Astronautenkinder

Illustrationen von Natascha Berger; Hardcover, 48 Seiten

ISBN: 9783845848778

Astronautenkinder
Astronautenkinder
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Kathrin Walther
95%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2022

Idee

Die Idee, eine Geschichte für gefühlsstarke Kinder zu machen und die Einzigartigkeit eines jeden Einzelnen hervorzuheben, wurde toll umgesetzt.

Bilder

Die Illustrationen passen gut zum Text, die Farben sind harmonisch und unterstreichen die poetische Stimmung.

Text

Der Text ist in einer beinahe poetischen Sprache verfasst, ohne dabei langweilig oder kompliziert zu wirken. Die kleinen Zuhörer werden direkt angesprochen, sodass man sich mitgenommen fühlt.

Das All ist voller verschiedener Planeten

Kein Mensch ist wie der andere. Viele Unterschiede wie Haar- oder Hautfarbe, Größe und Frisur erkennt man dabei auf den ersten Blick. Auch Interessen, Einstellungen, Temperamente und Talente variieren von Person zu Person, was keiner hinterfragt. Dennoch verhalten sich die meisten Menschen in vergleichbaren Situationen ähnlich. Doch es gibt auch Ausnahmen. Kinder oder Erwachsene, die sich durch besonders starke Gefühle von ihren Mitmenschen unterscheiden und aus der Masse hervorstechen. Manchen erscheinen sie fremd, wie von einem anderen Planeten. Doch wie fühlt es sich eigentlich für sie selbst an, ein „Astronautenkind“ zu sein?

Planeten im Universum

Fern im All auf ihren eigenen Planeten leben die Astronautenkinder. Bei unserem Rundflug besuchen wir sie nacheinander und tauchen in ihre Welt ein. Bei unserem ersten Zwischenstopp treffen wir Astronautin Mira. Ihr Kopf ist voller bunter Bilder, die sie auf Papier bringt, doch manchmal fühlt sie sich einsam, weil keiner ihre Sprache zu sprechen scheint. Oft wird sie sogar ausgelacht, da sie keiner versteht. Mithilfe von Handzeichen und gemalten Zeichen gelingt es ihr schließlich, sich mitzuteilen.

Auch Astronaut Tim kennt das Gefühl von Einsamkeit. Für ihn ist es besonders wichtig, dass alles seine Ordnung hat. Sein Tag ist genau geplant, denn nur dann fühlt er sich sicher. Auch er hätte gerne mehr Besuch, zumindest, wenn seine Struktur dadurch nicht durcheinander gerät.

Astronautin Zara hat gerade mit vielen Gesteinsbrocken zu kämpfen, die gegen ihr Raumschiff krachen und geht auf Abwehr, indem sie sie mit starken Laserstrahlen abwehrt. Leider treffen die Laserstrahlen nicht immer nur Gesteinsbrocken, sondern auch andere Planeten, was ihr sehr leidtut. Zum Glück hört der Meteoritenhagel irgendwann wieder auf und sie kann durchatmen.

Bei Astronaut Tim ist es umgekehrt. Zwar ist auch sein Raumschiff zerbeult, doch sind bei ihm keine fremden Meteoriten für die Beulen verantwortlich, sondern er selbst. Oft ist er so wütend, dass er alles kaputt macht. Dann brodelt es in ihm und es ist wie bei einem Vulkan, der plötzlich ausbricht. Gemeinsam mit Zara macht er sich auf die Suche nach Möglichkeiten, die Explosionen zu stoppen.

Astronaut Robin reist gemeinsam mit Astronautin Lia. Gemeinsam stoßen sie auf einen neuen Planeten. Während Lia ihn genauestens mit all seinen Details untersucht und erkundet, weiß Robin gar nicht, wo er zuerst beginnen soll, springt von einem zum anderen Ort; eigentlich ist ihm alles nur noch zu viel und Lia hat Mühe zu ihm durchzudringen. Dabei hat sie selbst große Angst, denn ihr sind die vielen neuen Eindrücke viel zu viel und sie braucht Robin dringend, damit er ihr in der fremden Umgebung Halt gibt. Zum Glück haben sie ihren Forscherrucksack mit Kopfhörern, Sonnenbrille, Fernrohr und Kompass dabei, die ihnen beim Fokussieren auf das Wesentliche helfen.

Gut, dass sich alle Astronautenkinder am Ende gefunden und vernetzt haben, denn nun muss sich keiner mehr allein auf seinem Planeten fühlen!

