo, auf lehrreiche Weise, dass man nicht immer und um jeden Preis im Mittelpunkt stehen muss. ";Die Vier unterm Klavier": eine Spitzmausfamilie muss umziehen, denn ihr vermeintliches ruhiges Zuhause entpuppt sich als wahrer ";Krachmacher". Diese Kurzgeschichte zeigt dem Leser, dass alles im Leben reine Ansichtssache ist und es nur auf die jeweilige Perspektive bzw. Betrachtungsweise ankommt: für die einen ist es Krach, für die anderen Musik. Der abergläubischen Oma Hendricks, gelingt es für die Kinder Lilo und Alex in ";der dreizehnte Kürbis" die wild gewordenen Kürbisse der ganzen Stadt wieder nach Hause zu holen.

Mit einem Mal steht der Winter vor der Tür. Die alte Eule braucht dringend Erzählferien und Max und Isa haben bald Winterferien und das bedeutet: viel Spaß und Abwechslung. Zum Abschied danken sie der Eule für die spannenden Geschichten.

";Die alte Eule erzählt Geschichten" verspricht auf den ersten Blick Lagerfeuerromantik mit spannenden Geschichten von Burgen, Ritter, Geistern, Feen und anderen Fabelwesen. Und tatsächlich hat die Autorin, Christa Wisskirchen, ein buntes Potpourri von unterschiedlichsten Geschichten zusammengestellt. Ihr gelingt es mit diesem Vorlesebuch für Kinder den Einstieg in die Welt der Fantasie und Märchen ganz einfach zu gestalten. Die Fantasie der Zuhörer wird angeregt und weiterentwickelt, der Sprachschatz wird sich dadurch automatisch vergrößern. Die Geschichten sind sehr abwechslungs- und fantasiereich erzählt und hinter ihnen verbirgt sich eine Botschaft, die allerdings eher für den erwachsenen Leser erkennbar ist. Die ";Moral" dieser Geschichten möchte aus den kleinen Lesern fantasievolle, selbstbewusste Erwachsene machen, die mit offenen Augen durch ´s Leben gehen, genau hinsehen und hinhören und erkennen, was wirklich wichtig ist. Die Geschichten sind auch inhaltlich sehr unterschiedlich und greifen teilweise alltägliche Probleme auf bzw. machen Selbstverständliches zum Thema, das garantiert einen engen Bezug zur Realität. Jede Geschichte steht für sich und doch gibt es einen direkten oder indirekten Zusammenhang, die Eule verbindet Geschichte für Geschichte miteinander und bildet den ";roten Faden" von Anfang bis Ende. Für den Spannungsbogen sorgt jede einzelne Geschichte selbst.

Bei KeRLE sind bereits zwei Bände von Ursel Scheffler ";Geschichten von der Maus für die Katze" erschienen. ";Die alte Eule erzählt Geschichten" von Christa Wisskirchen setzt die Reihe fort. Meiner Meinung nach sind die Bücher von Ursel Scheffler im direkten Vergleich kindgerechter, da ";die Moral von der Geschichte" einfach zu verstehen ist und die Geschichten selbst mit sehr viel Leichtigkeit und kindlichem Humor erzählt sind. Die kleinen Geschichten von Christa Wisskirchen dagegen greifen eher Themen und Problematiken auf, über die man sich erst später bewusst wird.

Eine weitere Verknüpfung zwischen den Büchern entsteht durch die niedlichen Illustrationen von Wolf Mond, der alle Bände illustriert hat. Die Illustrationen sind auch hier Text auflockend eingestreut und stellen uns jeweils den Hauptcharakter der Geschichte vor. Auf fast jeder Seite gibt es so einen kleinen vierfarbigen ";Hingucker".

Fazit:

Für Vorlesebücher dieser Art gibt es keine Jahreszeit! Eine kleine Geschichte, die Alltägliches oder gar Selbstverständliches zum Thema macht und uns näher hinblicken lässt, passt immer in den ganz normalen Alltag. Die Geschichten sind genau das Richtige für Einsteiger in die Welt der Geschichten und Märchen und sind auch gut geeignet als kleine Gute-Nacht-Geschichte. Ein schönes Geschenk zu jedem Anlass vor allem, wenn die Vorlesestunde gleich mitgeschenkt wird!

Rufina Wieners 


Die alte Eule erzählt Geschichten

Christa Wißkirchen, Kerle bei Herder

Die alte Eule erzählt Geschichten

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