Eine poetische Geschichte, die Mut macht

In Natascha Bergers und Nina Taubes Buch geht es um so viel mehr als das Bereisen ferner Planeten. Jedes der „Astronautenkinder“ hat seine eigene Besonderheit, durch welche es von den anderen Planeten mit seinen Bewohnern getrennt ist. Viele von ihnen sind darüber nicht glücklich, können sie doch nichts für ihre Einzigartigkeit, die ihnen oft wie eine Last erscheint. Doch gemeinsam gelingt es ihnen, Strategien zu entwickeln, mit denen sie auch außerhalb ihres Planeten zurechtkommen.

Wie sich für die meisten Leser wahrscheinlich schnell erkennen lässt, auch wenn das Wort an keiner Stelle fällt, geht es in „Astronautenkinder“ um Neurodiversität. Eine Besonderheit, die leider immer noch viel zu wenig bekannt und akzeptiert wird, sodass sich Betroffene oft wie von einem anderen Planeten fühlen und einsam sind, da viele Mitmenschen sich nicht auf ihre Besonderheit einlassen können oder wollen. Zara, Lia, Robin und Co stehen stellvertretend für eine Vielzahl an Menschen, deren Gehirn aufgrund von Autismus, Ängsten, ADHS oder Hochsensibilität anders funktioniert und Eindrücke nicht wie bei anderen Menschen verarbeitet. Vom Aussehen her fallen die meisten Betroffenen nicht auf, umso mehr stoßen sie auf Unverständnis bei ihren Mitmenschen, von denen sie für schlecht erzogen, willensschwach oder überempfindlich gehalten werden.

Viele Kinder machen daher oft schon früh Erfahrung mit Ausgrenzung, müssen viel Kritik aushalten oder haben das Gefühl, ständig etwas falsch zu machen. Kein Wunder, dass bei vielen das Gefühl entsteht, „falsch“ zu sein oder nicht dazuzugehören. Natascha Berger und Nina Tauber zeigen mit ihrer Geschichte, dass sie nicht allein sind, dass es überall viele verschiedene „Astronautenkinder“ gibt, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben und gemeinsam Lösungen gefunden haben, auf ihrem Planeten nicht mehr allein sein zu müssen.

Gestaltung und Umsetzung

Sowohl sprachlich als auch gestalterisch ist das Buch sehr gut gelungen und ähnelt am Anfang einer Traumreise: „Wir fliegen durch das Weltall. Wir sind echte Astronautenkinder. Wir besuchen unbekannte Planeten. Was wir wohl finden werden?“ Anschließend wird abwechselnd aus der Sicht der Astronautenkinder erzählt, wobei die kleinen Zuhörer immer wieder direkt angesprochen oder ihnen direkte Fragen gestellt werden. Die Botschaft: „Du bist einzigartig und genau richtig, wie du bist“ steht dabei immer im Vordergrund und wird am Ende noch einmal hervorgehoben. Auch wenn die Sprache poetisch wirkt, ist sie dabei weder langweilig noch kompliziert und passt, je nach Entwicklungsstand, zum Alter der Zielgruppe, die mit „ab vier Jahren“ angegeben ist. Das Buch eignet sich jedoch auch gut für ältere Kinder, da die Botschaft und die Umsetzung relativ alterslos ist.

Auch die bildliche Gestaltung harmoniert mit dem Thema und wirkt durch die vielen Sterne etwas verträumt. Die Farben sind angenehm aufeinander abgestimmt. Gut getroffen sind auch die Astronautenkinder, deren starke Emotionen in verschiedenen Situationen gut zum Ausdruck kommen und mit denen sich die kleinen Betrachter bestimmt an der ein oder anderen Stelle gut identifizieren können.

Fazit

Ein tolles Buch über die Einzigartigkeit eines jeden Einzelnen. Besonderheiten werden hier nicht bewertet, sie sind einfach da und machen die Persönlichkeit aus. Auch wenn es für viele nicht immer einfach ist und sich oft anders anfühlt, zeigt die Geschichte auf tolle Art und Weise, dass man nicht das einzige „Astronautenkind“ ist und es im weiten Weltall unendlich viele Planeten gibt, die voller Vielfalt sind. Eine ermutigende Geschichte, nicht nur für besondere Kinder!

Astronautenkinder

Anna Taube, arsEdition

Astronautenkinder

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